Dirndl-Gate:Marga Beckstein bleibt eisern

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Bayerns First Lady beharrt darauf, beim Wiesn-Anstich kein Dirndl zu tragen - über ihr Outfit schweigt sie sich aus. Die CSU-Frauen sind pikiert, Trachtenverbände laufen Sturm.

Auch als "Landesmutter" will sich Marga Beckstein in keine Rollen drängen lassen. Und in kein Dirndl. Trotz öffentlicher Kritik beharrt Bayerns First Lady darauf, beim Wiesn-Anstich am 20. September kein Dirndl zu tragen. Sie habe sich stattdessen für eine andere angemessene Kleidung entschieden, sagte Marga Beckstein in einem Interview mit der Zeitung tz.

Ist doch auch schön: Marga Beckstein im weißen Rock und Blazer mit dem Ministerpräsidenten (links) und dem ehemaligen Skifahrer Markus Wasmeier im Museumsdorf in Schliersee. (Foto: Foto: ddp)

"Ich habe mich von einer guten Freundin aus München beraten lassen. Es wird etwas anderes sein als ich bisher auf dem Oktoberfest getragen habe", sagte sie. Details wollte sie nicht nennen. "Man zeigt vor der Hochzeit auch nicht sein Brautkleid."

"Es würde sich schon gehören"

Die Gattin von Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) sorgt etwa zwei Wochen vor dem Oktoberfest-Anstich für Diskussionen: "Ich werde kein Dirndl anziehen", sagte sie der Abendzeitung. Ihrer Ansicht nach müsse man das auf der Wiesn nicht. Der Ministerpräsident steht seiner Gattin zur Seite: "Das ist die Entscheidung meiner Frau", betonte er und kündigte an, sie werde sich auch ohne Dirndl auf der Wiesn "in einer angemessenen Weise" kleiden.

Ihre Absage begründete Beckstein damit, dass Tracht etwas sehr Heimatverbundenes sei. "Man trägt eine Tracht nicht, wenn man nicht in einem Trachtenverein ist oder in einer Dorfgemeinschaft eingebunden ist", sagte sie der tz.

Sie sei aber in Nürnberg aufgewachsen und da gebe es keine Tracht. "Höchstens eine Patriziertracht. Doch die ist für mich auch nicht angemessen." Natürlich stehe es heute jedem frei, eine Modetracht zu tragen. Einen Zwang dazu gebe es aber auch nicht.

CSU-Frauen sind pikiert

Bei den Trachtlern sorgte Marga Becksteins Ankündigung für Missmut. "Die Wiesn ist die Wiesn - und da gehört ein Dirndl dazu", befand der Vize-Chef des Bayerischen Trachtenverbands, Adi Müller. Es "würde sich schon gehören", dass die "Landesmutter" im Dirndl auf die Theresienwiese gehe. Wenn die gebürtige Nürnbergerin kein altbayerisches Dirndl tragen wolle, könne sie sich "auch ein fränkisches Trachtengewand anziehen", schlug Müller vor.

Gerade für die fränkische Region sei das Signal wichtig, dass der Ministerpräsident und seine Gattin in traditionellem Gewand auftreten. Dort sei die Tracht "nicht mehr so im Vordergrund". "Wir haben sehr zu kämpfen", sagte der Verbands-Vorstand.

Die Münchner Frauen-Union zeigte sich ebenfalls pikiert: Es sei angebracht, dass die Frau des Ministerpräsidenten beim Anzapfen ein Dirndl trage, ließ die Chefin der Münchner CSU-Frauen, Elisabeth Schosser, verlauten. Marga Beckstein habe Vorbildcharakter. "Und dazu gehört auch das Tragen der Tracht."

Auf der nächsten Seite: Beistand für Marga Beckstein - Die Dirndl-Verweigerung sei eine Frage der "Persönlichkeitsrechte"

Unterstützung erhält die Frau des bayerischen Regierungschefs ausgerechnet von Wiesn-Wirte-Sprecher Toni Roiderer. "Mir is des vollkommen wurscht", sagt er abwinkend. Tradition hin oder her - die Dirndl-Verweigerung ist für Roiderer eine Frage der "Persönlichkeitsrechte" und "der Frau Beckstein ihre eigene Entscheidung". "Da sollte man sich nicht einmischen." Ähnlich hält es offenbar die Festleitung, die sich lieber gar nicht zu der Debatte äußern wollte.

"Das muss von innen raus kommen"

Dass Marga Beckstein kein großer Fan des Traditionsgewands ist, hatte sie schon beim Derblecken auf dem Nockherberg gezeigt. Auch da war sie "in Zivil" erschienen und hatte kundgetan, dass sie kein Dirndl habe und brauche.

Entsprechende Andeutungen gab es schon vor dem Amtsantritt ihres Mannes. Damals zeigte sie sich auch vom Oktoberfest-Anstich nicht allzu begeistert: "Wenn das so vorgesehen ist, werde ich meinen Mann begleiten."

Auch Müller weiß schon länger, "dass die Frau Beckstein nicht so für diese Sachen steht". Der Trachtenvereins-Vize findet, die Begeisterung für das Dirndl sei eine Frage der Einstellung. "Das muss von innen raus kommen." Müller fürchtet sogar den Einfluss von Marga Beckstein auf ihren Mann.

Dem Trachtler ist nämlich zu Ohren gekommen, die Ministerpräsidenten-Gattin solle sogar schon einmal verhindert haben, dass ihr Mann in Tracht gehe. So habe Beckstein beim Fest der Franken in Miltenberg nicht den Trachtenanzug angehabt, den ihm der Trachtenverband Unterfranken geschenkt hatte. "Da waren wir etwas enttäuscht", sagte Müller.

Die momentane Enttäuschung über Margas Plan, kein Dirndl zu tragen, wird sich nach Überzeugung ihres Gatten spätestens beim Anstich in zwei Wochen zerstreuen: "Ich bin mir sicher, Sie werden sagen: Oh, da hat sie was Schönes gefunden."

© sueddeutsche.de/dpa/ddp-bay/jkr/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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