Abitur mit 15:Jung, schnell und gescheit

Lesezeit: 2 min

Bayerns jüngster Abiturient ist 16 Jahre alt: Michael Jachmann hat die Reifeprüfung mit der Note 1,2 abgelegt.

Christine Burtscheidt

Sein Leben ist der Lauf, der rasche Lauf. Sprints. 1000 Meter. 800 Meter. Das ist Michael Jachmanns Welt. Dann ist er ganz bei sich. "Kurz und effektiv", sagt er, das sei seine Philosophie. Sie hat den 16-Jährigen auch erfolgreich durch die Schule gebracht.

Michael Jachmann (Foto: Foto: ddp)

Soeben erlangte Jachmann die allgemeine Hochschulreife am Werdenfelser Gymnasium in Garmisch; als Bester seiner Klasse mit der Note 1,2; als Jüngster und Schnellster in Bayern mit noch 15 Jahren, nachdem er dreimal ein Schuljahr übersprungen hat.

Dabei interessiert ihn Schule gar nicht so sehr: "Das ist etwas, was man machen muss", sagt er. Nicht so wie der Sport, der ihm Spaß macht und bei dem er zurzeit danach strebt, sich für die bayerische Meisterschaft im 800-Meter-Lauf zu qualifizieren.

Um gleich drei Klassen überspringen zu können, muss man offenbar seinen Stil schon früh gefunden haben, denn: "Ohne Arbeit kommt man nicht so weit", sagt Jachmann, "dafür reicht nicht nur Begabung. " Wie im Sport, so macht er es auch beim Lernen: "Ich bin ein Saisonarbeiter, lieber einmal gescheit, damit es schnell wieder vorbei ist." Das heißt, er lernt im Block, hochkonzentriert. Fünf Stunden ohne Ablenkung und Pause. "Nicht einmal aus dem Fenster schauen ist erlaubt", sagt er. Danach ist Schluss. "Das reicht", meint er, denn eigentlich lerne er nicht gern.

Auf diese Art hat Jachmann den Stoff der vierten, sechsten und elften Klasse mal so nebenbei nachgeholt; und so hat er sich auch auf das Abitur vorbereitet, das er in den Fächern Biologie, Latein, Chemie und katholische Religion ablegte. "Gott sei Dank am neunjährigen Gymnasium", sagt er; denn das achtjährige wäre nichts für ihn gewesen, schon wegen des Nachmittagsunterrichts. So lange könne er sich nicht konzentrieren - "dafür ist bei mir nicht die Konstanz da".

Streber will er keiner sein

Die letzte Prüfung schrieb Jachmann noch mit 15 Jahren; zwei Tage später, am 29. Mai, konnte er seinen 16. Geburtstag ausgelassen feiern. Das Gymnasium verabschiedet ihn wie alle anderen Schüler am 26. Juni. Lehrer, die ihn gefördert haben, und Freunde, sagt er, würden ihm in guter Erinnerung an seine nur zehnjährige Schulzeit bleiben.

Geärgert hat ihn ab und an, wenn man ihn "Streber" nannte. Das sei er nicht. Seine wichtigsten Lebensziele fasst er in zwei Punkten zusammen: "Fröhlich sein und Freunde haben." Wichtig sei ihm später nicht das Einkommen, sondern ein abwechslungsreicher Beruf, bei dem er sich nicht langweile. Medizin will er studieren und Forscher werden.

"Mich interessiert, wie der menschliche Körper in seiner Komplexität funktioniert, da gibt es noch viel zu entdecken." Forscher findet Jachmann aber auch deshalb gut, weil man mit so einem Beruf "noch etwas für die Menschheit tun kann".

Geht es nach den Vorstellungen des 16-Jährigen, will er bereits zum Wintersemester an der Uni München anfangen, wo er dann wieder der Jüngste sein wird. Ober er damit ein Problem hat? "Nein, das sieht man doch gar nicht", sagt er und weist lächelnd auf seine Größe von 1,80 Metern hin. Bis zum Herbst wird Jachmann sich noch um ein Stipendium bei einem der Hochbegabtenförderwerke bewerben.

© SZ vom 17.06.2009/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: