Sicher in den Urlaub:Hoch auf dem großen Wagen

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Ob auf dem Dach, an der Heckklappe oder auf der Anhängerkupplung: Wer ein Trägersystem kaufen will und Fahrräder aufs Auto lädt, muss einiges beachten.

Klaus Justen

Zugegeben: Es ist schon ein wenig absonderlich, wenn die komplette Familie zum Radausflug startet - und dafür erst einmal ins Auto steigt. Aber gerade für Städter beginnen die schönsten Touren nicht vor der Haustür.

Wer durchs Voralpenland radeln und Bergblick genießen will, muss sein Rad im Zug mitnehmen oder aufs Autodach packen. Auch dann, wenn das Fahrrad im Urlaub mit von der Partie sein soll, kommt man um den Kauf eines Trägersystems fürs Auto nicht herum. Der Klassiker sind Dachträger; daneben sind Heckträger oder Modelle, die auf die Anhängerkupplung gesetzt werden, in Mode gekommen.

Gerade Familienautos wie Kombis oder Vans haben meist bereits von Haus aus eine Dachreling, da liegt ein Dachträgersystem allein schon aus Kostengründen nahe. Denn in vielen Fällen ist auch ein Grundträger vorhanden, auf den sich die Aufsätze für Skier oder für Dachboxen montieren lassen. Oder eben die für Fahrräder.

Modelle mit Lift

Die preiswertesten Träger (ohne Grundträger) sind schon für weniger als 20 Euro zu bekommen, die besten Träger des ADAC-Tests im vergangenen Jahr (Thule Pro Ride 591 und Atera Giro AF) lagen bei rund 100 Euro.

Allerdings muss man die Räder sehr hoch heben. Das macht vor allem bei Vans oder hohen Offroadern keine Freude. Die Montage des Fahrrads auf dem Dach ist alleine kaum zu schaffen, und immer läuft man dabei Gefahr, mit einem abrutschenden Fahrrad sein Auto zu zerkratzen. Solche Plackerei lässt sich nur vermeiden, wenn man ein Modell mit Lift kauft; solche Trägersysteme kosten aber schnell 200 Euro und mehr.

Gefahr durch Seitenwinde

Allerdings hat der Transport auf dem Dach einige Nachteile. Die Räder verschlechtern das Fahrverhalten. Mit drei oder vier Tourenrädern kommen locker 70 oder 80 Kilogramm zusammen, da ist die erlaubte Dachlast schnell erreicht oder gar überschritten - welche Last maximal erlaubt ist, steht in der Betriebsanleitung des Autos.

Die meisten Autos sind für 50 bis 75 Kilogramm Dachlast zugelassen, verkraften also nicht mehr als zwei oder drei Räder. Außerdem verlagert sich der Schwerpunkt nach oben. Das Auto neigt sich stärker in Kurven, die Seitenwindempfindlichkeit nimmt enorm zu.

Dringender Rat: vorausschauend und langsam fahren, auch auf der Autobahn. Denn die Dachlast verlängert auch den Bremsweg und erhöht außerdem den Benzinverbrauch. Weiteres potenzielles Risiko bei Dachträgern: Bei einem Unfall können sich die Träger, je nach Qualität der Grundträger-Befestigung, selbstständig machen.

Bei einem Crashtest des ADAC erwiesen sich die Grundträger als Schwachstelle; allein deshalb sollte man bei der Montage besonders gründlich sein. Vorteile verbuchten während der Crashtests Systeme, die an der Dachreling des Fahrzeugs befestigt werden. Nicht vergessen sollte man beim Fahren mit den Rädern auf dem Dach, dass Höhenwarnungen an Unterführungen und vor Tiefgaragen plötzlich von großer Bedeutung sein können.

Bedingte Crashsicherheit

Deutlich bequemer zu beladen sind Trägersysteme, die an der Heckklappe oder auf dem Kofferraumdeckel befestigt werden. Allerdings sind sie auch teurer, denn für Topprodukte müssen 300 bis 400 Euro einkalkuliert werden; wer weniger als 100 Euro investiert, spart auch an der Qualität.

Alle Träger, auch das zeigt der ADAC-Test, hatten das Manko, dass ihre Crashsicherheit nur bedingt gut ist; bei einem Zusammenstoß machen sich Träger und Räder selbstständig; allerdings lange nicht so spektakulär wie Dachträger, die über die Motorhaube nach vorne schießen.

Dabei schnitt am besten das 120 Euro teure Modell Eufab Joker ab; allerdings boten die Testsieger Uebler Primavelo und Atera Linea (300 bis 400 Euro) bessere Verarbeitung und Montagequalität. Beachtenswert bei Trägern, die sich auf der Heckscheibe abstützen: Auf schlechten Straßen kann es sogar zu Glasbruch kommen.

Beste Noten für Transportplattform

Der beste Fahrrad-Träger, so zumindest die Sicht des ADAC, ist die Transportplattform. Sie ist mit Preisen zwischen 300 und 500 Euro aber die teuerste Lösung und sie benötigt zur Befestigung eine Anhängerkupplung. Auf Nummer sicher geht, wer dieses Zubehör nach gründlicher Beratung kauft.

So bleiben auch möglicherweise teure Fehlkäufe erspart, denn: Manche abnehmbaren Anhängerkupplungen haben geschmiedete, manche gegossene Haken. Je nach Transportplattform sind die einen oder die anderen vorgeschrieben.

Am besten im Fachhandel oder beim Autohändler informieren, welche Plattform für welches Auto eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) hat und welche Anhängerkupplung vorgeschrieben ist.

Dann steht dem Ausflug mit Auto und Fahrrad nichts im Weg.

© SZ vom 10. 5. 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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