Körperliche Übergriffe:Strafbefehl gegen früheren Diakonie-Chef

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Er soll Diakone mit Metallklammern und mit Stockschlägen traktiert haben: Nun hat das Amtsgericht Hersbruck gegen den ehemaligen Rektor der Rummelsberger Anstalten einen Strafbefehl erlassen.

Im Zusammenhang mit dem Skandal um zweifelhafte Psycho-Experimente mit Diakonen hat das Amtsgericht Hersbruck gegen den früheren Rektor der Rummelsberger Anstalten, Karl Heinz Bierlein, einen Strafbefehl erlassen.

Karl Heinz Bierlein muss 10.000 Euro zahlen oder sich in einer Gerichtsverhandlung den Misshandlungsvorwürfen stellen. (Foto: Foto: dpa)

Darin habe das Gericht eine Bewährungsstrafe von elf Monaten und eine Geldbuße von 10.000 Euro festgesetzt, teilte ein Gerichtssprecher am Montag mit. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Ex-Chef der Diakonie-Einrichtung in Schwarzenbruck im Landkreis Nürnberger Land schwere Körperverletzung in sechs Fällen vor.

Der 56 Jahre alte Pfarrer habe Psycho-Experimente für ein Buchprojekt als Vorwand genommen, um sich die Einwilligung der jungen Diakone zu den Experimenten zu erschleichen. Dabei habe es sich um Experiment gehandelt, bei denen Probanden bei mutmaßlichen Falschaussagen Schmerz zugefügt worden sei. So seien junge Diakone bei Fehlleistungen mit Metallklammern am Oberkörper traktiert und mit Stock und Gürtel gezüchtigt worden, erläuterte ein Justizsprecher.

Nach Informationen aus Kirchenkreisen soll Bierlein dabei Elemente des Milgram-Experiments angewandt haben. Das in den sechziger Jahren in den USA entwickelte Verfahren sollte austesten, ob gewöhnliche Menschen auf entsprechende Anweisung dominierender Persönlichkeiten auch zum gewissenlosen Töten bereit seien.

Zwei Wochen Einspruchsfrist

Bierlein hat nun zwei Wochen Zeit, um gegen den Strafbefehl Einspruch zu erheben. In diesem Fall müsste sich Bierlein in einer öffentlichen Verhandlung vor dem Amtsgericht Hersbruck verantworten. Er hatte sich seit Beginn der staatsanwaltlichen Ermittlungen nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Die Vorfälle waren durch den Brief eines Betroffenen Ende des vergangenen Jahres ans Licht gekommen. Er hatte an den Landeskirchenrat geschrieben und Anzeige bei der Polizei erstattet. Nach einer Anhörung bei der Kirchenleitung habe sich der Rektor entschieden, von allen Ämtern zurückzutreten, und um seine sofortige Beurlaubung gebeten. Der Landeskirchenrat leitete ein Disziplinarverfahren ein, dessen Ergebnis noch nicht vorliegt.

Die Rummelsberger Anstalten sind mit 170 sozialen Einrichtungen und mehr als 6000 Beschäftigten eines der größten diakonischen Unternehmen in Deutschland. Zum neuen Rektor und Vorstandsvorsitzenden der Anstalten war Ende Mai der bisherige Dekan von Neumarkt/Oberpfalz, Wolfgang Bub, gewählt worden.

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