CSU: Huber tritt zurück:Bizarre Autosuggestion

Lesezeit: 1 min

Das Schicksal des Erwin Huber: Statt eines Rücktritts in Würde entschied er sich für eine Inszenierung wie im schlechten Bauerntheater - und machte sich so zum Gespött. Wie Beckstein Bayern regieren will, bleibt ein Rätsel.

Hans-Jürgen Jakobs

Dieses Schauspiel hätte Erwin Huber sich, der CSU und den Bürgern sparen können.

Rücktritt ohne Würde: Erwin Huber ist nicht länger Chef der CSU. (Foto: Foto: AP)

Erst wird die christsoziale Partei mit Schimpf aus der komfortablen absoluten Mehrheitsposition herausgewählt, dann redet der Parteichef viel von Verantwortung, einem "Bündel" von Gründen für das Desaster und will im Amt bleiben - bis er doch, zwei Tage später, gehen muss.

Ein Partei-Veteran wie Huber hätte wissen müssen, dass in der CSU am liebsten rund um Mitternacht gemeuchelt wird. Er hat sich nicht lange nach dem Landtagswahl-Crash halten können, allen Beteuerungen von "Solidarität" zum Trotz.

Angesichts des blamablen Ergebnisses von gut 43 Prozent hätten Huber und die Seinen natürlich schon am Sonntag nicht nur die Verantwortung übernehmen müssen und ihren Rücktritt erklären.

Seine Generalsekretärin Christine Haderthauer hatte die richtige Einsicht, den Rückzug von sich aus anzubieten - doch ihr Parteichef lehnte ab. Er wollte noch ein wenig weiterwursteln, ganz nach dem Motto: Vielleicht geht ja noch was.

So eilte Huber von Interview zu Interview, von Kamera zu Kamera, von Pressekonferenz zu Pressekonferenz. In Ruhe die Fehler analysieren, bloß jetzt keinen Schnellschuss, es ist doch die ganze Partei, die abgestraft wurde - nach dieser Devise machte sich der CSU-Politiker zum Gespött. Manchmal schien es, als redete er mit schwerer Zunge.

Am Montag noch traten Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein als unglückliches Duo auf, das auch im Leid eins ist. Am Dienstag schon war Huber beim Rücktritt ganz allein. Ein Schnellschuss? Nein, ein Spätzünder.

Für einen wie Theo Waigel war es selbstverständlich, nach einem für die CSU schlimmen Wahlausgang die Konsequenzen zu ziehen. Das machte Qualität aus. Genau daran fehlt es zusehends führenden Mitgliedern der politischen Klasse. Sie unterliegen einer bizarren Autosuggestion. Und so können, wie im Fall der SPD, aus makabren Niederlagen plötzlich Siege werden, auch wenn damit nur der Verlust der CSU-Macht gemeint ist.

Die Wahlbürger fühlen sich wie im schlechten Bauerntheater. Solche Stücke sind weder unterhaltsam, noch gemeinschaftsstiftend. Sie verstärken die Distanz zwischen Volk und Politik. Wie Günther Beckstein nach diesen Vorkommnissen mit starker Hand das Bayernland regieren will, bleibt ein Rätsel.

Auf geht's - bis zur nächsten Pressekonferenz.

© sueddeutsche.de/woja/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Erwin Huber
:Absturz einer politischen Allzweckwaffe

Er galt als rechte Hand von Edmund Stoiber, der in ihm eine politische Allzweckwaffe sah. Nach Stoibers Abgang konnte sich Erwin Huber selbst nicht mehr lange halten. Seine Karriere in Bildern.

Jetzt entdecken

Gutscheine: