Vorbild der Freibeuter ist die schwedische Piratpartiet, die im Jahr 2006 mit Themen wie Datenschutz und Bürgerrechten mehrere tausend Mitglieder warb. Für Aufsehen sorgten die bayerischen Piraten in Nürnberg, als sie bei einer Aktion Figuren einer Schachpartie spielten, sich zur Schau gegenseitig niedermetzelten und jede Menge Kunstblut verspritzten. Vorsitzender der Piratenpartei Bayern ist der 30 Jahre alte Daniel Albert aus Nesselwang (Kreis Ostallgäu). Wir sprachen mit ihm über seine Partei und die Ziele bei der Landtagswahl im Herbst 2008.
SZ: Ahoi Herr Albert, was verschlägt denn eine Piratenpartei ausgerechnet ins Land der Berge, nach Bayern?
Daniel Albert: Gerade in Bayern ist unser Engagement für Bürgerrechte unheimlich wichtig: Immerhin gehören die Politiker hier zu den härtesten Verfechtern eines Überwachungsstaates und zu den größten Gegnern des Datenschutzes.
SZ: Schreckt der Name Ihrer Partei nicht viele friedliebende Wähler ab?
Albert: Natürlich sagen manche: ,,Wieso sollte ich Piraten wählen?'' Unser Name greift aber einen Kampfbegriff der Musik- und Filmindustrie auf, denn zu den Piraten gehört mittlerweile fast jeder: Die Anbieter von Inhalten verurteilen schon ganz normale Internetnutzer als ,,Piraten'' und kriminalisieren jeden, der sich einfach nur CDs kopiert.
SZ: Welchem Zweck dienen Aktionen wie die in Nürnberg, als Ihre Partei kräftig mit Kunstblut spritzte und gegen ein Verbot von Killerspielen aufrief?
Albert: Während unserer Demonstration sind viele Passanten ins Grübeln geraten, sogar Mütter sind stehengeblieben und haben sich informiert. Wir wollen ja nicht, das die sogenannten Killerspiele an Kinder verkauft werden. Wir sind aber gegen ein generelles Verbot und wollten zeigen, dass auch traditionelle, eigentlich brutale Spiele wie Schach von einem solchen Gesetz betroffen wären.
SZ: Welche politischen Ziele haben sich die Piraten außerdem gesetzt?
Albert: Wir sind für ein bürgerfreundliches Verständnis vom Datenschutz: Statt des gläsernen Bürgers wollen wir einen transparenteren Staat. Außerdem sind wir für eine Liberalisierung des Urheberrechts, damit nicht jeder als Verbrecher gilt, der eine CD kopiert. Weitere Themen, die wir in der Partei diskutieren, sind Bildung und Globalisierung.
SZ: Gegen ein Klischee müssen Sie sich immer wieder wehren: Kritiker vermuten in ihrer Partei eine Ansammlung von ,,Nerds'', blassen Computerheinis. Wer sind ihre Mitglieder?
Albert: Natürlich gibt es bei uns viele Menschen, die sich mit dem Internet beschäftigen: Mediendesigner, Informatiker, Künstler - und eben auch Computerfreaks. Der Piratenpartei treten aber auch immer mehr 68er bei. Und von unseren derzeit 113 Mitgliedern in Bayern sind immerhin ein Fünftel Frauen.
SZ: Das Ziel ihrer Bundespartei ist die Europawahl 2009. Treten Sie zuvor im kommenden Jahr bei der Landtagswahl in Bayern an? Und falls ja: Wie sieht ihr Wahlprogramm für Bayern aus?
Albert: Rein bayerische Themen fallen mir jetzt keine ein. Datenschutz und Computersicherheit interessieren aber alle Menschen, auch in den Gemeinden hier: Im oberbayerischen Traunreut haben wir vor kurzem gestandenen SPD-Politikern und sogar einem Bürgermeister die von Beckstein geplanten Überwachungsmaßnahmen erklärt. Unser Ziel für die Landtagswahl 2008 ist aber erst einmal bescheiden: 0,5 Prozent.
SZ: Haben Sie sich in Traunreut im Gegenzug Nachhilfe in Sachen Parteitagsorganisation geben lassen? Am 19. Mai treffen sich im oberfränkischen Stockheim die Piraten zum ersten Bundesparteitag.
Albert: Um Gottes willen, der Parteitag wird locker ablaufen: Alles mehr ein Happening, mit einem Zeltplatz zum übernachten. Wir dürfen dann nur nicht vergessen, alle Paragraphen und Fristen des Parteiengesetzes einzuhalten.