Seat Ibiza Cupra und Cordoba Cupra:Spanischer Wolf im Wolfspelz

Lesezeit: 3 min

Die dritte Generation der sportlich orientierten Modellvarianten kommt mit neuer Optik und Technik im Juli nach Deutschland

(SZ vom 20.05.2000) Über Geburtstagsgeschenke freut sich jeder. Und wer keine bekommt, macht sie sich eben selbst. Die Volkswagen-Tochter Seat hatte am 9. Mai den 50. Jahrestag begangen. Ein Datum, das die Spanier mit König Juan Carlos und Konzern-Chef Ferdinand Piëch feierten. Es ist anzunehmen, dass die hochkarätigen Gratulanten auch reichlich Präsente hinterlassen haben. Doch Seat hat sich auch selbst ein Festtags-Bonbon gegönnt - in Form von zwei neuen Modellen. Die sportlichen Cupra-Modelle von Ibiza und Cordoba kommen zwar erst im Juli in den Handel, doch bei einer ersten Begegnung bewiesen sie, dass sie als schöne Bescherung durchaus taugen.

Das gilt schon für die äußere Erscheinung. Rote Bremszangen, neue Stoßstangen und ein Frontspoiler mit ovalen Nebelscheinwerfern sowie der Kühlergrill mit Wabengitter unterscheiden das Cupra-Modell ebenso vom Standard-Wagen wie das Cupra-Emblem, das vorne und hinten beide Fahrzeuge ziert. Innen erkennt man Ibiza und Cordoba Cupra unter anderem an den weiß unterlegten Instrumenten, einem neu gestylten, griffigen Lederlenkrad, einer Alu-farbenen Sportpedalerie und einem mit Chrom verzierten Schaltknauf.

Außer der umfangreichen Sicherheitsausstattung (vier Airbags, ABS, ESP, Traktionskontrolle) bieten die Cupra auch optional Komfortelemente wie ein Glasschiebedach, CD-Wechsler, Lederausstattung, Climatronic und Scheibenwischer mit Regensensor.

Auch wenn der leistungsorientierte Seat-Fahrer keinesfalls auf Sicherheit und Komfort verzichten will, so ist für ihn doch der Motor das Herzstück seines Cupra-Modells. Ibiza und Cordoba werden nun von einem 1,8-Liter-Vierzylinder-Aggregat angetrieben. 115 kW (156 PS) Leistung machen beide Fahrzeuge maximal 218 km/h schnell und erlauben eine Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 7,9 Sekunden (8,0 Sekunden beim Cordoba). Die Verbrauchswerte für den Kraftstoff liegen laut Werksangaben für beide im Durchschnitt bei 7,8 Liter Super auf 100 Kilometer. Der 1. 8 20VT erfüllt schon die Abgasnorm D4.

In der Fahrpraxis erweist sich der Ibiza als das knackigere Auto, denn der um knapp 30 Zentimeter kürzere, allerdings kaum leichtere Wagen, lässt auf kurvigen Straßen durchaus ein Gefühl von Rennstrecke aufkommen. Dabei muss allerdings erwähnt werden, dass das Fahrwerk beim Ibiza ziemlich ungeniert Bodenunebenheiten direkt an den Rücken der Passagiere weiterleitet. Da hält sich der Cordoba vornehmer zurück, was nicht heißen soll, dass er nicht auch pfiffig zu fahren ist. Aber bei ihm ist die Mischung aus Straffheit und Komfort so harmonisch gelungen, dass der Cupra durchaus als Familienfahrzeug fungieren kann.

Beiden Modellen gemeinsam ist, dass Seat gerne möchte, dass man vom "Wolf im Wolfspelz" spricht. Die Begründung wird gleich mitgeliefert: Schließlich würden Ibiza und Cordoba nicht nur von einem starken Motor angetrieben, sondern auch die markanten Veränderungen an der Karosserie machten deutlich, um welche Kategorie Auto es sich bei den Cupra-Versionen handele. Richtig ist auf jeden Fall, dass beide Fahrzeuge schon von außen aggressiver auftreten als die üblichen Serienmodelle. Klar ist auch, dass beide Wagen mit 156 PS sicherlich nicht untermotorisiert sind.

Stellt man mal den Vergleich mit der Tierwelt an, könnte die Rechnung von Seat aufgehen. Schließlich versucht man ja auch wieder den Wolf in Deutschland heimisch werden zu lassen. Auswilderungen im Bayerischen Wald laufen recht erfolgreich. Aber wie auch bei den tierischen Wölfen wird der automobile Seat-Wolf in kleinen Stückzahlen in seinen Lebensraum geschickt werden. Insgesamt rechnet man mit bescheidenen 1500 Stück beider Modelle in einem Jahr in Deutschland. Dabei werden auf den Ibiza zwei Drittel fallen, die restlichen 500 Exemplare gehen als Verträge für den Cordoba über den Händlertisch. Und zu guter Letzt wird der spanische Wolf das Schicksal aller Raritäten teilen: den relativ hohen Preis. Seat will sich zwar noch nicht über Einzelheiten auslassen, doch kann man die Vermutung anstellen, dass der Ibiza sicher nicht weniger als 35 000 Mark kosten wird, denn der bisher teuerste Serien-Ibiza (Modell Sport mit TDI) kostet zurzeit knapp 34 000 Mark. Ein Preis, der auch für den zweitürigen Cordoba Sport gilt - damit dürfte auch die Preisvorstellung für das Cupra-Modell erkennbar darüber liegen.

Wer sich von Juli an eines der Cupra-Modelle kaufen will, wird ihn sich schon selber schenken müssen - Seat wird das sicher nicht tun. Doch dann bekommt man einen flotten Spanier, der mit pfiffigen Details und einem flotten Motor seine Auswilderung auf deutschen Straßen artgerecht vollziehen wird: als kleiner Wolf im Wolfspelz.

Von Marion Zellner

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: