Ebay:"Biete mein Baby zum Verkauf"

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Skupellos: Eltern haben bei dem Internetauktionshaus Ebay ihr acht Monate altes Baby zum Verkauf angeboten - weil ihnen der Junge zu laut war.

Die Produktbeschreibung schockierte Kunden des Internetauktionshauses Ebay: "Biete hier mein noch fast neues Baby zum Verkauf an, da es mir mittlerweile zu laut geworden ist", stand unter einem Foto des acht Monate alten Buben im Kinderwagen. "Artikelstandort: Holzgünz" im Unterallgäu.

Kind auf Ebay zu versteigern: Das Auktionshaus selbst sei erst durch die Behörden auf das Angebot aufmerksam geworden. (Foto: Foto: AP)

Mehrere Ebay-Nutzer in ganz Deutschland riefen die Polizei an - und die reagierte schnell: Gegen die 23-jährige Mutter und ihren ein Jahr älteren Lebensgefährten wurden Ermittlungen "wegen des Anfangsverdachts des Kindeshandels" aufgenommen, wie der Memminger Kripochef Wolfgang Sauter sagte.

Das Angebot ("Baby - Nur an Selbstabholer") mit dem Startpreis von einem Euro war am Dienstagabend in der Rubrik "Babys - Sonstiges" zu finden: "Es ist ein männliches Baby, gute 70cm groß. Man kann es im Tragetuch oder im Kinderwagen benutzen!"

Und es war noch der Hinweis angefügt: "Bitte nur ernstzunehmende Angebote." Nach etwa zweieinhalb Stunden nahm Ebay das Angebot aus der Auktion.

Die Polizei ermittelte schnell Identität und Anschrift der Verkäufer und suchte das Paar noch am selben Abend auf. Das Kind wurde "wohlbehalten angetroffen". Die Mutter gab laut Sauter bei einer ersten Befragung an, "dass es eigentlich nur ein Spaß gewesen sein soll".

Der Kripochef stellte aber klar: "Wir können dies nicht als Spaß nachvollziehen. Für uns ist das eine sehr sehr makabre Angelegenheit." Ähnlich äußerte sich auch der Leiter des Jugendamts am zuständigen Landratsamt Unterallgäu in Mindelheim, Egon Stocker.

Das geschmacklose Angebot auf Ebay habe die Behörde umgehend handeln lassen, berichtete er. Am Freitagvormittag sei das acht Monate alte Kind "freiwillig von der Mutter in Begleitung von zwei Mitarbeitern des Jugendamtes in einer Kinderklinik untergebracht" worden. Allerdings lag dazu auch bereits ein richterlicher Beschluss vor.

Im Krankenhaus werde der Gesundheitszustand des Kindes genau geprüft, das werde sicherlich auch noch einige Tage dauern, sagte Stocker. Die junge Mutter war bislang eine zuverlässige Ebay-Nutzerin: Für ihre Verkaufsaktionen hatte sie nur positive Bewertungen erhalten. Sie verkaufte unter anderem Aschenbecher, Whiskeygläser und Fanartikel von Heavy-Metal-Gruppen, aber auch eine Marienfigur aus Holz sowie diverse Babyprodukte wie etwa einem FC-Bayern-Schnuller.

Nach Angaben des Chefs der Memminger Kriminalpolizei ist mittlerweile sogar eine Anfrage bei den Beamten eingegangen, ob der Junge adoptiert werden könne. Erfreut zeigte er sich darüber, dass es kein einziges Gebot auf die fragwürdige Anzeige gegeben habe, sich aber zahlreiche besorgte Menschen bei der Polizei gemeldet hätten. "Zudem haben gleich mehrere Bürger auf der Internetseite der bayerischen Polizei ein sogenanntes Kontaktformular ausgefüllt. Wir sind auf diesem Weg zusätzlich noch verständigt worden."

Das Auktionshaus selbst sei erst durch die Behörden auf das Angebot aufmerksam geworden. Auch im Ebay-Forum zeigten sich viele Nutzer entsetzt über die Auktion. "Mehr als widerlich, wenn es denn ein Scherz war", schrieb ein Kunde und ein anderer betonte: "Ich halte derartige Angebote für keinen Scherz."

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