CSU: Chefs im Internet-Check:Lederhose und ein neues Laptop

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Vor wenigen Wochen dilettierten CSU-Chef Huber und Ministerpräsident Beckstein noch in der Steinzeit des Internets. Jetzt hat zumindest einer der beiden ein paar Schritte in Richtung Online-Zeitalter gemacht.

Birgit Kruse

Seit gut einem Monat stehen Günther Beckstein und Erwin Huber nun schon an der Spitze der CSU - der eine als Ministerpräsident, der andere als CSU-Chef. Und beide geben sich größte Mühe, dem Erbe des großen Edmund gerecht zu werden.

Erwin Huber wirkt auf der Startseite seiner neuen Homepage noch etwas bieder. (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de)

Beckstein reist fleißig durch die Welt - wie einst Ministerpräsident Stoiber. Huber betont in Berlin stets die Bedeutung der CSU auf Bundesebene - wie einst Parteichef Stoiber. Doch mit der von Edmund Stoiber bei jeder Gelegenheit beschworenen Kombination von Laptop und Lederhose tun sich beide noch schwer.

Vor allem Günther Beckstein. Der Ex-Innenminister, der von Laptops offenbar nur dann nicht genug kriegen kann, wenn sie anderen Leuten gehören und er sie online durchsuchen kann, ist selbst immer noch offline.

Wer etwas über den bayerischen Ministerpräsidenten erfahren will, muss über die Suchmaschinen gehen. Doch die Adressen, die Google und Co. dann ausspucken, sind mindestens so alt, wie Becksteins zweites juristisches Staatsexamen. Etwa der Link auf die Homepage des Bayerischen Landtags. Hier ist Beckstein noch immer Innenminister.

Der Internetauftritt des Bundestags ist auch nicht viel aufschlussreicher. Hier erfährt man, dass das MdB Beckstein eigentlich seit November 2005 schon gar kein MdB mehr ist. Und auf den Seiten der CSU findet sich lediglich der tabellarische Lebenslauf sowie ein Bild aus Tagen, in denen Beckstein noch fülligeres Haupthaar hatte.

Nicht so bei Becksteins Tandempartner. Waren vor einigen Wochen noch die Zähne des Parteivorsitzenden so ziemlich das Einzige, was auf seiner Homepage saniert war, sieht es heute schon ganz anders aus auf www.erwin-huber.de. Mit seinen jüngeren Parteikollegen kann er allerdings noch nicht mithalten.

Da wäre Markus Söder. Als Generalsekretär hat er es sich nicht nehmen lassen, auf seinem Weiß-Blauen-Sofa online die Fragen des CSU-Nachwuchses zu beantworten. Fast jeder Kommunalpolitiker setzt ja heute schon aufs Interaktive.

Nicht so Erwin Huber. Er übt sich in dezenter Zurückhaltung, was die Preisgabe von Privatem betrifft. Die Rubrik "Persönliches" hat ein Bild, das ihn mit Frau und den beiden Kindern zeigt, das wars schon. Viel mehr, als dass sich der Niederbayer beim Radln fit hält, wie lange er schon mit seiner Frau Helma verheiratet ist oder dass er gerne mal spontan bei dem einen oder anderen CSU-Stammtisch vorbeischaut, verrät erwin-huber.de allerdings nicht.

Eine Bildergalerie mit Fotos seiner Laufbahn? Ein paar nette Geschichten aus dem Leben? Fehlanzeige.

Da ist die Homepage von Edmund Stoiber schon ein ganz anderes Format. Auf www.stoiber.de präsentiert sich Hubers Amtsvorgänger ungewohnt locker. In ausführlichen Bildergalerien klickt man sich durch sein Leben, seine Arbeit, seine Ziele. So sieht man den Mann, der allgemein als etwas spröder Workoholic gilt, beim Segeln oder wie er seine Frau Karin im Arm hält. Sogar ein Hochzeitsfoto aus dem Jahr 1968 steht online mit der Überschrift "Die große Liebe".

Hubers neuer Internetauftritt, der als Link auf der Homepage der CSU platziert ist, wirkt dagegen bieder. Im dunklen Anzug, mit roter Krawatte und rotem Einstecktuch begrüßt er die Nutzer auf seiner Startseite. Im Hintergrund steht ein Familienfoto - direkt neben der Büste von Franz Josef Strauß.

Neben den aktuellen CSU-Nachrichten, die sich ständig wiederholend am Bildrand entlanglaufen, empfiehlt Huber das CSU-Grundsatzprogramm, das etwa genauso spannend ist, wie die Bedienungsanleitung von Helmas neuer Mikrowelle, als aktuelle Lektüre.

Spannender sind da schon die Pressemitteilungen, die Huber unter der Rubrik "Aktuelles" veröffentlicht. Allerdings steht da immer nur: "Huber kritisiert ..." oder "Huber leitet ..." oder "Huber trifft ...". So, als hätte der Parteichef seinen Namen in eine Suchmaschine getippt und die Liste dann schön sortiert. Man könnte das auch als Ego-Surfing bezeichnen.

Eines muss man jedoch lobend erwähnen. An seinem virtuellen Terminkalender hat Huber gearbeitet. Musste man vor einem Monat noch davon ausgehen, er habe gar nichts zu tun - sein Online-Kalender war stets leer - erfährt der Nutzer jetzt von Treffen des CSU-Parteiausschusses in Würzburg oder vom Festakt zur 60-Jahr-Feier der Frauen-Union. Schade nur, dass sich die Autogrammkarte, die man sich von Huber herunterladen kann, zwar öffnet, jedoch ohne Autogramm.

Fazit: Das Projekt erwin-huber.de ist ein Anfang, immerhin. Tandem-Partner Beckstein muss jetzt strampeln, dass er nicht ganz abgehängt wird.

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