Dass Züge nach berühmten Menschen benannt sind, nach Landschaften oder Städten spricht für das humane Verständnis der Bahn von moderner Fortbewegung. Poesie geradezu statt nackter Zugnummern. Nur in Österreich muss man das irgendwie missverstanden haben.
Bei uns reiste man vielleicht einmal mit dem Hieronymus Bosch, oder, und das am liebsten immerzu, mit dem Zug, der nach der Dichterin Irmgard Keun benannt war. Oder wir buchten im Herrenchiemsee, im Hohensyburg, in Seute Deern oder Wupperblitz, als es die noch gab. Aktiv sind nach wie vor der Donau-Spree-Kurier, Komet, Hans Albers und Johannes Kepler.
So ist das bei der Deutschen Bahn. Bei unseren österreichischen Freunden dagegen haben wir soeben eine Zugbezeichnung ausgemacht, die uns weit mehr besticht als Loreley oder Norderney: Unsere schöne Reise von Wien nach Salzburg fand statt im "IC640 - 60 Jahre katholische Frauenbewegung", was bei jedem Halt lückenlos aufgesagt wird. Sie können das gerne nachprüfen.
Auf den Autostraßen suchen wir solche Namen vergebens. Da lupfen unsere alpenländischen Nachbarn höchstens die Preise für die Pickerl. Wie sie ja eh einst Hassprogramme gegen uns fuhren und die Tourismus-Branche im Radio mit bösen Witzen über uns schreckten; Barbara Karlich setzte nach im TV-Talk-Thema "Die Piefke (sic!) sollen zu Hause bleiben".
Und wir? Lieben Kottan, Kreisler und die Nockerln, haben in Fucking nie das Ortsschild geklaut und fahren dauernd hin. Dabei könnten wir ja durchaus auch anders. Etwa die Salzburger Nockerln ebenso ungerührt zusammenfallen lassen wie die abendliche Fernsehquote von Christiane Hörbiger und die blöden Pickerl lediglich für den schnellen Transfer ins schöne Südtirol verwenden. Tun wir aber nicht.