Trends:Der Autoschlüssel als Datenspeicher

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Für die Hightech-Bolzen, die moderne Autos entriegeln, ist die banale Bezeichnung Autoschlüssel schon fast eine Beleidigung. Aber wehe man verliert so ein Ding.

Schöne neue Autowelt: Ein Sensor im Fahrzeug erkennt, wenn sich der Fahrer mit dem Schlüssel in der Tasche nähert und entriegelt die Türen automatisch. Zwar haben auch automatische Schlüssel meist noch einen Bart, mit dem sich die Türen auch mechanisch öffnen lassen, sagt Arnulf Volkmar Thiemel vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg. Das sei aber eher eine "Beruhigungsfunktion" für die Autofahrer.

Ein ID-Geber für BMW von Huf Hülsbeck & Fürst. (Foto: Foto: Huf Hülsbeck & Fürst)

Es gibt rein mechanische Schlüssel, Schlüssel mit Fernbedienung und so genannte ID-Geber, erklärt Ute Hoppe vom Zulieferer Huf Hülsbeck & Fürst im nordrhein-westfälischen Velbert. Das Unternehmen stellt Schlüsselsysteme für die Automobilindustrie her.

Bei den modernsten Schlüsseln, bei denen man zum Aufschließen nicht einmal mehr einen Knopf drücken muss, ist allein die Elektronik maßgeblich: "Wenn daran etwas defekt ist, geht nichts mehr." Denn der Schlüssel entriegelt auch die elektronische Wegfahrsperre.

Übertragen werden die Befehle an Türschlösser und Wegfahrsperre laut Ute Hoppe per Funk. Aus Sicherheitsgründen erfolgt die Übermittlung verschlüsselt.

Die Verschlüsselung habe den Vorteil, dass ein eventuell von Dieben abgehörter Funkbefehl nicht wiederverwendet werden kann, um ein Fahrzeug unberechtigt zu öffnen, erklärt Christian Haacke, Sprecher bei Volkswagen in Wolfsburg.

In zukünftigen Schlüsseln soll es nach Angaben von Christian Haacke weitere Funktionen geben: etwa Anzeigen, die den vom Fahrzeug zurückgemeldeten Verriegelungszustand signalisieren. Außerdem ließen sich in einem im Schlüssel abgelegten Benutzerprofil individuelle Sitz- und Spiegel-Positionen speichern. Außerdem könnte der Schlüssel als Datenspeicher für Service-Informationen genutzt werden.

BMW macht von dieser Zusatzfunktion bereits Gebrauch. In Modellen der 7er-, 5er- und 6er-Baureihe kommt nach Angaben von Pressesprecher Alfred Broede in München ein Funkschlüssel zum Einsatz, in dem zehn verschleißbezogene Fahrzeugdaten gespeichert werden. In der Werkstatt können diese ausgelesen werden.

Sorgen, dass die immer aufwendigeren Autoschlüssel auch anfälliger für Pannen werden, sind nach Ansicht von Arnulf Volkmar Thiemel unbegründet: "Die ID-Systeme arbeiten im Allgemeinen sehr zuverlässig", erklärt der ADAC-Experte.

Doch wer den Schlüssel verliert, für den wird's teuer. Laut Thiemel gibt es Ersatz nur über den Hersteller. Bei VW sind dazu laut Christian Haacke Fahrzeugschein und Ausweis vorzulegen.

Mit Angabe der Fahrgestellnummer wird dann ein Ersatzschlüssel im Werk bestellt. Die Kosten liegen zwischen 37,35 beim Lupo und 121,80 Euro beim Phaeton. BMW stellt für einen Ersatzschlüssel für den 7er sogar 160 Euro in Rechnung.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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