Seat Leon Cupra R:Power-GTI

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Kompakte Autos mit Pfeffer unter der Haube haben Tradition seit dem Golf GTI der 70er-Jahre. Nun knüpft Seat energisch an diese Tradition an und präsentiert den León Cupra R mit 210 PS.

Michael Harnischfeger

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(Foto: Foto: Seat)

Viel Leistung, wenig Gewicht: Das war schon immer das beste Rezept für sportliche Autos. Und Sport schreibt sich Seat seit neuestem ganz groß auf die Fahnen, um sich neben Audi und Lamborghini als dritte Dynamiker-Marke im Verbund des Volkswagen-Konzerns zu profilieren.

Für die straßentauglichen Renner ist Seat Sport zuständig, wo schon in limitierter Serie der Ibiza Cupra R mit 180 PS / 133 kW entstand. Nun liefert die schnelle Truppe ihr zweites Auto ab: den León Cupra R mit 210 PS / 155 kW

Der Sechszylinder mit 204 PS wiegt 160 Kilogramm mehr

Nun sind 210 PS ja nicht so viel mehr als 204 PS / 150 kW, wie sie der León Cupra 2.8 V6 hat. Doch den sieht Seat eher als komfortablen Allrounder, der dem scharfen Cupra R beim freien Blasen nicht das Wasser reichen kann.

Warum? Der Cupra R, den es nur in den Farben Schwarz, Gelb und Rot gibt, verzichtet auf den Allradantrieb und den schweren Sechszylinder des 2.8 V6. Das spart 160 Kilogramm Gewicht und kommt dem Ideal vom bärenstarken Fliegengewicht ein bisschen näher, wenngleich 1.320 Kilogramm Leergewicht für ein Viermeter-Auto nicht gerade wenig sind.

Hätten es nicht die 225 PS / 165 kW sein können, die der 1,8-Liter-Turbo des Cupra R zum Beispiel im Audi TT Quattro leistet? Da schütteln die Seat-Leute mit dem Kopf und geben zu bedenken, dass 210 PS ziemlich das Maximum dessen sind, was man einem Fronttriebler zumuten könne.

Leistung vom Frontantrieb bestimmt

Wie richtig diese Einschätzung ist, zeigt sich bei schneller Fahrt auf welligen Landstraßen. Beim kräftigen Beschleunigen aus engen Kurven genügen schon kleine Bodenwellen und ein leicht eingeschlagenes Lenkrad, damit die Traktionskontrolle die haltlos durchdrehenden Vorderräder einbremsen muss.

225 PS und entsprechend mehr Drehmoment würden vom Fahrer wohl noch mehr Aufmerksamkeit erfordern, wenngleich der schnelle León trotz dieser Problemchen König der Landstraße ist.

Denn das Fahrwerk wurde mit weicheren Federn, härteren Stoßdämpfern und steiferen Lagern sowie einer direkter übersetzten Lenkung auf agiles und trotzedem gutmütiges Handling hin getrimmt, und diese Rechnung geht voll auf.

Man kann richtig frech in Kurven hineinbremsen, ohne dass das Auto hinterhältig reagieren würde. Im Extremfall dreht das Heck leicht ein und unterstützt so die Lenkarbeit, ehe das serienmäßige ESP zu starkes Übersteuern sanft unterbindet.

Bis 7.000 Touren - aber ohne Klang

Beim Tritt aufs Gas zoomt der leicht verzögert ansprechende Turbo die nächste Kurve heran, während die Drehzahlmessernadel rasant der 7000er-Marke entgegenjagt.

Schade nur, dass der Turbo kein großer Sänger ist. Im Stand brabbelt er zwar recht verheißungsvoll, doch bei zunehmender Drehzahl brummt er nur mal höher, mal tiefer vor sich hin wie ein Staubsauger.

Tempo vernichten geht noch schneller, als Tempo zu gewinnen: Serienmäßig sind vergrößerte Scheibenbremsen im Einsatz, und gegen 2.800 Euro Extra gibt es sogar Bremsen im Format einer Familien-Pizza mit Bremssätteln vom Rennsport-Spezialisten Brembo. Die schimmern rot lackiert durch die zu diesem Paket gehörenden Leichtmetallräder im 18-Zoll-Format hindurch und beißen so energisch und standfest zu, dass auch beim Einsatz auf der Rennstrecke kein Fading auftauchen dürfte.

Nicht knallhart

Schön bei all der Sportlichkeit: Die Federung geriet nicht so knochentrocken, dass längere Reisen unmöglich werden. Mehr als ein Rest Schluckvermögen blieb erhalten, und wegen des insgesamt niedrigen Geräuschniveaus sind daher auch größere Strecken keine Strafe.

Als angenehm erweist sich hierbei das leicht, aber nicht wirklich knackig schaltbare Sechsganggetriebe, das die Drehzahl auch bei zügiger Fahrt (maximal 237 km/h sind drin) nicht extrem ansteigen lässt.

Komplette Ausstattung, Überholprestige inklusive

Dass der schnelle León es ernst meint mit der Sportlichkeit, zeigt er gern. Übertreibungen mit gewaltigen Heckflügeln sind ihm zwar fremd, doch die große Bugschürze wirkt so hungrig, dass man über fehlendes Überholprestige wohl nicht klagen kann.

Innen trägt der Sportler vornehmlich schwarz, wobei silbern unterlegte, nicht immer gut ablesbare Instrumente und metallisch glänzende Pedale für Kontrast sorgen.

Trotz des sportlichen Anspruchs ist der León Cupra R nicht spartanisch ausgestattet. So zählen Zentralverriegelung, CD-Radio und auch eine Klimaautomatik zur Serienausstattung, das Zubehörangebot reicht sogar bis zum Navigationssystem.

So ausgestattet, wird der spanische Kompaktsportler dann indes zum richtig teuren Auto. Denn schon der Basispreis zeigt, dass der Ur-GTI nur beim Konzept Pate stand: Der Grundpreis beträgt 26.755 Euro.

Quelle: autocert.de

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