CSU:Herrmanns Ringen

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Der Fraktionschef Joachim Herrmann weiß nicht, ob er ins Kabinett will. Von dieser - und einer weiteren - Entscheidung hängt viel ab.

Katja Auer und Kassian Stroh

Der Mittwoch war für die CSU der Tag der Stühle. Um kurz nach halb zwei Uhr stürmte Ministerpräsident Günther Beckstein ins Landtagsplenum, fand seinen neuen Sitz aber noch nicht - um ein Haar hätte er eine Reihe zu weit hinten Platz genommen, dort wo eigentlich seine Beamten sitzen.

Was will Joachim Herrmann? Viele Personalentscheidungen in der CSU hängen von der Antwort auf diese Frage ab. (Foto: Foto: dpa)

Im CSU-Fraktionssaal wurden indessen an der Kopfseite zwei Stühle angebaut: Weil dort künftig neben dem Fraktionsvorstand nicht nur Beckstein sitzen darf, sondern auch sein Vorgänger Edmund Stoiber und der neue CSU-Chef Erwin Huber.

Am meisten geredet haben die CSU-Abgeordneten am Mittwoch aber über den Stuhl von Joachim Herrmann, ihren Fraktionschef. Die Frage, ob Herrmann dort auch weiter sitzen oder ins Kabinett wechseln wird, ist inzwischen zur Schlüsselfrage der Kabinettsbildung geworden.

Herrmann wie Huber betonten, es seien noch keine Entscheidungen über das Kabinett gefallen. Doch in der CSU verfestigt sich der Eindruck, dass Huber nicht nur ins Finanzministerium wechseln will, sondern auch wechseln wird.

Huber wie Herrmann sind die beiden Personalfragen, die zuerst entschieden werden. Mit ihnen führte Beckstein offenbar auch zuerst seine Gespräche. Herrmann hatte vor Wochen bereits gesagt, er habe ein "leichtes Prä" für den Fraktionsvorsitz - obwohl er von vielen Freunden stark gedrängt wurde und wird, als Becksteins Nachfolger ins Innenministerium zu wechseln.

Am Mittwoch sagte Herrmann, seine Aussage habe noch Bestand. Mehrere CSU-Vertreter bestätigten, dass er diesen Eindruck auch intern erwecke. Sie wollen aber auch beobachtet haben, dass Herrmann noch unentschieden sei und mit sich ringe.

Für Beckstein wäre es die einfachere Lösung, wenn Herrmann bliebe, was er ist. Denn als Alternativkandidaten für den Fraktionsvorsitz sind realistisch nur zwei Herren im Gespräch: Huber, der aber im Kabinett bleiben will, und Kultusminister Siegfried Schneider.

Dass Beckstein, der sich der Baustellen im Schulbereich annehmen will, ein Jahr vor der Landtagswahl den zuständigen Minister austauscht, halten viele für unrealistisch. Und dass Herrmann Schneider den im Machtgefüge der CSU wichtigen Fraktionsvorsitz überlässt, ebenfalls. Schließlich gelten beide als potentielle Ministerpräsidenten-Kandidaten nach Beckstein und sind damit Konkurrenten.

Interessant zu beobachten ist, dass für den Posten des Wirtschaftsministers nun häufig ein neuer Name genannt wird: Hans-Peter Friedrich, bislang in der Bundestagsfraktion für Verkehr und Bau zuständig. Friedrich, 50, gilt nicht nur als kompetent, er ist auch Oberfranke - und nach allgemeiner Einschätzung hat die Oberfranken-CSU zwar diverse Kabinettsaspiranten in ihren Reihen, nicht aber unbedingt einen, der das Format eines Ministers hätte. Ihr bisheriger, Werner Schnappauf, ist ja aus dem Kabinett ausgeschieden.

Für das Wirtschaftsministerium läuft sich aber auch der Landtagsabgeordnete Franz Pschierer warm - und der schwäbische CSU-Bezirkschef und EU-Abgeordnete Markus Ferber drängelt angeblich ebenfalls. Friedrich und Ferber kämen nicht aus der Landtagsfraktion - dort ist der Druck auf Beckstein riesig, keinen von außen zu berufen. Der aber hat bereits laut gesagt: Kompetenz komme vor allen anderen Kriterien wie Geschlecht oder Herkunft.

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