Pressefoto Bayern 2016:Die Hoffnungslosigkeit von Idomeni

Die apokalyptische Strahlkraft dieses Bildes hat die Jury des Bayerischen Journalistenverbandes überzeugt: Es zählt zu den besten Pressefotos aus dem Jahr 2016.

Kategorie Tagesaktualität

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(Foto: Uwe Lein/dpa)

Aus etwa 900 Bildern konnte die Jury des Bayerischen Journalistenverbandes die besten Pressefotos aus Bayern für das Jahr 2016 auswählen. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Arbeiten von Fotojournalisten zu würdigen, die das Zeitgeschehen im Bild festhalten und damit aussagekräftige Dokumente über das aktuelle Tagesgeschehen hinaus schaffen. Uwe Lein ist das in der Kategorie Tagesaktualität nach Meinung der Jury am besten gelungen. Sein Bild zeigt zwei Rettungskräfte, die nach dem Zugunglück von Bad Aibling auf die Sitze eines Wagons schauen. Das Urteil der Jury: Über Unfälle muss der Zeitungsfotograf täglich berichten. Ein einziges Bild erzählt bewegend von der Tragik des Zugunglücks bei Bad Aibling und von der Machtlosigkeit des Menschen angesichts der Trümmerlandschaft.

Kategorie Serie

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(Foto: Florian Bachmeier/BJV)

Die Menschen im griechischen Flüchtlingscamp Idomeni sind verzweifelt. Das Camp wächst noch immer, obwohl die Balkanroute längst dicht ist. Die meisten der Flüchtlinge verbringen im März 2016 die Nächte bei Kälte und Regen direkt am Grenzzaun. Der selbstständige Fotograf Florian Bachmeier besuchte das Leben im Lager an der griechisch-mazedonischen Grenze, wenige Wochen vor der Räumung.

Kategorie Nachwuchs

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(Foto: Natalie Neomi Isser/BJV)

Schleuser haben an der Grenze zu Österreich ihre Fahrzeuge zurückgelassen. Die SZ-Fotografin Natalie Neomi Isser hat sie in der Dunkelheit fotografiert: Chipstüten, eine Colaflasche und andere Proviantreste sind die letzten Spuren der illegalen Flucht. Das Urteil der Jury: Relikte, die das alltägliche Drama einer illegalen Flucht symbolhaft aufzeigen. Die nächtliche Szenerie eines verlassenen Schleuserautos wird geschildert wie der Tatort in einem Fernsehkrimi.

Kategorie Kultur

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(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Hier geht die Auszeichnung an den für die dpa tätigen Fotografen Daniel Karmann. Seine Foto zeigt eine Installation Jugendlicher in der "Facebox" - zu sehen in der Ausstellung "no pain, no game" im Nürnberger Museum für Kommunikation. Anders als in den sozialen Netzwerken kann man hier nur einen einzigen "Freund" haben - und der steht einem mit nur 30 Zentimeter Abstand gegenüber. Aufgenommen am 8. Juli in der Schau der Kölner Künstler Volker Morawe und Tilman Reiff, die sich auf Kunst mit Technik spezialisiert haben. Das Urteil der Jury: Netzwerke verbinden und treiben ebenso in die Isolation. Eine deutliche Aussage, die man aus diesem Bild herauslesen kann. Der Fotograf hat die Besucher einer medienkritischen Ausstellung in Nürnberg am Objekt posieren lassen.

Kategorie Umwelt und Energie

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(Foto: Christof Stache/BJV/dpa)

Da fehlte nicht viel: Ein Anwohner im niederbayerischen Simbach beseitigt die Folgen der Flut, die die Stadt am Inn im Sommer heimsuchte. Die "Holzlawine" schob sich bis auf wenige Meter an sein Haus. Aufgenommen hat der hauptsächlich als Agenturfotograf für die französische Nachrichtenagentur Agence France Press (AFP) arbeitende Fotograf Christof Stache das Bild am Tag nach der katastrophalen Überschwemmung. Das Urteil der Jury: Hier wird besonders deutlich, wie hilflos der Mensch gegenüber den Naturgewalten ist. Eine kleine Schaufel voll Schlamm gegen eine ganze Lawine aus Bäumen und Holz. Der Fotograf hat beispielhaft die Dramatik der Sommerflut in Niederbayern eingefangen.

Kategorie Sport

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(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Biathlon-Weltcup in Ruhpolding: Der französische Sportler Martin Fourcade gleitet durch dichtes Schneegestöber während eines abendlichen Trainingslaufs, als er von dem dpa-Fotografen Karl-Josef Hildenbrand fotografiert wird. Die Anstrengung lohnt sich: Einen Tag später gewinnt der Biathlet das Einzelrennen über 20 Kilometer. Das Urteil der Jury: Sport als Kampf gegen sich selbst und das Außen. Beides ist auf geniale Weise in dieser Aufnahme ineinander verwoben. Eine exemplarisch gesehene Situation, die sich erst auf den zweiten Blick erschließt.

Kategorie Bayern - Land und Leute

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(Foto: Sebastian Beck/BJV/dpa)

In der Gnadenkappelle, einer Wallfahrtskirche im oberbayerischen Altötting, wird mehrmals am Tag die heilige Messe oder eine Rosenkranz-Andacht gefeiert. Der Bayern-Chef der SZ, Sebastian Beck, fotografierte den Mesner Alois Burggraf, als er dem Pfarrer Josef Starnecker ins Messgewand hilft. Das Urteil der Jury: Nur ein kurzer Augenblick bei der Vorbereitung einer der vielen Messen in der Gnadenkapelle von Altötting. Und doch ein großes, stilles Bild, das die gleichsam meditative Kraft eines tief wurzelnden Glaubens wiedergibt.

Pressefoto des Jahres

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(Foto: Sachelle Babbar/BJV/dpa)

Es ist der Abend des 22. Juli 2016. Der Abend, an dem ein 18-Jähriger im Münchner OEZ Amok läuft. Auch in der Innenstadt sind schwerbewaffnete Polizisten unterwegs - wie hier am Karlstor in München. An diesem Abend macht der freie Fotograf Sachelle Babbar dieses Foto mit dem Titel "Warten", für das er nun vom Bayerischen Journalistenverband mit dem Pressefoto des Jahres 2016 ausgezeichnet wurde. Das Urteil der Jury: Die Münchner Innenstadt in Schockstarre. Verkehrsreiche Straße und Plätze waren plötzlich menschenleer. Ein auf den ersten Blick scheinbar lapidares Bild zeigt mit seinem klaren, grafischen Aufbau das Gefühl, das sich nach dem Amoklauf eines Schülers über die gesamte Stadt gelegt hat. Die Bilderschau wird im Kreuzgang des Maximilianeums noch bis zum 22. Dezember 2016 zu sehen sein, danach geht sie auf Tour durch bayerische Städte.

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