Bayernpartei wittert Morgenluft:Mit Friesen und Rauchern

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Nach einer großen Zeit in den fünfziger Jahren versank die Bayernpartei in Bedeutungslosigkeit. Nun möchte die Partei wieder groß werden - und dann die Bundesrepublik abschaffen.

Thomas Miller

Die Zeiten ändern sich, auch bei den wahren weiß-blauen Patrioten. "Moin miteinander", schallte es den Mitgliedern der Bayernpartei (BP) am Sonntag bei ihrem Landesparteitag entgegen.

Die Bayernpartei will bei der Landtagswahl reüssieren - doch für die Zulassung fehlen noch 600 Unterschriften. (Foto: Screenshot: landesverband.bayernpartei.de)

Einen Abgesandten aus Friesland hatte die Partei nach München in den Hofbräukeller eingeladen, als Zeichen einer neuen Orientierung hin zu Europa und als Ausdruck einer neuen "Vernetzung", wie BP-Generalsekretär Hubert Dorn sagte.

Ins Bild passte sein Gast aus Friesland dabei überhaupt nicht: Hier die etwa 150 bayerischen Patrioten, die teilweise in Lederhosen samt Hirschfänger angereist waren. Dort der hochgewachsene und hagere Arno Rademacher aus dem hohen Norden.

Doch er erwies sich als Bruder im Geiste: "Die gleichen Probleme, die ihr mit der CSU habt, haben wir mit den niederen Sachsen in Hannover", rief Rademacher in den Saal. Und erntete dafür ebenso viel Beifall wie für seinen Appell: "Durchbrecht vor allem die absolute Mehrheit der CSU!"

"Den schwarzen Block aufbrechen"

Wie bei SPD, Grünen, FDP und Freien Wählern ist natürlich auch bei der Bayernpartei, die am Sonntag ihren Landeschef Florian Weber bestätigte, das erklärte Ziel bei der Landtagswahl: 50 Prozent minus X für die CSU. Der "schwarze Block" sei aufzubrechen, sagte dazu Hubert Dorn.

Die Abkehr von der CSU könne in Bayern jedoch nur von einer "konservativen, bodenständigen und bayerischen Partei" ausgehen - eben der Bayernpartei. Und nicht von einer buntgewürfelten Kampfgemeinschaft, wie sie zuvorderst SPD-Spitzenkandidat Franz Maget anstrebe.

In Dorns Worten schwang natürlich die schmerzliche eigene Parteivergangenheit mit. Einst war die Bayernpartei im Bundestag vertreten und stellte sogar einmal einen stellvertretenden Ministerpräsidenten. Nach dieser großen Zeit ereilte sie jedoch ein Schicksal ähnlich dem der Sozialdemokraten - nur noch viel schlimmer.

Zusammen regierte man in Bayern von 1954 bis 1957 in einer Viererkoalition. Nach deren Ende kam nicht nur die SPD in ein jahrzehntelanges Dauertief, sondern auch die BP. Bestenfalls ein Prozent erreicht sie seit den siebziger Jahren in den Wahlen.

Doch inzwischen wittern die Patrioten eine Chance zum Neubeginn. Bei den Kommunalwahlen im März hatten sich die weiß-blauen Raucherfreunde als Inbegriff der "liberalitas bavariae" profiliert.

Durchschlagendes Strukturprojekt

In München holte die BP dank dieses Themas wieder einen Stadtratssitz, in Schwaben und Oberfranken stellt sie zwei Bürgermeister. Bei der Landtagswahl sollen die Raucher ebenfalls wieder im Mittelpunkt stehen, dazu die Schüler und die Bauern.

Und natürlich geht es ihr auch um die Eigenständigkeit. Die BP will die Bundesrepublik abschaffen - schließlich seien die Europäische Union und die Bundesländer als politische Ebenen völlig ausreichend.

Doch bevor sie ein derart großes Strukturprojekt in Angriff nehmen kann, muss die BP noch schnöde Unterschriften sammeln, für die Wahl im September. Etwa 600 fehlen noch in Mittelfranken.

© SZ vom 7.7.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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