Suzuki Samurai de Luxe:Selbst ist die Frau

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Der bunte Flitzer ist ein Auto, das (Sommer-)Gefühle weckt

(SZ vom 05.09.1992) Also eines muß man ihm lassen: Hübsch ist er, rabenschwarz mit knallig bunten Mustern auf der Seite und - die lila Kuh sollte sich vorsehen - mit einem lilafarbenen Bullenfänger. Die Rede ist vom Samurai, dem kleinsten Geländewagen von Suzuki, der in der auffälligenDe Luxe-Ausführung für 22 590 Mark zu haben ist. Damit kostet er 1850 Mark mehr als die Standardversion, aber der Erlebniswert steigt ungeheuer an, wenn sogar Vitara-Besitzer lange Hälse machen und dem knallbunten Vehikel begehrliche Blicke zuwerfen.

Dieses Auto weckt Gefühle: Es ist klein, nicht besonders schnell - Richtgeschwindigkeit ist das höchste der Gefühle -, und es ist überhaupt nicht praktisch, es macht einfach nur Spaß. Großen Fahrkomfort darf man auch nicht erwarten, schließlich ist der Samurai nur 3,44 Meter lang, und der kurze Radstand läßt einen schon bei der kleinsten Fahrbahnunebenheit vermuten, man habe Känguruhbenzin getankt - von dem braucht er nach Werksangaben im Drittelmix 8,4 Liter. Doch als Reiselimousine ist der Samurai ohnehin nicht konzipiert worden - er ist ein Spaßauto für den Sommer, wenn einen der Weg nur an den nächsten See oder in den Biergarten führt.

Bei strahlendem Sonnenschein holten wir den Samurai ab und fragten an, ob uns wohl jemand zeigen könnte, wie das Verdeck abzunehmen sei. Die Antwort: 'Schlecht, weil in der Werkstatt soviel zu tun ist.' Werkstatt? Wir waren gelinde gesagt irritiert - schließlich wollten wir nur ein bißchen Cabrio-Feeling haben und nicht gleich das ganze Auto zerlegen. Aber selbst ist die Frau. Die englische Betriebsanleitung in der Hand, lösten wir Haken, Ösen, Druckknöpfe und Reißverschlüsse und schafften es nach ungefähr zwanzig Minuten, das Dach leidlich fachmännisch zusammenzufalten und abzunehmen. Wieder hinauf ging es dann schon in der halben Zeit. Und wenn zwei großgewachsene Männer nach Anweisung arbeiten, dann kann einen kaum ein Regenschauer überraschen: In fünf Minuten ist der Samurai wieder wasserdicht verpackt - einige Druckknöpfe geben sich allerdings schon etwas widerspenstig.

Ist der Samurai offen und winden sich zwei Personen auf die beiden Rücksitze, dann liegt die Höchstgeschwindigkeit bei ungefähr 60 Stundenkilometern . Ohne Hinterbänkler kann man zwar schneller fahren, aber es fehlt einem das Erlebnis, sich mit so lauter Stimme zu unterhalten, daß sogar die Radfahrer erschrecken.

Der Innenraum der luxuriösen Samurai-Version ist durchaus ansprechend, vor allem die neckischen lila Sitzbezüge mit dem neongrünen Suzuki-Zeichen. Das Cockpit ist sehr einfach gehalten, um nicht zu sagen spartanisch. Eckig geformte Plastikteile bestimmen das Bild. Schmerzlich vermißt haben wir einen Kofferraum: Ist das Auto offen, dann kann man nicht einmal die kleinste Einkaufstasche irgendwo sicher unterbringen. Das heißt, man darf nur immer in ein einziges Geschäft zum Shopping gehen, ansonsten kann es sein, daß die Einkäufe schon auf dem Parkplatz vor dem zweiten Laden den Besitzer wechseln. Doch selbst wenn der Samurai geschlossen ist, sieht es nicht besser aus. Bis man die Plane nach oben und die Hecktür nach außen geklappt hat, vergeht viel Zeit, und der winzige Raum bietet nicht einmal Platz für einen Kasten Bier.

Doch wir wollen auch da nicht zu kritisch sein, schließlich ist der Samurai ja kein Kombi, sondern ein Geländewagen, und als solcher macht er seine Sache wirklich gut. Hier in Deutschland haben wir das allerdings nicht ausprobiert, nur einmal ein paar Meter über eine Baustelle. Aber vor nicht allzulanger Zeit hatten wir das Vergnügen, auf einer Urlaubsreise mit dem Standardmodell im Gelände herumzukurven. Sogar dieser völlig heruntergekommene Wagen mit abgefahrenen Reifen, dessen Besitzer wahrscheinlich gar nicht wußte, daß der Samurai in gepflegtem Zustand richtig hübsch ist, zog brav Steigungen hinauf und kämpfte sich durch den Sand und die tiefen Schlaglöcher der ausgefahrenen Pisten.

Einem De Luxe würde man solche Strecken, so es sie in unseren Breiten überhaupt gäbe, schon gar nicht zumuten. Der 1,3-Liter-Motor darf seine 51 kW (70 PS) nur auf publikumswirksamen Strecken, wie etwa der Münchner Leopoldstraße, ausspielen. Da dröhnt das Radio, lange Haare flattern im Wind und wenn direkt vor der Eisdiele noch ein Parkplatz für das neckische, bunte Auto frei wird, dann ist der Abend gerettet.

Von Petra Rothe

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