Mord in Füssen:Die Freundin erwürgt und in der Badewanne zersägt

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Der Fund eines Leichentorsos in Füssen ist aufgeklärt: Ein 27-jähriger Arbeitsloser gesteht die Beziehungstat.

Mike Szymanski

Herbert Pollert, Chef der Staatsanwaltschaft Kempten, formuliert seine Sätze kurz und nüchtern. Als könne er dem Verbrechen damit seinen Schrecken nehmen. "Die Tat ist geklärt, vor wenigen Minuten ist Haftbefehl ergangen", sagt Pollert.

Immer wieder durchstreiften bis zu 120 Beamte gleichzeitig das Waldstück bei Füssen, wo der Leichnam entdeckt worden war. (Foto: Foto: ddp)

Ein 27-jähriger Arbeitsloser aus Füssen hat zuvor in den Vernehmungen gestanden, am 16. August seine Lebensgefährtin erwürgt und danach in der Badewanne mit einer Säge verstümmelt zu haben. Den Torso der Leiche legte der Mann in einem Plastiksack im Wald ab, wo er am vergangenen Sonntag von einem Pilzsammler gefunden wurde.

Bei der Toten handelt es sich um eine 23-jährige Thailänderin, die sich offenbar von dem mutmaßlichen Täter hatte trennen wollen. Dies ist nach Angaben der Polizei wohl das Motiv der Tat.

Vor der Presse schildert Staatsanwalt Pollert, wie es zu diesem Verbrechen kommen konnte. Es ist die Geschichte einer gescheiterten Liebe, die vor einigen Tagen in enthemmte Gewalt umschlug. Das Opfer und der Täter waren seit zwei Jahren ein Paar.

Die gebürtige Thailänderin, die bei Adoptiveltern in Rheinland-Pfalz aufwuchs, hatte in Füssen eine Ausbildung als Hotelfachfrau angefangen und vor kurzem erst beendet. Ihr Lebensgefährte stammt aus Brandenburg, wuchs als Heimkind auf und war Zeitsoldat in Füssen. Ihn warf es nach der Entlassung aus der Bundeswehr offenbar aus der Bahn. Einen Job fand er nicht, aber eine Freundin.

Der 27-Jährige lebte bei ihr in der Wohnung, aber sie wollte ihn verlassen. Die Frau träumte von Jobs im Ausland. Am Abend des 16. August kam sie spät nach Hause. Sie hatte noch eine Freundin besucht. Wieder erklärte sie ihrem Freund, dass sie die Beziehung beenden wolle.

Es kam zum Streit und dann zum Gerangel. In den Vernehmungen gestand der Mann nach Angaben der Staatsanwaltschaft, dass er seine Freundin erwürgte. Danach zerstückelte er den Leichnam in der Badewanne der Wohnung, trennte Arme, Beine und Kopf ab, um die Teile so besser im Rucksack verstauen und mit dem Fahrrad transportieren zu können. Der mutmaßliche Täter hat kein eigenes Auto und auch keinen Führerschein. "Es klingt brutal", sagt Kripo-Chef Albert Müller. "Der Mann wollte so einfach Spuren verwischen."

Spur 28 führte zum Ziel

In der Tat hatten die Beamten anfangs größte Mühe mit dem Fall. Tagelang war nicht zu klären, um wen es sich bei der Toten handelt. Die Kriminalpolizei setzte eine Sonderermittlungsgruppe ein und gab ihr den Namen des Fundortes: "Moosanger". Auch Beamte aus Österreich halfen bei den Ermittlungen, das Bundeskriminalamt war ebenfalls eingeschaltet.

Immer wieder durchstreiften bis zu 120 Beamte gleichzeitig das Waldstück bei Füssen, wo der Leichnam entdeckt worden war. Polizisten klingelten an den Türen einer nahe gelegenen Wohnsiedlung. Spur Nummer 28 führte am Mittwoch die Ermittler schließlich zum Lebensgefährten der Toten.

Die 23-Jährige war fast gleichzeitig von ihrem Arbeitgeber und ihrer Großmutter in Rheinland-Pfalz als vermisst gemeldet worden. Zwar versuchte der Mann die Polizisten noch davon zu überzeugen, dass seine Freundin vorübergehend in München sei. Aber dann, so erzählt Staatsanwalt Pollert, habe er sich in Widersprüche verstrickt und alles gestanden. Er führte die Polizisten später auch zu den vier anderen Orten im Wald, wo er die übrigen Leichenteile versteckt hatte.

In Füssen wurde die Nachricht vom geklärten Verbrechen mit großer Erleichterung aufgenommen. In den vergangenen Tagen waren besonders die Familien, die in der Nähe des Waldstücks leben, verunsichert. Sie fürchteten, der Täter könnte ein weiteres Mal zuschlagen

© SZ vom 30.08.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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