Landsberg:Protest gegen Aufmarsch von Rechten

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Mehr als 2000 Menschen haben gegen einen Aufmarsch von Neonazis demonstriert - die Polizei nahm mehrere Rechtsextreme fest.

Bei einem Aufmarsch von Neonazis am Samstag im oberbayerischen Landsberg am Lech hat die Polizei 21 Personen vorläufig festgenommen. Zuvor hatten bis zu 2000 Gegendemonstranten den Umzug der 80 Rechten mit einem lautstarken Pfeifkonzert begleitet und ihnen die Rote Karte gezeigt, teilte ein Polizeisprecher mit.

In Landsberg haben 2000 Menschen gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremen demonstriert. (Foto: Foto: dpa)

Als die Sympathisanten der rechten Szene nach einer Kundgebung auf dem Hauptplatz den Heimweg antraten, sei es aber zu kleineren Rangeleien und Beleidigungen gekommen. 19 Männer und Frauen aus dem linken sowie zwei aus dem rechten Lager wurden vorläufig festgenommen. Davon abgesehen sei der Tag insgesamt friedlich verlaufen. NPD-Bezirkschef Roland Wuttke hatte zu dem Aufmarsch aufgerufen, der unter dem Slogan "Landsberg bekennt sich zu seiner Geschichte" stand.

Dunkel gekleidet und vereinzelt rot-weiße Fahnen schwenkend, waren seine Anhänger zunächst vom Bahnhof zu einer Kundgebung auf den Hauptplatz gezogen. Die Gegendemonstranten zückten rote, schulheftgroße Karten und streckten sie den Neonazis entgegen. "Das ist wie auf dem Fußballplatz", sagte der Polizeisprecher weiter.

Viele Menschen, die an der geplanten Route wohnen, enthüllten Transparente mit Aufschriften wie "Landsberg wehrt sich" oder "Auch diese Stadt hat Nazis satt". Ohne Unterlass seien die Trillerpfeifen der Gegendemonstranten während des Umzugs der Rechtsextremen und der NPD-Kundgebung auf dem Stadtplatz zum Einsatz gekommen. "Die Rechten haben hier wenig Sympathisanten", sagte der Polizeisprecher.

Zuvor hatten sich in den Mittagsstunden rund 1000 Menschen an einem Umzug durch die Stadt beteiligt, zu dem Bündnis90/Die Grünen aufgerufen hatten. "Das sind weit mehr als wir erwartet hatten", sagte der Polizeisprecher. Dagegen war das geplante Stadtfest auf einem anderen Platz während des Aufmarsches der Rechten nahezu verwaist.

Auch als die Rechten abgezogen waren, nahm das Fest unter dem Motto "Bunt gegen Braun" kaum an Fahrt auf. Wenige Menschen interessierten sich noch für die Darbietungen von Jazz- und Rockbands, Trommler-Gruppen und Akrobaten.

Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hatte sich am Vortag entsetzt darüber gezeigt, dass der Bayerische Verwaltungsgerichtshof den Aufmarsch mit dem Verweis auf die Meinungsfreiheit überhaupt erlaubt hatte.

Landsberg sei in der rechtsextremistischen Szene als "Hitlerstadt" und "Stadt der nationalsozialistischen Jugend" in die Zeitgeschichte eingegangen. "Wir dürfen die Straßen nicht den Rechtsextremisten und ihrer braunen Propaganda überlassen", sagte Knobloch.

Ursprünglich waren zu dem Aufmarsch 150 Rechte erwartet worden. Die Festgenommenen hatten unter anderem gefährliche Gegenstände, wie einen verstärkten Schlaghandschuh oder einen Schlagring, bei sich getragen oder gegen das Vermummungsverbot verstoßen. Vor seiner Machtergreifung saß Adolf Hitler in Landsberg am Lech im Gefängnis. Dort verfasste er auch sein Buch "Mein Kampf".

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