VW Golf Cabrio:Mit Bügel, aber nicht von der Stange

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Seitenairbags und ABS gehören nun in allen Modellvarianten zur Serienausstattung

(SZ vom 12.08.1998) Für Ästheten ist es keine Frage: Das Ding sieht scheußlich aus. Sie bevorzugen klare, offene Linien - nichts darf den Blick gen Himmel trüben. Sicherheitsbewußte Autofahrer stört der Bügel nicht - im Gegenteil, er versinnbildlicht gerade für großgewachsene Passagiere das beruhigende Gefühl, im Fall des Falles nicht auf den Kopf zu fallen. Das heißt aber nicht, daß Cabrios, bei denen der verstärkte Rahmen der Windschutzscheibe oder ein im Notfall blitzschnell ausklappender Überrollbügel als Schutzengel über den Köpfen der Passagiere schweben, unsicherere Fahrzeuge wären als die inzwischen selten gewordenen Autos, bei denen das Verdeck zusätzlich auf einer Verstrebung zwischen den B-Säulen aufliegt. Das Golf Cabriolet von Volkswagen gehört noch zu jener Spezies, die Sicherheit sichtbar zur Schau trägt. Und deswegen sieht es noch lange nicht altbacken aus - zumal es bei der technischen Renovierung im Frühjahr auch optisch aufgefrischt wurde.

Nun mit Seitenairbags und ABS

Das Golf Cabrio versucht sich am Erscheinungsbild des aktuellen Golf IV zu orientieren, obwohl es noch auf der dritten Baureihe des Wolfsburger Klassikers basiert: Die Doppelscheinwerfer sind nun hinter einer klaren Streuscheibe untergebracht, die Motorhaube ist weiter nach vorne heruntergezogen, und auf ihr prangt ein größeres VW-Emblem. An der Heckpartie haben die Designer gespielt, um Anklänge an die Rückenpartie des Golf IV hervorzurufen. Eines der Ergebnisse: Das Nummernschild ist jetzt in den Stoßfänger integriert.

Auch bei der Technik haben die Wolfsburger nachgelegt: So sind nun Seitenairbags, die in die Sitzlehnen integriert sind, und ABS bei allen Cabrio-Varianten serienmäßig. Außerdem kommen jetzt bei an Vorder- und Hinterrädern Scheibenbremsen zum Einsatz. Aufgewertet hat Volkswagen auch die Ausstattung, die in den bekannten Varianten Trendline, Comfortline und Highline angeboten wird. Noch vielfältiger sind die Wahlmöglichkeiten bei der Motorisierung: Vier Benzin- und zwei Dieselmotoren sind in der Preisliste zu finden.

Wir haben uns mit der 1,8-Liter-Variante beschäftigt, die in der Preisliste knapp an der 40 000-Mark-Grenze vorbeischrammt. 66 kW (90 PS) werden aus diesem Hubraum geschöpft, und damit ist man für alle Lebens- und Straßenlagen ausreichend motorisiert. Die erzielbare Höchstgeschwindigkeit beträgt 175 km/h, mindestens 13,1 Sekunden vergehen, bis die Tachonadel an der 100 km/h-Markierung vorbeigeeilt ist. Der Kraftstoffverbrauch beträgt laut Herstellerangaben 8,0 Liter Super auf 100 Kilometer. Im Alltagsverkehr benötigte der uns zur Verfügung gestellte Wagen etwas mehr als neun Liter.

Sowohl an der hohen Verwindungssteifigkeit als auch an der gesamten Verarbeitung wird deutlich, daß das Golf Cabrio zurecht den Ruf eines Klassikers genießt. Es ist ein rundum ausgereiftes Auto, das über eine sehr gute Alltagstauglichkeit verfügt. Dazu tragen nicht nur die vier Sitzplätze, sondern auch der mit 270 Litern Fassungsvermögen für einen Großeinkauf nutzbaren Kofferraum bei. Weniger gefallen hat die etwas hakelige Schaltung.

Hinter verschlossenen Türen wird in Wolfsburg schon an der Neuauflage des Dauerrenners gearbeitet. Lassen wir uns überraschen, ob man den Überrollbügel beibehalten oder das Cabrio zu einem echten Luftikus machen wird.

Von Otto Fritscher

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