Kassenärztliche Vereinigung schlägt Alarm:Große Lücken im Notarztdienst

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"Wir haben immer wieder Löcher in den Dienstplänen": Im Notarztdienst gibt es offenbar große Lücken. (Foto: ddp)

Bayerns Patienten können nicht mehr grundsätzlich damit rechnen, dass der ärztliche Bereitschaftsdienst zu ihnen nach Hause kommt. Besorgniserregend gestaltet sich offenbar in einigen Regionen zudem die Besetzung der Notarztdienste. Hauptgrund: Die Bezahlung.

Von Dietrich Mittler

Bayerns Patienten können im Krankheitsfall künftig nicht mehr grundsätzlich damit rechnen, dass der ärztliche Bereitschaftsdienst am Abend noch zu ihnen nach Hause kommt. Die Ärzte sollen aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) nur noch dann verpflichtet sein, ihre Patienten aufzusuchen, wenn diese körperlich nicht mehr dazu in der Lage sind, in der Praxis zu erscheinen.

Der ärztliche Bereitschaftsdienst sei nur dringenden Fällen außerhalb der Sprechstundenzeiten vorbehalten. "Es handelt sich hier nicht um eine Rund-um-die-Uhr-Komfortversorgung", sagte KVB-Chef Wolfgang Krombholz in München.

Da es in etlichen Versorgungsbereichen zunehmend schwieriger werde, die Dienste zu besetzen, wurden die Bereiche jetzt vergrößert, sodass die bislang betroffenen Ärzte nicht mehr so oft zum Einsatz kommen. Auch werden nun vom Dienst befreite Arztgruppen einbezogen. Die Arbeit verteile sich künftig auf mehr Schultern. Krombholz versteht dies auch als Anreiz für jüngere Kollegen, die angesichts der "teils unerträglich hohen Dienstbelastung im Bereitschaftsdienst" vor einer Praxisgründung auf dem Land zurückschreckten.

Aber auch ältere Ärzte profitierten von der Neuregelung. Die Altersgrenze beim Bereitschaftsdienst liegt nun bei 62 Jahren. Durch die Vergrößerung der Dienstgebiete wird es allerdings gerade in ländlichen Gebieten künftig für die Patienten zu längeren Wartezeiten kommen, da sich die Anfahrtszeiten der Ärzte in der Regel verlängern.

"Die Praxen sind seit Jahren unterfinanziert"

Besorgniserregend gestaltet sich offenbar in einigen Regionen die Besetzung der Notarztdienste. An Notärzten, die bei Unfällen oder lebensbedrohlichen Situationen - etwa einem Herzinfarkt - mit den Rettungskräften zum Einsatz ausrücken, herrsche stellenweise ein dramatischer Mangel. Nach den Worten von Ilka Enger, der zweiten stellvertretenden KVB-Vorstandsvorsitzenden, weigern sich zunehmend Kollegen, für solche Dienste weiterhin zur Verfügung zu stehen.

"Wir haben immer wieder Löcher in den Dienstplänen, die nur mit Mühe, Not und viel persönlichem Einsatz zu flicken sind." Hauptgrund: Die Bezahlung sei grundsätzlich nicht angemessen. Zudem würden nicht alle Einsätze honoriert. Die Kassen weisen das zurück: Alle Notarzteinsätze, die geleistet und abgerechnet wurden, seien auch bezahlt worden. Und wenn nicht, dann habe das "in erster Linie an verwaltungstechnischen Problemen innerhalb der KVB" gelegen.

Aus Sicht von Krombholz sind die Probleme beim Bereitschafts- und beim Notarztdienst allerdings eher Symptome eines anderen Problems: "Die Praxen sind seit Jahren unterfinanziert", sagte er.

© SZ vom 12.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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