Missbrauchsvorwürfe:Ex-Ministranten verteidigen Mixa

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Mehrere ehemalige Ministranten können sich nicht vorstellen, dass Walter Mixa Kinder geschlagen hat. Der Bischof sei Kindern mit viel Respekt begegnet.

Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat Rückendeckung von ehemaligen Ministranten erhalten. Gewalttätige Übergriffe des damaligen Pfarrers hätten sie niemals miterlebt, schreiben knapp 20 Bürger, die damals Ministranten waren oder sich als Jugendliche in der Pfarrei St. Jakob engagierten, in einem Offenen Brief.

Sie können sich auch nicht vorstellen, dass Mixa zu solchen Übergriffen fähig gewesen wäre. "Unseren damaligen Stadtpfarrer Walter Mixa haben wir immer als einen Menschen erlebt, der Kindern und Jugendlichen mit viel Respekt und Wertschätzung begegnet ist", heißt es in dem Brief, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. "Zwischen dem Stadtpfarrer und uns herrschte ein herzliches und harmonisches Einvernehmen".

Mehr als ein halbes Dutzend ehemalige Heimkinder hatten Mixa in seiner Zeit als katholischer Stadtpfarrer in Schrobenhausen von 1975 bis 1996 die Anwendung körperlicher Gewalt vorgeworfen. Es war von "Ohrfeigen, Fausthieben und Hieben auf das nackte Gesäß" die Rede.

Mixa wies unterdessen die Misshandlungsvorwürfe gegen sich erneut mit Nachdruck zurück. "Ich habe zu keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form angewandt", betonte der katholische Oberhirte in der Bild am Sonntag. Er habe ein reines Herz. "Ein Priester muss gewaltlos sein. Ich habe mich immer daran gehalten."

In den vergangenen Tagen waren nach den SZ-Berichten immer mehr Anschuldigungen ans Licht gekommen. Eine Frau sagte nach Angaben der Tageszeitung Donaukurier (Ingolstadt), sie sei im Firmunterricht von Mixa geschlagen worden und habe anschließend seinen Ring küssen müssen. Ein 40-jähriger Mann, der heute in Rosenheim lebt, sagte der Zeitung, er habe Mixa als Grundschullehrer gehabt. "Er war kein netter Mann, er hat uns geschlagen und an den Haaren und Ohren gezogen."

Die Anschuldigungen der ehemaligen Heimkinder seien unwahr und stimmten ihn traurig, sagte Mixa. An die ehemaligen Heimbewohner, die ihm Misshandlungen vorwerfen, könne er sich nicht erinnern, sagte er der Welt am Sonntag. Auf neuen Zeitungsfotos erkenne er sie nicht wieder. Auch dass die ehemaligen Heimkinder sich noch an ihn erinnern können, bezweifelte der Bischof. Trotz der schweren Vorwürfe bete er für sie. "Für mich als Seelsorger sind sie Opfer, denen offenbar Unrecht geschehen ist", sagte der Bischof der Bild am Sonntag. "Mein Credo galt und gilt bis heute: Ich bin gut zu euch, seid bitte auch gut zu mir."

Vergangenheit womöglich verdrängt

FDP und Grüne reagierten skeptisch auf Mixas Äußerungen. Der Kirchenexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Stefan Ruppert, sagte dem Berliner Tagesspiegel, Mixa müsse sich fragen lassen, ob er sich wirklich noch richtig erinnere und ob das Vertrauen in ihn noch vorhanden sei. Die Augsburger FDP-Bundestagsabgeordnete Miriam Gruß sagte: "Wenn eidesstattliche Versicherungen vorliegen, stellt man sich die Frage, ob Bischof Mixa seine Vergangenheit womöglich verdrängt hat."

Auch die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Priska Hinz, äußerte große Zweifel an Mixas Darstellung. Die Kirche solle eine unabhängige Untersuchung einleiten. In seiner Predigt am Ostersonntag ging der Bischof auf die Beschuldigungen nicht direkt ein, sondern äußerte sich nur allgemein zu der Affäre um Misshandlungen und Missbrauch in der Kirche.

"Menschen sind beschädigt worden, man hat ihnen Böses angetan", sagte er im Augsburger Dom und rief zu Umkehr und Erneuerung auf. Mixa hatte bereits in der vergangenen Woche alle Vorwürfe von sich gewiesen und über das Ordinariat erklären lassen, die Angaben seien "absurd und erfunden".

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