Selbstversuch: Parkassistent:...will Weile haben

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Der Toyota Prius ist ein Innovationsträger. Die zweite Generation des Öko-Japaners macht nicht nur durch seinen Hybridantrieb von sich reden - auch zum Beispiel mit einer Einparkhilfe. Wir haben den Assistenten getestet.

Von Stefan Grundhoff

Die Einweisung des Toyota-Technikers ist nicht so kurz wie erwartet - und räumt leider gleich mit der wichtigsten Erwartung auf: dem Glauben nämlich, dass der Prius tatsächlich von selbst einparken kann. Im Gegensatz zu den Versuchsträgern verschiedener Hersteller kann er genau das nämlich nicht. Ihm fehlen die Laser- oder Radarsensoren, die Hindernisse und andere Fahrzeuge erkennen. Daher nennt Toyota seine Technik auch nur zurückhaltend "Einparkunterstützung".

Pfeileschwirren auf dem Monitor: Einparkhilfe im Toyota Prius (Foto: Foto: press-inform)

Aber wer in den Innenstädten von Köln, München oder Berlin einmal zur Hauptverkehrszeit einen Parkplatz sucht, der kann jede Unterstützung gebrauchen. Immerhin besser als nichts - und somit sollte der Parkassistent im neuen Prius seine Berechtigung haben.

Der Selbstversuch kann starten. Die erste Übung sollte vergleichsweise einfach sein. Parallel zur Fahrbahn soll der Prius in die Lücke geparkt werden. Der Parkplatz ist knapp sechs Meter lang - Platz genug also für dieses Auto. Mit dem Einlegen des Rückwärtsganges erscheint auf dem Multifunktionsbildschirm das Bild der Rückfahrkamera. Per Touchscreen muss man zunächst entscheiden, ob man rechts oder links einparken will. Diesmal geht es nach links. So weit, so gut.

Kästchen-Schiebung

Doch nun beginnt die kniffelige Fingerübung. Ein Kästchen muss auf dem Bildschirm dahin verschoben werden, wohin das Auto letztlich soll: eben zwischen den roten Astra und den gelben Laguna. Mit den Pfeiltasten ist das Ganze eine nervige Sache und dauert nicht nur beim ersten Versuch rund 30 Sekunden.

Als es endlich losgehen kann, meckert der Prius. Er meint, man stehe zu nah an der Parklücke. Das hätte er auch vorher sagen können. Nach rund einer Minute und ein paar Metern vor und zurück ist die Sache erledigt, soll heißen: Das Kästchen ist endlich im grünen Bereich. Der Prius rollt nun sanft zurück und fährt wie von Geisterhand auf der Bahn, die der Computer berechnet hat. Das Steuer dreht sich, der Prius fädelt ein. Klappt schließlich problemlos - nur einen kleinen Korrekturzug nach vorn muss man händisch ausführen.

Nach dem dritten Versuch klappt alles etwas flotter - doch nach wie vor alles andere als wirklich schnell. Enervierend übrigens, wenn man an einer Steigung Gas geben muss - dann schaltet sich der Assistent einfach ab.

Ans Eingemachte

Doch dann kommt die schwere Übung. Seitwärts soll es nach rechts in eine Parktasche gehen. Wieder muss man das grüne Rechteck auf die Fläche ziehen, wo der Toyota später stehen soll. Doch das Kamerabild wird verzerrt, sobald nicht alle beteiligten Autos gerade stehen.

Glaubt man schließlich, es müsste nun endlich losgehen - meckert der Prius wieder mal: Auch die gelbe Fahne auf dem Touchscreen muss passen, sonst drohen verkratzte Stoßstangen. Also wieder wild auf den Pfeilen herumgedrückt und das Kästchen in Position gebracht. Bei Dunkelheit dürfte die Geschichte noch spaßiger werden...

Ehe sich der Prius endlich in Bewegung setzt, vergehen Minuten. In dieser Zeit wären in der umkämpften Innenstadt schon mehrere Kleinwagen in die Lücke gehuscht.

Auch nach ein paar weiteren Versuchen bleibt die Auswahl der "richtigen" Parklücke eine nervenbelastende Sache - und der Zeitaufwand ist nahezu indiskutabel. Mal eben schnell einparken: Das ist mit dem IPA-System des Prius nicht zu machen.

Also nee, Leute...

Zusammen mit dem DVD-Navigationssystem kostet die Einparkhilfe immerhin 2950 Euro Aufpreis. Der Toyota Prius Sol selbst startet bei 24.700 Euro. Unverständlich ist, wieso die Japaner für die akustische Einparkhilfe zusätzlich nochmals Aufpreis verlangen.

Was bleibt als Fazit? Mit dem Prius gibt es nun auch auf dem europäischen Markt das erste Serienvehikel mit Einparkhilfe. Doch auf diese Innovation können selbst untalentierte Autofahrer guten Gewissens verzichten. Das Einparken mit dem Assistenten ist alles andere als eine Erleichterung - selbst mit reichlich Übung.

Solange ein Auto mit Einparkassistent nicht über die notwendigen Sensoren verfügt und den größten Teil der Arbeit selbst erledigt, bleibt es dabei: Eingeparkt wird wie in der guten alten Zeit - mit Augenmaß und entsprechender Erfahrung.

Immerhin gibt es mittlerweile bei fast allen Herstellern vernünftige Einparkhilfen, die über den Abstand zu den anderen Autos informieren. Einige Systeme mit Rückfahrkamera geben zudem bereits Hilfslinien vor, mit denen man ohne Rempler in die hoffentlich genügend große Lücke gelangt. Die Einweisung durch einen Techniker ist da meist nicht nötig.

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