Ermittlungen gegen Schönheits-Chirurg Mang:Mein Name ist Nase

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Hässliche Vorwürfe gegen den selbsternannten "Schönheitspapst" Werner Mang: Ein Arzt in seiner Klinik soll ohne Zulassung operiert haben - nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Mang wegen Beihilfe zur Körperverletzung. Auch Patienten beklagen sich über den Schönheits-Chirurgen.

Werner Bartens

Er posiert mit Sänger Costa Cordalis, ist Botschafter beim Royal Fishing Club in Kanada und in der kommenden Woche trifft er Rainer Calmund. Wenn er nicht gerade einen wichtigen gesellschaftlichen Termin wahrnimmt, begradigt er Nasen oder stochert im Unterhautfettgewebe von Menschen herum, die mit ihrem Äußeren unzufrieden sind.

Freund der Promis: Werner Mang mit den Sängern Jürgen Drews (links) und Klaus Meine (Scorpions, rechts) (Foto: dpa/picture-alliance)

Doch jetzt muss es sich Deutschlands selbst ernannter "Schönheitspapst" Werner Mang gefallen lassen, dass Juristen in seinen Unterlagen herumstochern und sein Klinik-Imperium nach unschönen Belegen durchsuchen. Die Staatsanwaltschaft Kempten ermittelt in 274 Fällen. Es geht um den Verdacht der Beihilfe zu gefährlicher Körperverletzung.

Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Ermittlungen", sagte Katrin Eger, Sprecherin der Anklagebehörde. Das Verfahren ist im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen einen in Mangs Lindauer Bodenseeklinik tätigen Mitarbeiter im vergangenen Herbst ins Rollen gekommen.

Dort soll der Gesuchte ohne Approbation zahlreiche Operationen vorgenommen haben. Bisher ist er flüchtig und wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft Kempten mit einem internationalem Haftbefehl gesucht.

Die Ermittlungen gegen den Mann, der ohne Zulassung und Berufserlaubnis operierte, hatten bereits im vergangenen Oktober begonnen. Der Spiegel berichtete seinerzeit von allerlei seltsamen Praktiken in der Schönheitsschmiede.

Demnach seien in Mangs Klinik Krankenakten nachträglich verändert worden, Patienten getäuscht oder über den Operateur im Unklaren gelassen worden. Mit ihren Beschwerden über schlechte OP-Ergebnisse seien sie brüsk abgewiesen worden, berichten Patienten der SZ.

Vor wenigen Wochen wurden dann bei einer großangelegten Durchsuchungsaktion in Mangs Klinik umfangreiche Unterlagen sichergestellt, wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft weiter mitteilte. Bei der ersten Sichtung des Materials habe sich ein Anfangsverdacht wegen Beihilfe gegen Mang ergeben. Die detaillierte Auswertung der Unterlagen werde allerdings "noch geraume Zeit in Anspruch nehmen".

Die Bodenseeklinik teilte mit, der von ihr beauftragte Anwalt gehe davon aus, "dass die Ermittlungen gegen Professor Mang in Kürze eingestellt werden". Bei dem Operateur, der im Zentrum der Ermittlungen steht, handele es sich der Klinik zufolge um einen erfahrenen Facharzt für Plastische Chirurgie.

Der 65-Jährige habe bei der Bewerbung eine Schweizer Zulassung vorgelegt und mitgeteilt, dass er für Deutschland über eine "beschränkte Erlaubnis zur Operation unter Aufsicht" verfüge. Daraufhin habe der Mann in der Bodenseeklinik auf Probe "als Hospitant unter Aufsicht 15 Eingriffe" erfolgreich durchgeführt, bevor er 2009 seine Operationszulassung als angestellter Arzt zurückerhalten habe.

Weder der Verwaltung der Bodenseeklinik noch Mang sei hier der geringste Vorwurf zu machen, heißt es in der aktuellen Stellungnahme der Klinik weiter.

Vor kurzem hatten sich mehrere Patienten an die Süddeutsche Zeitung gewandt, die sich von Mang getäuscht oder geschädigt fühlten. Eine Frau aus Zürich berichtet, sie sei zwar von Mang untersucht worden und er habe ihr auch vermittelt, dass er die Brustoperation bei ihr vornehme.

Tatsächlich sei sie dann jedoch von anderen Ärzten operiert worden, wie ihr Mitarbeiter der Klinik nachträglich bestätigt hätten. Mang habe die Patientin um Verständnis gebeten und ihr Geld angeboten.

In den weiteren Verhandlungen habe die resolute Schweizerin es erreicht, dass Werner Mang ihr die so genannte "Assistenzpauschale" zurückerstattete. Der Operateur vom Bodensee stellt Patienten offenbar 500 Euro allein dafür in Rechnung, dass ein zweiter Operateur bei dem Eingriff anwesend ist und assistiert.

Offenbar ist dieser zweite Operateur manchmal aber ähnlich flüchtig wie derzeit der international gesuchte Mann ohne Approbation, der dutzendfach in der Bodenseeklinik operiert hat.

In Mangs Klinik werden jedes Jahr bis zu 3000 Operationen durchgeführt. Die kann der Chef natürlich unmöglich alle selbst erledigen, auch wenn er "jeden Tag 14 Stunden arbeitet", wie er sagt. Ein Dilemma, denn die meisten Patienten kommen gerade deswegen nach Lindau, weil sie aus Bunte, Gala oder dem Fernsehen vom Ruf des forschen Schönheitsexperten gehört haben und von ihm operiert werden wollen.

Das lässt er sich gut bezahlen: Auf der Homepage der Klinik informiert die Preisliste darüber, dass für eine Bauchdeckenstraffung 5500 bis 6500 Euro fällig sind. Die Brustvergrößerung ist etwas billiger und kostet 4000 bis 5500 Euro, die Nasenkorrektur ist für 4000 bis 6000 Euro zu haben.

Diese Preise verstehen sich allerdings nicht als Komplettpreise, der Klinikaufenthalt wird zusätzlich berechnet, so dass etliche Patienten Rechnungen über fünfstellige Summen bekommen.

Mang versichert, er habe "zusammen mit den renommiertesten Plastischen Chirurgen in Deutschland seriöse Preise festgelegt". Alles offenbar im Dienste der Patienten, denn man "muss wissen, dass über ein Drittel des Gesamtpreises für Ihre Sicherheit notwendig sind", so der Mediziner auf seiner Homepage.

Um diese Sicherheit machen sich allerdings verunsicherte Patienten und Ärzte, die tatsächlich vom Fach sind, Sorgen, denn Mang ist nur HNO-Facharzt. Für die Bezeichnung "Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie" fehle ihm die Qualifikation, teilte die Bayrische Ärztekammer mit, als er beantragte, den Titel zu führen.

Dass Operationen schief gehen können, weiß Mang: "Natürlich kann man nicht alle Wünsche erfüllen, aber 97 Prozent der Patienten sind zufrieden und glücklich und bestärken das Team, auch weiterhin unermüdlich zu arbeiten".

© SZ vom 10.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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