Subaru Forester S-turbo / Impreza GT:Jetzt dreht er vollends durch

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Der Lader präsentiert sich in zwei verschiedenen Ausprägungen: einmal soft und einmal hart

(SZ vom 11.12.1999) Die Tage, in denen der am Heck angebrachte Schriftzug turbo als Kompliment gewertet wurde, schienen eigentlich vorbei zu sein. Wer vor einigen Jahren ein solches Auto fuhr, wollte nicht nur dem Motor mehr Leistung einblasen lassen, sondern sich auch selbst ein bisschen aufblasen, war die gängige Meinung, als Autos wie der Renault R5 turbo über die Straßen sausten. Die Turbo-Gemeinde, zumeist Autofans jüngeren Alters, verlor aber irgendwann den Spaß an der Hatz - und auch die damalige Charakteristik von Turbo-Motoren konnte einem auf die Dauer ganz schön auf die Nerven gehen: Trat man im niedrigen Drehzahlbereich auf das Gaspedal, passierte erst einmal gar nichts. Es dauerte mindestens eine Gedenksekunde, bis die Turbine auf die erforderliche Umdrehungszahl kam, um dem Motor mit zusätzlicher Luft zu mehr Kraft zu verhelfen. Dann allerdings erhielt der Fahrer sozusagen einen Schlag in die Magengrube - und das Turbo-Gefährt spurtete wie von einem Dampfhammer getroffen los.

Inzwischen hat sich die Technik weiter entwickelt, und nach Jahren des Schattendaseins drängeln sich die Turbolader wieder ins Rampenlicht. Das Turbo-Loch haben die Techniker inzwischen in den meisten Fällen zugeschüttet, und es gibt kaum noch einen modernen Dieselmotor, bei dem man auf die mechanische Beatmungshilfe für den Motor verzichtet. Er hilft, Verbrauch und Leistung im Einklang zu halten.

Natürlich wird der Lader auch noch in einer sportlichen Ausprägung eingesetzt - es gibt jedoch nur noch wenige Firmen, die bei Ottomotoren auf den leise pfeifenden Freund nicht verzichten wollen. Zu diesen Herstellern gehört der japanische Allrad-Spezialist Subaru. Gleich in zwei Baureihen verwendet Subaru die Turbolader-Technik, um diesen Modellen die Leistungskrone aufzusetzen: Der Impreza GT ist mit seinen 160 kW (218 PS) das Basisfahrzeug für Rallye-Einsätze, und mit dem Geländewagen Forester S-turbo lassen sich nicht nur lange Autobahnstrecken schnell durcheilen, die 125 kW (170 PS), die aus nur zwei Litern Hubraum geschöpft werden, sollten auch ausreichen, um jede Steigung auf dem Weg zur Almhütte bewältigen zu können.

Turbo ist nicht gleich Turbo

Doch das Gleiche ist noch lange nicht das Selbe: Die Ausprägung der Turbolader ist bei Impreza und Forester sehr unterschiedlich. Der Offroader ist auf zivile Manieren getrimmt, während die Limousine ungeniert mit ihren Muskeln spielen darf. Soft-Turbo nennt Subaru die Charakteristik im Forester, dessen Turbolader auf den schönen Namen MHI TF035 hört. Er baut einen auf maximal 0,55 bar begrenzten Ladedruck auf und nimmt seine Arbeit schon bei 1000 Umdrehungen auf, wodurch es keinen lästigen Turbo-Bumms, aber auch kein Turbo-Loch mehr gibt - sagt zumindest Subaru. Bei kurzen Fahrten zeigte sich dann aber, dass es zumindest noch eine kleine Turbo-Mulde, wenn auch kein richtiges Loch mehr gibt. Zum Kraftstoffverbrauch lässt sich nur so viel sagen: Er hängt in entscheidendem Maß vom Fahrer ab. Wer sich immer knapp unterhalb der Höchstgeschwindigkeit von 198 km/h bewegt, wird mit Werten von deutlich mehr als 16 Litern rechnen müssen - aber vielleicht fällt das bei einem Kaufpreis von 54 990 Mark nicht mehr so ins Gewicht. Insgesamt ist man mit den schwächer motorisierten Brüdern des Forester S-turbo genau so gut, vielleicht sogar besser bedient.

Keine Kompromisse gab es bei der Abstimmung des Impreza-Turbos: Er arbeitet immer mit Hochdruck, und zwar mit bis zu 0,93 Bar. Schon äußerlich demonstriert dieser Impreza mit der großen Lufthutze auf der Motorhaube, dass er viel Sauerstoff zum Atmen braucht. 218 PS reichen aus, um den GT in 6,3 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h zu schieben, und erst bei 231 km/h kapituliert der Motor vor dem Gegenwind.

Ob es Fahrspaß bereitet, in einem kleinen Auto so schnell zu fahren? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Auf jeden Fall hat Subaru 240 Impreza GT zum Preis von 52 490 Mark verkauft, was einem Anteil von gut zwölf Prozent entspricht. Beim Forester entschieden sich 21 Prozent der Käufer für die Turbo-Variante, was - bis Ende Oktober gerechnet - einer Stückzahl von 798 Soften entspricht. Nächstes Frühjahr wird der Forester einem Facelift unterzogen - und es ist klar, dass es weiterhin eine GT-Variante geben wird.

Von Otto Fritscher

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