Wo geht's lang?:"Fahrzeuge brauchen eine neue DNA"

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Wie lässt sich sicherer Straßenverkehr vor dem Hintergrund der Rohstoffknappheit, globaler Erwärmung und zunehmendem Verkehrsaufkommen nachhaltig gewährleisten? Diese und andere Fragen diskutierten mehr als 1400 Teilnehmer auf dem World Automotive Congress in Japan.

Brian P. Rothwell und Achim Neuwirth

Organisiert wurde die Veranstaltung Ende Oktober im japanischen Yokohama von der Dachorganisation der nationalen Automobil-Ingenieur-Verbände FISITA (Fédération Internationale des Sociétés d'Ingénieurs des Techniques de l'Automobile) und der Society of Automotive Engineers of Japan (JSAE).

Der Wasserstoff-/Verbrennungsmotor im BMW Hydrogen 7. (Foto: Foto: BMW)

In mehr als 650 Vorträgen präsentierten Ingenieure, Wissenschaftler und Spezialisten aus 39 Ländern ihre Konzepte, die Mobilität auch in Zukunft nachhaltig sicherstellen sollen.

Grundsätzlich waren sich die Teilnehmer einig, dass moderne Fahrzeuge sauberer, sicherer und effizienter seien als je zuvor, die Automobilindustrie aber noch gewaltige Herausforderungen wie Luftverschmutzung und die Abhängigkeit vom Erdöl zu meistern hat. Elektroantrieb, Wasserstoff und vernetzte Fahrzeugtechnologien bildeten die Grundlage für neue Fahrzeugkonzepte, so die Referenten.

"Mit dieser 'DNA' werden bessere Fahrzeuge möglich, die allen Zielvorgaben hinsichtlich Leistungsfähigkeit, Design, Emissionen, Sicherheit und Energieeffizienz entsprechen", erklärte Lawrence D. Burns, Vizepräsident für Forschung, Entwicklung und Strategische Planung bei General Motors, USA. Das Bekenntnis von GM zur Brennstoffzelle spiegelt sich im kürzlich präsentierten Chevrolet Equinox Fuel Cell wider. Von Herbst 2007 an sollen in den USA 100 Fahrzeuge im Alltagsbetrieb erprobt werden.

Als jüngstes Beispiel für die fortschreitende Wasserstoff-Technologie gilt der BMW Hydrogen 7, ein Modell der 7er-Reihe mit Wasserstoff-/Verbrennungsmotor.

Hybrid in der Stadt, Diesel drum herum

Die für den Treibhauseffekt verantwortlichen CO2-Emissionen ließen sich in einem ersten Schritt mit Hilfe von Bio-Kraftstoffen deutlich reduzieren. Andere Technologien wie der Hybridantrieb weisen im Stadtverkehr klare Vorteile auf. Bei schweren Fahrzeugen und höheren Geschwindigkeiten dagegen scheint der Turbodiesel mit Direkteinspritzung die derzeit bessere Lösung.

Auf lange Sicht, so die Experten, sei jedoch die Weiterentwicklung der Brennstoffzellen-Technologie die nachhaltigste Strategie, die Abhängigkeit vom Erdöl zu mindern und die CO2-Emissionen zu eliminieren. "Eine Wasserstoff-Infrastruktur vorausgesetzt, könnte der von einer Brennstoffzelle gespeiste Elektroantrieb die endgültige Lösung sein", bestätigte Daniel M. Hancock, FISITA-Präsident von 2004 bis 2006 und Vizepräsident von GM Powertrain Engineering Operations. Klar sei indes auch, dass sich dieses Ziel nur durch gemeinsame Anstrengungen und eine enge Zusammenarbeit aller Interessensvertreter verwirklichen lässt.

Kombinierte Sicherheit

Um die Sicherheit auf unseren Straßen zu erhöhen, setzt man bekanntermaßen auf die Kombination von aktiven und passiven Sicherheitssystemen. Passive Einrichtungen wie Airbags und Seitenaufprallschutz führten bereits zu einem deutlichen Rückgang der Opferzahlen.

Mittels aktiver Sicherheitstechnologien, beispielsweise Frühwarnsysteme oder Spurhalteassistenten, sollen die Unfallzahlen weiter gesenkt werden.

Außer auf die verbesserte Sicherheit für Fahrzeuginsassen legt die Automobilindustrie auch zunehmend Wert auf den Schutz der Fußgänger. Umgestaltete Frontpartien und Motorhauben, die einen Großteil der Aufprallenergie absorbieren, sorgen für ein bedeutend geringeres Verletzungsrisiko.

Warnende Autos

Eine weitere Chance bieten dem Kongress zufolge Systeme zur Verkehrsregelung. Durch drahtlose Kommunikation und Telematikdienste werden sich Fahrzeuge schon bald gegenseitig vor Unfällen warnen können. "Fahrzeuge bieten die besten Informationsquellen für Gefahrensituationen", erläuterte T. Russell Shields, Vorsitzender von Ygomi LLC und Mitglied im FISITA-2006-Technik-Komitee.

In der nächsten Ausbaustufe steht die Telematik-Technologie direkt mit weiteren Fahrer-Assistenzsystemen in Verbindung. Vernetzt mit den Bremsen etwa, wird sie Fahrzeugen ermöglichen, sich in kontrollierten Kolonnen zu bewegen. Dadurch gelingt es, sowohl Kraftstoff einzusparen als auch Straßen intelligenter zu nutzen.

Erfolgsdruck allenthalben

Durch den weltweiten Wettbewerb und steigende Energiepreise sind die Fahrzeugindustrie ebenso wie deren Zulieferer gezwungen, ihre Herstellungskosten weiter zu senken. Zugleich dürfen weder die Produktqualität noch der Umweltschutz darunter leiden.

Mit Neuentwicklungen wie der "Grünen Lackiererei" von Dürr gelingt es, sowohl den Energieverbrauch als auch Emissionen zu reduzieren. Im Vergleich zu herkömmlichen Lackieranlagen konnte man hier den Gasverbrauch, so der Hersteller, um 60 Prozent senken.

Mit der Einführung von "FAStplant" etwa soll der wachsende Bedarf an flexibleren Produktionsabläufen gedeckt werden. Basis dieses Konzepts sind vorgefertigte Fördertechnikmodule, die sich in der Fahrzeugendmontage frei platzieren lassen.

Ermöglicht wird das durch den Verzicht auf Deckenaufhängungen und Fundamentgruben. Die Module sind mit sämtlichen Schnittstellen ausgestattet, die man für die Integration von Montage- und Prüfanlagen benötigt. Die Hauptlinie einer Endmontage beispielsweise lässt sich binnen weniger Tage aufbauen und problemlos modifizieren, sagen die Hersteller.

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