Toyota Corolla 1,4:Der europäische Japaner

Lesezeit: 2 min

Welches ist das meistverkaufte Automodell der Welt? Der VW Käfer. Nöö, stimmt schon seit längerem nicht mehr.

Jürgen Schwarz

21 Millionen Stück wurden vom deutschen Wirtschaftswunder-Auto produziert. Beeindruckend, ja gewiss.

(Foto: N/A)

Und dennoch: Knapp 30 Millionen Mal hat sich seit 1966 der Toyota Corolla verkauft. Klarer Vorsprung.

Einzige Einschränkung bei diesem Vergleich: Der Käfer behielt über seine gesamte Produktionszeit hinweg seine Form und elementare Konstruktionsmerkmale wie die Luftkühlung und den Heckmotor bei.

Toyotas Corolla hingegen machte im Laufe der Jahre doch einige krasse Entwicklungssprünge im Karosserie-Design und wurde außerdem vom Heck- zum Fronttriebler.

Modellvielfalt

Von Grund auf neu konstruiert ist auch der Corolla des Jahrgangs 2002. Wobei der japanische Konzern größten Wert darauf legt, auf dem europäischen Markt Erfolg zu haben.

Deshalb wurde der neue Corolla, wie zuvor schon der Kleinwagen Yaris, im europäischen Toyota-Design-Zentrum bei Nizza entwickelt.

Das Ergebnis ist ein Auto, das stilistisch an vergleichbare Fiat-Modelle erinnert und dem Käufer die Qual der Wahl aufbürdet: vier Ausstattungslinien, fünf Karosserievarianten, sechs unterschiedliche Motoren

Neben einem Dreitürer, einem Fünftürer, einer Limousine und einem Kombi gibt es auch einen Compact-Van namens Verso, der es mit maximal fünf Sitzgelegenheiten aber gegen die siebensitzige Konkurrenz aus Europa wie dem Opel Zafira oder dem Renault Scénic schwer haben dürfte.

Bereit für die Konkurrenz

Die übrigen Versionen des neuen Corolla aber zielen auf das so genannte C-Segment des Markts - volkstümlich nach dem bisherigen Marktführer von VW auch Golf-Klasse genannt - und dürften dort als ernsthafte Alternativen angesehen werden.

Schon in der Basisversion Corolla C finden sich allerlei nützliche Dinge wie RDS-Cassettenradio, höhenverstellbares Lenkrad, höhenverstellbarer Fahrersitz und ein Bordcomputer mit Multi-Info-Display.

Für 1.300 € zusätzlich gibt es in der Corolla-Ausstattung serienmäßig elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung und elektrisch beheiz- und verstellbare Außenspiegel.

Ordert man üppiger ausgestattete Versionen mit stärkeren Triebwerken, gehören auch Hightech-Features wie eine elektronische Stabilitätskontrolle, Bremsassistenz-System sowie Antriebsschlupfregelung zur Serie. Die Liste endet übrigens erst mit der 192 PS / 141 kW starken Sportversion Corolla TS für 23.245 €.

So hoch hinaus muss der Corolla-Interessent aber gar nicht. Bereits mit dem 97 PS / 72 kW starken 1,4-Liter-Motor kommt der europäische Japaner munter voran. Der 13 PS / rund 10 kW stärkere 1,6-Liter kostet je nach Ausstattungsvariante mindestens 1.200 Euro mehr, ohne dabei einen spürbaren Gegenwert an Leistungsentfaltung zu bieten: 10,2 statt 12,0 Sekunden für den Spurt aus dem Stand auf 100 km/h, fünf km/h mehr Spitzengeschwindigkeit, dazu ein etwas besseres Drehmoment.

Das kann man sich nach unseren Fahreindrücken sparen, wer nicht gerade am Gewinn von Sekundenbruchteilen interessiert ist.

Agil und handlich

Einen ähnliches Gefühl gewinnt der Chauffeur bei der Diesel-Palette: Ein Zweiliter-Turbodiesel mit Common-Rail- Direkteinspritzung und Ladeluftkühler mit 110 PS / 81 kW wird mindestens 2.850 € teurer als das ansonsten gleiche Triebwerk ohne Ladeluftkühler mit 90 PS / 66 kW. Gewinn: 1,7 Sekunden von Null auf Hundert, fünf Stundenkilometer mehr Höchstgeschwindigkeit.

Das Auto wirkt handlich, ist mit seiner Servolenkung gut zu dirigieren. Das Fahrwerk bietet einen guten Kompromiss zwischen straff und kuschelig, auf kurvenreichen Bergstraßen schnürt der Wagen linientreu wie ein auf Komfort abgestimmter Gokart.

Die recht sportlich gestylten Sitze bieten guten Halt und angenehme Rücken-Entlastung. Das Fünfgang-Getriebe (TS sechs Gänge) passt zur Motor-Charakteristik, ist weich und präzise zu schalten.

Akzeptabel sind die Verbrauchswerte der Corolla-Baureihe. Toyota verspricht bei den Benzinmotoren zwischen 6,8 Liter pro 100 Kilometer für das 1,4-Liter-Basis-Triebwerk und 8,3 Liter für den TS. Nur schwer akzeptabel: Es muss leider das teure Super bleifrei sein.

Sparsamer geht´s mit den beiden Dieseln: Ihnen genügen laut Hersteller zwischen 5,8 und 6,2 Liter auf 100 Kilometer. Fazit: Toyota darf hoffen, dass es gelingen wird, die für das erste Jahr in Deutschland angestrebte Verkaufszahl von 40.000 Corolla zu erreichen.

Der Japaner aus Nizza, der in Werken in der Türkei und in England produziert wird, genügt in den wesentlichen Kriterien Preiswürdigkeit, Qualität und Fahrvergnügen mit ziemlicher Sicherheit den hohen Ansprüchen der hiesigen Kundschaft.

Quelle: autocert.de

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