SPD: Florian Pronold:Der Mann für den Umbruch

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Die geschwächte Bayern-SPD braucht einen neuen Vorsitzenden - Florian Pronold würde gern den Helden spielen.

Katja Auer

Superman, den könnte die bayerische SPD gut gebrauchen. Einen, der auf einen Schlag alles richten kann. Das Fiasko von 18,6 Prozent bei der Landtagswahl vergessen machen.

Florian Pronold will noch wachsen - bis ihm sein Kostüm passt. (Foto: Foto: dpa)

Dieses Wunder wird Florian Pronold, 36, wahrscheinlich nicht gelingen. Zwar hatte er sich bei der Fränkischen Fastnacht als Superman verkleidet, aber das Kostüm war ihm ein wenig zu groß. "Da kann ich noch hineinwachsen", sagt der SPD-Landesgruppenchef, "wie in das Amt des Landesvorsitzenden."

Im Juli braucht die Bayern-SPD einen neuen Chef und es wird wohl Florian Pronold machen müssen. Er ist der Wunschnachfolger von Ludwig Stiegler, der das Amt nach fünf Jahren abgeben will und im Herbst auch nicht mehr für den Bundestag kandidiert.

Bisher hatte Pronold offen gelassen, ob er tatsächlich kandidieren will und er bleibt dabei, dass er bei der nächsten Landesvorstandssitzung im April erst einmal über "Köpfe und Konzepte" reden will.

Doch die Bewerberzahl ist übersichtlich. Zwar hatte die stellvertretende Landesvorsitzende Adelheid Rupp kürzlich ihr Interesse kundgetan, doch weil sie gleichzeitig die rasche Ablösung der Fraktionsspitze um Franz Maget gefordert hatte und dafür von der Fraktion mit Ämterentzug abgestraft wurde, erscheint ihre Kandidatur ungewiss. Und Thomas Beyer, ebenfalls stellvertretender Landesvorsitzender, der eine Weile als möglicher Kandidat im Gespräch war, hat sich längst selbst aus dem Rennen genommen, weil er sich auf die Arbeit im Landtag konzentrieren will.

Bleibt Pronold. "Wenn ich den Karren ziehen soll, dann bin ich bereit", sagt er. Allerdings müssten die Umstände passen. Denn Pronold ist überzeugt davon, dass die bayerische SPD neue Wege gehen muss und dafür brauche es die Bereitschaft der Parteimehrheit. So möchte Pronold etwa die "Erfolgszentrale 2008", das zentrale Wahlkampfbüro der Bayern-SPD, zur Dauereinrichtung machen.

Der Erfolg bei der Wahl ist zwar nicht eingetreten, doch die Zentrale sei ein Erfolg gewesen, sagt Pronold. Sie soll die Basis einbinden, die überlasteten Ehrenamtlichen, die die ohnehin dürftige Struktur der SPD in Bayern aufrecht erhalten. Pronold denkt an eine schnellere Kommunikation, an die bessere Nutzung des Internets und träumt von einer Verbreiterung der SPD-Basis. Ein neuer Landesvorsitzender allein sei nicht die Lösung. "Es reicht nicht, wenn man nur Köpfe austauscht", sagt er.

Die verlorene Landtagswahl steckt der SPD in den Knochen, die Erneuerung ist dringend nötig. Und unvermeidbar, denn in diesem Jahr zieht sich die Prominenz in der Bayern-SPD von der politischen Bühne zurück. Nicht nur Stiegler hört auf, auch die frühere Bundesfamilienministerin und bayerische SPD-Vorsitzende Renate Schmidt, der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily und der Fraktionsvize im Bundestag, Walter Kolbow.

Pronold ist 36 Jahre alt, er steht für die Verjüngung. Unerfahren ist er dabei nicht. 20 Jahre ist der Niederbayer schon in der Partei, seit 2002 sitzt er im Bundestag, die bayerischen Abgeordneten wählten ihn zum Landesgruppenchef. Als Finanzexperte ist er in Berlin anerkannt.

In seiner Partei ist er trotzdem nicht unumstritten. Als Landesvize bekommt er regelmäßig das schlechteste Ergebnis der drei Stellvertreter. Pronold polarisiert. Einst wollte er die Agenda 2010 von Bundeskanzler Gerhard Schröder kippen. Pronold führte 2003 als Neuling im Bundestag den Protest an und organisierte erstmals in der Parteigeschichte ein Mitgliederbegehren, das die angekündigten sozialen Kürzungen Schröders verhindern wollte. Damit machte er sich nicht nur Freunde.

Außerdem fiel er in der Vergangenheit immer wieder durch markige Sprüche auf, die nicht nur politischen Gegnern zu weit gingen. Die verbalen Entgleisungen gipfelten in der Mittelung: "Jeden Tag blöder: Markus Söder"

Das ist nun lange her, Pronold hat dazugelernt. In der Wortwahl ist er zurückhaltender geworden, die politische Auseinandersetzung sucht er freilich immer noch. Für die bayerische SPD ist er bereit, das Risiko eines Karriereknicks einzugehen. Pronold kennt seine Partei und er weiß genau, dass Wahlverlierer - die einzige Ausnahme bildet Franz Maget - in der SPD ungeliebt sind. Wird er im Juli gewählt, ist er für die Bundestagswahl verantwortlich.

Im Optimismus zumindest steht Pronold Maget in nichts nach. Man könnte auch sagen in der Realitätsferne: "Mein Ziel ist es immer noch, sozialdemokratischer Ministerpräsident in Bayern zu werden", sagt Pronold.

© SZ vom 23.02.2009/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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