Monika Hohlmeier:"Ich habe Verständnis für die Franken"

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Trotz aller Proteste will die Strauß-Tochter weiter für Brüssel kandidieren - Günther Beckstein soll dabei helfen.

Olaf Przybilla

SZ: Frau Hohlmeier, fühlen Sie sich trotz aller Proteste an der CSU-Basis willkommen in Oberfranken?

Monika Hohlmeier: "Meine Beziehung zu Franken soll von Dauer sein." (Foto: Foto: dpa)

Monika Hohlmeier: Natürlich spüre ich Skepsis bis hin zu großer Skepsis zu Beginn von Veranstaltungen. Aber es gibt auch viele Menschen, die sagen: Ich bin mit vielen Vorurteilen gekommen und gehe nun ohne Vorurteil - herzlich willkommen, Frau Hohlmeier! So etwas freut mich.

SZ: Bei einer dieser Veranstaltungen in Oberfranken hat ein CSU-Mitglied berichtet, er sehe sich am Arbeitsplatz nun ständig Beschimpfungen ausgesetzt.

Hohlmeier: Natürlich hat meine rasche Nominierung zu Irritationen in Franken geführt. Ich habe dafür auch volles Verständnis. Aber wenn ich auf die Leute zugehe und ihnen den tatsächlichen Ablauf erkläre, dann verstehen die Menschen das auch.

SZ: Dass Sie der oberfränkische CSU-Chef Karl-Theodor zu Guttenberg erst am Abend vor der Nominierungsversammlung gefragt hat, ob Sie kandidieren, halten viele für unglaubwürdig.

Hohlmeier: Es stimmt aber. Ihm haben zuvor renommierte Bewerber aus Oberfranken abgesagt. Ich habe nach dem Anruf drei Stunden mit meiner Familie über die Kandidatur und den Umzug nach Oberfranken beraten. Gegen Mitternacht habe ich mitgeteilt, dass ich antrete. Zugesichert hat mir aber niemand etwas. Immerhin gab es auch vier respektable Gegenkandidaten. Die Entscheidung wurde aufgrund meiner parlamentarischen Erfahrung und guten Vernetzung auf europäischer Ebene getroffen.

SZ: Die Reaktionen sind stürmisch. Nicht mal bei der Beckstein-Demontage war das Leserbrief-Aufkommen in Franken annähernd so negativ.

Hohlmeier: Vieles beruht auf Klischees, die gegen mich gestreut wurden. Es wird gesagt, ich hätte bei der Landtagswahl in meinem oberbayerischen Wahlkreis eine Abfuhr bekommen. Das Gegenteil ist der Fall - ich bin auf Platz 1 der Listenbewerber vorgewählt worden.

SZ: Schließen Sie aus, dass Sie Brüssel als Sprungbrett für die Rückkehr an den Kabinettstisch in München nutzen?

Hohlmeier: Ja, das schließe ich definitiv aus. Ich kandidiere für das Europaparlament, und sollte ich es schaffen, dann werde ich auch in fünf Jahren wieder kandidieren. Meine Beziehung zu Franken soll von Dauer sein. Ich will die Anliegen Oberfrankens und des gesamten Landes frühzeitig auf europäischer Ebene einbringen. Durchsetzungskraft billigen mir sogar meine ärgsten Kritiker zu.

SZ: Haben Sie angesichts der Reaktionen in Franken schon mal den Rücktritt vom Antritt überlegt?

Hohlmeier: Nein. Dass die fränkische Seele nach dem Rücktritt von Günther Beckstein verletzt ist, dafür habe ich Verständnis. Es freut mich umso mehr, dass er mit mir gemeinsam Wahlkampf machen will. Markus Ferber, unser Spitzenkandidat, will das übrigens auch.

SZ: Wären Sie am Ende mit Listenplatz 6 zufrieden?

Hohlmeier: Solche Debatten führe ich nicht. Die Menschen haben kein Verständnis dafür.

SZ: Aber die Oberfranken haben wohl ein Recht zu sagen: Wenn schon kein Franke antritt - dann soll die Bewerberin wenigstens ins Parlament einziehen.

Hohlmeier: Da gebe ich Ihnen recht. Mir ist aber nicht bange vor der Nominierungsversammlung am 17. Januar.

© SZ vom 09.01.2009/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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