Gabriele Pauli im Landtag:Von Platz acht nach vorne

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Wieder erfolgreich: Ex-CSU-Rebellin Gabriele Pauli hat den Einzug in den Landtag geschafft - für die Freien Wähler.

Olaf Przybilla

Am Tag danach ist Armin Grein ein glücklicher Mann. 1978 hat der ehemalige Landrat im fränkischen Kreis Main-Spessart die Freien Wähler (FW) aus der Taufe gehoben. 30 Jahre später sind sie mit 10,2 Prozent erstmals in den bayerischen Landtag eingezogen, eine kleine Sensation. Grein, 69, ist noch immer FW-Bundesvorsitzender, sein Wort hat Gewicht. "Wir sollten in die Opposition gehen", sagt er, "da können wir den Parlamentarismus lernen."

Auf dem Weg zu einem neuen Abschnitt ihrer politischen Karriere: Gabriele Pauli (Foto: Foto: AP)

Immerhin sei der Landtag völliges Neuland für die FW-Kommunalpolitiker - und die Arbeit im Landtag lerne man nicht von heute auf morgen. Eine Sorge freilich treibt Grein am Montag um, nachdem sicher ist, dass es Gabriele Pauli über einen Listenplatz in den Landtag geschafft hat. Dort müsse sie dann "von unserem Fraktionschef richtig geführt" werden, fordert Grein. Und Pauli müsse dringend "die Allüren eines Tanzmariechens ablegen".

Pauli kann über dergleichen nur lachen. Die ehemalige Fürther Landrätin hat jetzt Oberwasser - fast so begehrt ist sie als Gesprächspartnerin wie vor anderthalb Jahren, als sie den Sturz Edmund Stoibers einleitete. Ob sie jetzt Familienministerin werden will oder Finanzministerin, wird sie gefragt. Es gehe ihr "nicht um Ämter", antwortet sie, sondern um eine Veränderung der CSU-Politik.

Dafür habe sie einst gegen Stoiber gekämpft und dafür werde sie weiter kämpfen. Schaut man in den Stimmkreis, in dem Pauli angetreten ist, so wirkt ihr Ergebnis erst mal nicht als Empfehlung für einen Karrieresprung. Lediglich 7,3 Prozent erreichte sie in Nürnberg-Nord, ihr Gegenbewerber Günther Beckstein kam auf 40 Prozent. Aber dieser Stimmkreis, sagt Pauli, sei ihr "gar nicht so wichtig" gewesen.

Deshalb trat sie im Wahlkampf öfters in südbayerischen Bierzelten auf - um der FW über die Fünf-Prozent-Hürde zu helfen. "Als ich vor drei Monaten zu den Freien gestoßen bin, lagen sie bei Umfragen nur bei fünf Prozent", sagt Pauli. Seither habe sich die Zustimmung verdoppelt. Die 51-Jährige spricht von einem "Pauli-Faktor", der diesen Zuwachs "gewiss nicht behindert" habe.

Kommt es nun zum Machtkampf zwischen FW-Landeschef Hubert Aiwanger und Gabriele Pauli? Aiwanger hatte deren Beitritt zu den Freien vergeblich zu verhindern versucht. Noch vor drei Monaten bei einer Pressekonferenz hatte er von "einer Frau Pauli" gesprochen, obwohl diese direkt neben ihm saß. Aiwanger kennt natürlich das schwache Erststimmen-Ergebnis, das die Konkurrentin in Nürnberg erreicht hat. Er sagt: "Ich bin der Letzte, der froh wäre, wenn ein FW-Kandidat schlecht abschneidet."

Ergebnis dürftig, aber ausreichend

Aiwangers Führungsrolle bei den Freien gilt in den eigenen Reihen vorläufig als ungefährdet. Sollten die Freien in die Opposition gehen, so sei Aiwanger die Aufgabe als Fraktionschef "nicht streitig zu machen", sagt Grein. Pauli bliebe vor allem die Rolle, den Freien in Talkshows ein Gesicht zu geben - denn zu Beckmann wird auch künftig eher nicht Aiwanger eingeladen. Pauli sagt, sie würde "natürlich zur Verfügung stehen", wenn sie Verantwortung übernehmen solle.

Dass Pauli in den Landtag kommt, war am Montag sicher. Zwar fiel ihr Ergebnis in Nürnberg dürftig aus. Da sie über die Zweitstimmen aber auch in ihrer politischen Heimat, dem Landkreis Fürth, Stimmen sammeln konnte, wurde sie vom Listenplatz acht ganz nach vorne gewählt. In einigen mittelfränkischen Kommunen erreichte sie mehr als 20 Prozent aller Stimmen. Nach zehn von zwölf vollständig ausgezählten Stimmkreisen in Mittelfranken führte Pauli am Abend mit hohem Vorsprung die FW-Liste an. Sie vereinigte mehr als doppelt so viele Stimmen auf sich als der ihr nachfolgende FW-Bewerber.

Ob sie sich bei Stoiber bedanken wird, weil sie es in den Landtag geschafft hat, wird Pauli gefragt. Schließlich galt die Landespolitik stets als das heimliche Ziel der Landrätin - Stoiber hatte sie aber 2003 nicht wie erhofft ins Kabinett geholt. Nein, sie habe nicht vor, sich bei Stoiber zu bedanken, antwortet Pauli.

© SZ vom 30.09.2008/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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