Bauernhof in Unterfranken:Ein Hof voller Kadaver

Lesezeit: 2 min

Dutzende unterernährte Schweine hielt ein Bauer im unterfränkischen Knetzgau monatelang auf seinem Anwesen. Einige Tiere waren bereits verwest. Jetzt hat sich der verzweifelte Landwirt selbst angezeigt.

Dutzende Tierkadaver und abgemagerte Schweine sind auf dem Grundstück eines offensichtlich überforderten Bauern in Knetzgau (Landkreis Haßberge) entdeckt worden. "Ich bin entsetzt gewesen", sagte Schweinbestandstierarzt Markus Rost am Dienstag. Rost war am Montag von der zuständigen Amtstierärztin des Veterinäramtes wegen der Tötung zahlreicher Schweine um Hilfe gebeten worden.

Ein Vertreter des Bauernverbandes (l) und eine Veterinärmedizinerin auf dem Hof im unterfränkischen Knetzgau - etwa 40 Zuchtschweine waren auf dem Anwesen vernachlässigt worden. (Foto: Foto: dpa)

Auf dem Anwesen habe er dann Dutzende verstümmelte Schweine gefunden, die völlig unterernährt gewesen seien. Teilweise hätten die Sauen ihre eigenen Ferkel aufgefressen, sagte Rost. Zudem habe er mindestens 20 tote, teils stark verweste Tiere gesehen. Seinen Angaben zufolge lebten in dem verdreckten Stall etwa 200 Tiere, die nur spärlich Wasser und kein Futter hatten. Stiefelhoch habe die Gülle in den Füttergängen gestanden. Nahezu 20 Schweine habe er am Montag eingeschläfert.

Dagegen sprach die Amtstierärztin am Dienstag von lediglich zwei toten Schweinen, die am Montag gefunden worden sein sollen. Wegen des teils schlechten Zustands der etwa 40 Zuchtschweine und ihrer Ferkel müssten einige nun getötet werden. Für die anderen Tiere solle der Stall wieder saubergemacht werden, in dem sie derweil von einem anderen Bauern betreut würden.

"Menschlich tragische Entwicklung"

Der Sprecher des Landratsamtes Haßberge, Martin Schulze-Röbbecke, sagte, der etwa 50 Jahre alte Tierhalter sei nach einer "menschlich tragischen Entwicklung" mit den Schweinen überfordert gewesen. "Er war einfach nicht mehr in der Lage, die Tiere selber zu versorgen." Der geschiedene Mann, der mit seiner Mutter auf dem Anwesen lebte, habe sich schließlich selbst angezeigt. "Der hätte sich schon viel früher melden müssen", sagte Schulze-Röbbecke.

Der Amtstierärztin zufolge ist der Mann, der etwa 50 Jahre alt sein soll, psychisch angeschlagen und leidet unter Depressionen. Weitere Einzelheiten will das Landratsamt am Mittwoch auf einer Pressekonferenz bekanntgeben. Das Veterinäramt hatte nach Aussagen der Amtstierärztin bereits vor drei Wochen den Stall kontrolliert. Dabei seien Proben von den Tieren genommen worden, um sie auf Krankheiten hin zu untersuchen. Zu den Ergebnissen sagte die Frau nichts.

Eine Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes kündigte an, den Bauern anzuzeigen. Es sei skandalös, dass es den Schweinen offensichtlich so schlecht ging, dass sie sich gegenseitig an- oder aufgefressen haben. Tierarzt Rost, der zwar eine eigene Praxis hat, aber zeitweise für das Veterinäramt arbeitet, sagte, bisher seien die Schweine des Bauern stets gut genährt gewesen. Ein ansässiger Metzger habe ihm sogar bestätigt, dass die Mastschweine Ende November noch in einem guten Zustand waren. "Irgendwas muss in der Zeit von Dezember bis jetzt passiert sein", sagte Rost angesichts des desolaten Zustands der Tiere.

© dpa/cag/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: