Kultur:Zehn Tipps für Freilichttheater in Bayern

Im Sommer wird landauf, landab, unter freiem Himmel Theater gespielt. In Bayern gibt es zahlreiche Bühnen - wir stellen die spannendsten Inszenierungen vor.

Von den SZ-Autoren

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(Foto: Miedl/Luisenburg-Festspiele)

Die uralte Lust der Bayern am Theaterspiel ist ungebrochen. Schon deshalb ist die bayerische Theaterszene überwiegend von einer großen Volksnähe geprägt. Noch dazu, wenn im Sommer alles ins Freie drängt, und die Zeit der Freilichttheater beginnt, die mit ihrer besonderen Atmosphäre jedes Jahr Hunderttausende Besucher anlocken. Eine herausragende Rolle spielt dabei das älteste Freilichttheater Deutschlands: die Luisenburg-Festspiele im oberfränkischen Wunsiedel (im Bild). Bis zu 150 000 Besucher pro Jahr genießen die Atmosphäre vor der Felsenkulisse im Fichtelgebirge. In diesem Jahr wird dort erstmals ein Stück von Thomas Bernhard gezeigt: "Der Theatermacher". In der Titelrolle verabschiedet sich Intendant Michael Lerchenberg von der Luisenburg.

Siebtelbauern auf Burg Neunußberg

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(Foto: Herbert Pöhnl)

"Die Siebtelbauern" - das ist ein Western im Bayerischen Wald, der beim Burgfestspielverein Neunußberg auf dem Programm steht. Ein anspruchsvolles Stück, das sich gänzlich von der Satire der früheren Burgfestspiele unterscheidet. Selbstverantwortlich arbeiten, als gleichberechtigte Gemeinschaft zusammen leben und die Freizeit verbringen - all das müssen die sieben Mägde und Knechte lernen, nachdem ihr Herr ihnen den Hof zu gleichen Teilen vermacht hat. Auch wenn es anfangs nicht reibungslos läuft zwischen ihnen, raufen sich die Siebtelbauern doch noch zusammen und trotzen den alteingesessenen Bauern. Das Theaterstück "Die Siebtelbauern" wurde vom Tiroler Dramatiker Stefan Hellbert entworfen, und zwar auf der Grundlage des gleichnamigen Films von Regisseur Stefan Ruzowitzky. Der wurde 1998 für diesen Streifen sogar mit internationalen Filmpreisen ausgezeichnet. Regie in Neunußberg führt der gebürtige Deggendorfer Jonas Brand. Aufführungen: 21., 22., 23., 28., 29., 30. Juli auf Burg Neunußberg bei Viechtach (Landkreis Regen).

Antihelden in Vohenstrauß

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(Foto: Landestheater Oberpfalz)

Schloss Friedrichsburg ist bekanntlich das Wahrzeichen von Vohenstrauß - und als Renaissance-Bau mit Satteldach und Ecktürmen prädestiniert, um als Kulisse fürs Theater herzuhalten. Genauer: für die Burgfestspiele des Landestheaters Oberpfalz. In diesem Jahr steht ein Stück des Norwegers Ingvar Ambjørnsen auf dem Schauspielplan. Der kommt aus der Hippie- und Aussteigerkultur, sein Werke beschäftigen sich entsprechend häufig mit Protagonisten vom Rande der Gesellschaft. Antihelden stehen auch in "Elling" im Mittelpunkt: Für Elling und seinen Freund Kjell Bjarne, beide erst aus der psychiatrischen Klinik entlassen, ist schon ein klingelndes Telefon eine Herausforderung. Ein Sozialarbeiter versucht, sie ins "normale" Leben einzugliedern. Als aber die schwangere Reidun in das Leben der Männer stolpert, wachsen sie über sich hinaus. "Elling" wird noch am 27. und 28. Juli gezeigt.

"Alte Bastei" in Nördlingen

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(Foto: Alt Nördlingen)

Die Freilichtbühne "Alte Bastei" in Nördlingen ist Bestandteil der Stadtmauer. Volkstheater, klassische Stücke, Musicals und Inszenierungen für Kinder stehen auf dem Programm des Vereins "Alt Nördlingen", der seit 1949 alljährlich ein Bühnenstück auf die Beine stellt und schon seit mehr als 80 Jahren besteht. In diesem Sommer präsentiert das Amateurtheater in historischem Ambiente wieder ein Stück Lokalkolorit: "Els - Die Frauenhausakte von Nördlingen", von Barbara Lackermeier und Timo Meister in Szene gesetzt, ist keine leichte Kost. Anhand der Originalakten aus dem Stadtarchiv von 1472 erzählt, kommt die Geschichte der Dirne Els von Eystätt zur Aufführung, die des Kindesmords angeklagt ist. Für das jüngere Publikum wird nachmittags die Geschichte vom kleinen Ritter Trenk gespielt, der sich und seine Familie aus dem Joch der Unterdrückung befreien will. Beide Aufführungen sind bis 30. Juli zu sehen.

Waldfestspiele Bad Kötzting

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(Foto: Waldfestspiele Kötzting)

"Ein Sommernachtstraum" gehört zu William Shakespeares meistgespielten Stücken - kein Wunder, funktioniert die Komödie heute so gut wie bei ihrer Uraufführung 1595. Das Stück ist im Original auf Englisch, eine bairische Variante präsentieren die Waldfestspiele Bad Kötzting seit 2015. Die Ausgangslage: Helena liebt Demetrius. Demetrius liebt Hermia. Lysander liebt Hermia und umgekehrt, doch Hermia soll Demetrius heiraten. Weil Gefühle eine komplizierte Sache sind, fliehen alle vier ins Reich von Elfenkönig Oberon. Der wiederum hat Eheprobleme mit Gattin Titania. Das zwangsläufig folgende Liebeschaos bringt eine 200 Köpfe starke Laiengruppe auf die Bühne. Inszeniert wird es auch in diesem Jahr von Johannes Reitmeier, seines Zeichens Intendant am Tiroler Landestheater in Innsbruck. Saison-Premiere ist am Samstag, 22. Juli. Weitere Aufführungen sind für 25., 28., 29. und 30. Juli sowie 1., 4. und 5. August geplant.

"Der bayrische Jedermann" in Straubing

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(Foto: Festspielverein Straubing)

Der Agnes-Bernauer-Festspielverein Straubing zeigt mit mehr als 80 Mitwirkenden Andreas Wiedermanns beeindruckende Inszenierung "Der bayrische Jedermann" frei nach Hofmannsthal. Wer das Salzburger Jedermann-Gefühl erleben möchte, ist hier allerdings fehl am Platz. Schauplatz in Straubing ist die Kulisse der Reitertreppe des Herzogschlosses. Oskar Weber hat das Stück einst ins Bairische übertragen, was dem alten Spiel vom "Sterben des reichen Mannes" in Straubing eine interessante Farbigkeit und Sprachkraft verleiht. Wiedermann setzt Hofmannsthals behäbig wirkenden Knittelversen phasenweise ein komisches, witziges und sehr bairisch klingendes Potpourri entgegen. Der Besucher kann dem "Jedermann" damit ganz neue und ideenreiche Seiten abgewinnen. Und so findet "Der bayrische Jedermann" auch ein überraschendes Ende. Statt der Himmelfahrt endet das Spektakel nämlich mit einer langen Büßertafel. Für die kommenden Aufführungen am 21., 22., 23., 26., 28. und 29. Juli (jeweils 21 Uhr) gibt es nur noch wenige Karten. Deshalb wird eine Zusatzveranstaltung am 30. Juli angeboten (Karten: Telefon 09421/940 6700 und Abendkasse).

Faust-Festspiele in Pegnitz

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(Foto: Faust-Festspiele)

Die Faust-Festspiele in Kronach waren eine Institution. Warum es sie seit dieser Spielzeit nicht mehr gibt, darüber wurde viel geraunt. Im Kern ist der Grund wohl banal: Irgendwann nutzt sich jede Idee ab. Den Gipfel deutscher Theaterliteratur in komprimierter Form auf eine Freilichtbühne zu bringen, war reizvoll. In Kronach aber hatte irgendwann jeder Kulturinteressierte diesen Faust für Nervöse einmal gesehen, viele auch mehrmals. Und so ist die Idee seit diesem Sommer von der Nordspitze Oberfrankens an die Südspitze gewandert, nach Pegnitz. Dort wird von nun an Faust in reizvoller Umgebung gezeigt, allerdings nicht ausschließlich Faust (wie schon in Kronach). Der Beginn der neuen Faust-Festspiele hätte besser verlaufen können, ausverkauft war die Premiere nicht. Aber auch deutlich schlechter: Das südoberfränkische Publikum reagierte mit Ovationen. In Kronach gibt es übrigens weiter Festspiele. Sie heißen nun Rosenberg-Festspiele.

Main-Blick in Klingenberg

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(Foto: Clingenburg-Festspiele)

Die Region um Miltenberg ist etwas für Kenner. Zwar ist es von dort nicht weit bis nach Frankfurt, der Durchgangsverkehr aber fließt in sicherer Entfernung am sogenannten Churfranken, dem südlichen Westunterfranken, vorbei. Einer der Höhepunkte in der Gegend ist der rote Frankenwein. Ein anderer sind die Festspiele auf der Clingenburg in Klingenberg, wo sich Wein und Kultur tatsächlich ideal verbinden lassen. Eine Gruppe Theaterbegeisterter gründete vor 24 Jahren die Festspiele in einer Ruine in den Wein-Steilhängen. Seither besuchten nahezu eine Million Zuschauer das Freilufttheater mit Main-Blick. Fünf Stücke werden pro Saison auf die Bühne gebracht. Es spielen ausschließlich Profis, die Arbeit rund um die Festspiele bleibt zum großen Teil an den Klingenbergern hängen. Allein zwischen Mai und August investieren Ehrenamtliche bis zu 3500 Stunden in die Theaterfestspiele.

Gut gelaunt in Dinkelsbühl

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(Foto: Hans von Draminski/oh)

Das Landestheater Dinkelsbühl verlegt jedes Jahr seine gesamte Sommerspielzeit mit etwa 120 Vorstellungen nach draußen. Romantisch an einem alten Wehrgang gelegen, sind Bühne und Zuschauer überdacht. Dramaturg Sebastian Engmann wünscht sich, dass die Zuschauer einen "gut gelaunten Sommerabend" verbringen, etwa mit der Bühnenfassung des Erfolgsfilms "Ziemlich beste Freunde" oder der Schlagerrevue "Petticoat und Minirock". Das benachbarte Feuchtwangen stellt immer wieder eigens fürs Freilichttheater ein Ensemble aus professionellen Schauspielern zusammen. Die Kreuzgangspiele zählen zu den bekanntesten Deutschlands. Hans Clarin und Gudrun Landgrebe standen schon auf der Bühne im Hof eines Benediktinerklosters, Jörg Hube inszenierte einst "Die Dreigroschenoper". Das Programm reicht vom Musical "Kiss me, Kate" bis zu einer Theaterversion des Films "Luther".

Die Mühldorfer Hex

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(Foto: Kulturschupp'n Mühldorf)

"Sie is a Hex, sie is a Hex" - so wurde im Jahr 1749 im oberbayerischen Mühldorf die 16-jährige Dienstmagd Maria Pauer aus Neumarkt-Sankt Veit "in puncto magiae" angeklagt. Sie wurde nach Salzburg überstellt und dort zum Tode durch Schwert und Feuer verurteilt. Am 6. Oktober 1750 richtete man sie hin und verbrannte sie auf dem Scheiterhaufen. Sie wurde beschuldigt, mit Hilfe des Teufels im Haus des Höllschmieds Altinger Gegenstände wie Mauerbrocken, Hämmer, Eicheln und Knochen geworfen zu haben. Der Kulturschupp'n Mühldorf bringt das Stück über diese historische Begebenheit auf die Freilichtbühne des Haberkasten-Innenhofs. Maria Pauer war eines der letzten Opfer des Hexenwahns im süddeutschen Raum. 45 Spieler zeigen die Vorkommnisse und Hintergründe der Ereignisse. Nicht nur die Denkweisen und Ängste der damaligen Zeit, auch unsere heutigen Ausprägungen der Angst werden dem Zuschauer bewusst gemacht. Termine: 21., 27., 28., 29. Juli. Silvia Menzel und Christopher Luber sind die Autoren.

"Die Päpstin" in Donauwörth

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(Foto: Freilichttheater Donauwörth)

Ein Stück, das der Kirche womöglich nicht schmeckt, wohl aber beim Publikum Zuspruch findet, zeigt bis zum 5. August die Freilichtbühne am Mangoldfelsen in Donauwörth: "Die Päpstin", nach dem Roman von Donna Woolfolk Cross und in Szene gesetzt von Wolfgang Schiffelholz, ist die Geschichte der wissbegierigen Tochter eines Dorfpriesters, die sich gegen allerhand Widerstände ein enormes Wissen aneignet und in Rom Leibärztin des Papstes Sergius wird. Sie gelangt zu hohem Ansehen und wird selbst zum Papst gewählt. Für Kinder läuft noch bis zum 3. August "Peter Pan", der der Anführer der verlorenen Jungs auf Nimmerland ist und sich mit dem grausamen Captain Hook und dessen Piratenbande herumschlagen muss. Die Aufführung ist für Buben und Mädchen ab vier Jahren geeignet und wird untermalt von mitreißenden Songs. Das Stück nach der Geschichte von Matthew Barrie hat Uwe Heynitz auf die Bühne gebracht. chro

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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