CSU-Chaos:Regensburger Solo

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Die CSU in Regensburg führt einen bizarren Wahlkampf: mit wenig Geld und zwei Lagern. Kreischef Franz Rieger bleibt weitgehend außen vor.

Rudolf Neumaier

Mit Luftballons von der CSU dürfen die Regensburger Kinder in diesem Wahlkampf wohl nicht mehr rechnen. Denn der Kreisverband ist nicht gut bei Kasse. Und ob ausgerechnet die Parteizentrale der dringenden Bitte um Almosen nachkommt, die der Kreisvorstand an CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer richtete, muss bezweifelt werden.

Wird von seiner Partei nicht ernst genommen: der Regensburger CSU-Kreisvorsitzende Franz Rieger. (Foto: Foto: dpa)

Keine Almosen, keine Luftballons - kein Wahlkampf? So ist es auch wieder nicht. Man sei passabel ausgestattet mit Mitteln, heißt es aus dem Wahlkampflager des CSU-Oberbürgermeisters Hans Schaidinger. Der Wahlkampf laufe famos - ohne den Kreisvorsitzenden Franz Rieger, dem durchaus Einblick in die entsprechenden Parteikonten gewährt werde. Aber eben keinesfalls Zugriff. Um eine Zweckentfremdung des Geldes zu verhindern, wie es heißt. Offenbar ist das Geld bei Ortsverbänden geparkt.

Die Regensburger CSU führt einen bizarren Wahlkampf. Auf der einen Seite arbeitet OB Schaidinger mit den altgedienten Stadträten, die nicht müde werden, auf ihre Erfolge zu verweisen.

Auf der anderen Seite stehen Rieger und sein Vorstand - eine Truppe, über die in der CSU-Landesleitung inzwischen unverhohlen gelacht wird. Sie rekrutiert sich hauptsächlich aus Leuten, die dem inzwischen aus der CSU ausgetretenen Stadtrat Thomas Fürst nahestehen.

Am heutigen Donnerstag will sich Rieger wieder mit Schaidinger und dem gesamten Wahlkampfteam treffen, allein ob Schaidinger erscheint, ist fraglich. Denn der Oberbürgermeister habe eine Zusammenarbeit mit Rieger abgehakt und beantworte dessen E-Mails nur noch sporadisch, heißt es.

Er selbst will zu solchen Berichten aus Fraktionskreisen nicht Stellung nehmen. Stattdessen lässt Schaidinger mitteilen, er sei zuversichtlich im Hinblick auf die Kommunalwahl, obwohl ihm die Junge Union jegliche Unterstützung versagt hat: Die Regensburger CSU habe so viele engagierte Wahlkämpfer, dass diejenigen, die nicht mitmachen, entbehrlich seien. Ein Fraktionsmitglied deutet an, man bestreite den Wahlkampf auf eigene Faust, weil "Rieger keine Ahnung hat".

Der Kreisvorsitzende ist erstmals als Wahlkämpfer aufgetreten, seine Rede bei der CSU Wutzlhofen stieß auf Missfallen bei einigen Parteifreunden. "Der hat so geredet, als habe die CSU in den letzten Jahren fast nichts richtig gemacht", berichtet ein Zuhörer. Außerdem habe er "groß und weltmännisch tun wollen, aber einen katastrophalen, oberpeinlichen Eindruck hinterlassen".

Manche Zuhörer, die nicht zur Partei gehören, hätten den Kopf geschüttelt. Etwa darüber, dass Rieger plötzlich ein drittes Schiffsbecken im Donauhafen fordere. "Ein Witz, wir können gar keins mehr einrichten, seit das Areal per Flächennutzungsplan umgewidmet ist", sagt ein Stadtrat.

Während die Hafenverwaltung zu verstehen gibt, dass ein drittes Becken ,,kein Thema'' sei, beharrt Rieger auf seiner "Vision", wie er sagt. Der Kreischef empört sich über die Kritik an seinem Auftritt: "Eine einseitige Darstellung." Er habe weder die Arbeit des OB noch die der CSU-Fraktion infrage gestellt. "Ich sagte nur, wir können vieles besser machen."

© SZ vom 15.11.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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