Fund in 65 Metern Tiefe:Vermisstes Flugzeug im Chiemsee entdeckt

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Vor mehr als einem Monat stürzte der Ultraleichtflieger ab. Wann das Wrack mit den beiden Piloten geborgen werden kann, ist noch unklar.

Heiner Effern

Eine Spezialfirma hat am Sonntag mit einem Unterwasser-Scanner das seit 28. November 2008 vermisste Ultraleichtflugzeug am Grund des Chiemsees geortet. Daraufhin wurden am Montag besondere Kameras zum 57 Meter tief liegenden Wrack hinabgelassen.

Morgennebel am Chiemsee. (Foto: Foto: dpa)

Die Bilder ermöglichten anhand der Beschriftung der Maschine eine eindeutige Identifizierung, teilte ein Polizeisprecher mit. Außerdem bestätigten die Aufnahmen, dass sich sowohl der 46-jährige Pilot als auch der 49-jährige Begleiter in der Kanzel des Flugzeugs befinden.

Die beiden waren am letzten Freitag im November nachmittags bei bestem Flugwetter vom Flugplatz Mühldorf-Mößling aus zu einem einstündigen Rundflug gestartet. Als sie nicht zurückkehrten, informierte der Flugleiter gegen 18Uhr die Behörden. Am Morgen danach startete die Polizei eine groß angelegte Suchaktion. Früh geriet der Chiemsee nach Hinweisen von Angehörigen in den Fokus der Hilfskräfte.

Auch die Daten auf dem Radar wiesen das Gewässer als möglichen Absturzort aus, doch eine erste Suche mit Booten und vier Helikoptern ergab keine Anhaltspunkte. Tagelang durchkämmten Einheiten der Bereitschaftspolizei, Rettungsdienste und Fliegerkameraden daraufhin ergebnislos andere mögliche Absturzgebiete. Fünf Tage nach dem spurlosen Verschwinden des Flugzeugs fand eine Spaziergängerin bei Gstadt am Chiemsee erste abgesplitterte Wrackteile, die ans Ufer geschwemmt worden waren. Ein Techniker vom Flugplatz Mößling identifizierte damit die Maschine zweifelsfrei.

Nun galt es für die Experten der Wasserrettung und der Polizei, ein Suchgebiet im Chiemsee zu definieren. Diese Aufgabe wurde für die Ermittler zu einem höchst schwierigen Unterfangen: Trotz besten Ausflugwetters an dem Unglückstag hatte sich lange kein einziger Augenzeuge gemeldet, der das Flugzeug über dem Chiemsee gesehen hatte. Radarspuren ergaben eine mögliche Absturzstelle nordöstlich der Fraueninsel, auf der an diesem Wochenende der Christkindlmarkt mit Tausenden Besuchern eröffnet wurde. Schließlich teilte eine Frau der Polizei mit, dass sie aus dem Augenwinkel heraus ein sonderbares Wischen gesehen hatte.

Die erneute Suche in dem so eingegrenzten Raum auf dem Chiemsee blieb im Dezember ergebnislos. Schon nach wenigen Tagen wurde das Wasser zu unruhig, als dass der Einsatz moderner Scanner zur Ortung möglich gewesen wäre. In der vermuteten Absturzregion ist der Chiemsee bis zu 65 Meter tief, am schlammigen Grund ist es stockdunkel.

Der Einsatz von Tauchern war deshalb nicht möglich, erklärte die Polizei. In den nächsten Tagen soll nun geklärt werden, wann und vor allem wie die Bergung des Flugzeugs ablaufen soll. "Das ist zunächst mit den Angehörigen zu besprechen. Und auch die Staatsanwaltschaft wird sich einschalten", sagte der Polizeisprecher. In jedem Fall sei eine technisch schwierige Operation zu erwarten.

Die Suche wurde aufgrund zweier Hinweise am Montag neu gestartet. Zum einen ergab eine wiederholte Auswertung aller Flugdaten im Computer einen neuen möglichen Absturzbereich direkt neben dem bisher abgesuchten Gebiet. Diese Region wurde zwar schon einmal grob abgesucht, der Einsatz von sensiblen Suchgeräten schien aber nochmals lohnend.

Zum zweiten war das Wetter seit Anfang Januar günstig: Der konstant ruhige Hochdruckeinfluss und die damit einhergehende Windstille schufen trotz der frostigen Temperaturen auf dem See beste Bergebedingungen. Das ruhige und klare Wasser führte die Experten, die ihr Können schon bei anderen Projekten am Meeresboden bewiesen haben, bereits am ersten Tag zum Flugzeugwrack.

Die Unglücksursache ist nach wie vor nicht geklärt. Von letzten Funksprüchen der beiden Insassen ist nichts bekannt. Aufklärung könnte allenfalls das geborgene Wrack geben. Doch nach Auskunft der Polizei ist das nur 284 Kilogramm schwere Ultraleichtflugzeug bis auf die Personenkabine beim Absturz komplett zerschellt. Der Pilot wird von Kameraden als erfahrener und sorgfältiger Flieger beschrieben.

© SZ vom 13.01.2009/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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