Seat Cordoba Vario:Auftritt aus dem Untergrund

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Die spanische VW-Tochter stellt mit dem ersten Kombi eine weitere Cordoba-Variante vor

(SZ vom 16.07.1997) Die Gummistiefel sind viel zu groß, der Helm sitzt auch nicht richtig und die Regenjacke schlabbert. Außerdem ist es duster und schlammig so tief unter der Erde, irgendwo in dem Tunnel, der einmal Spanien und Frankreich verbinden soll. Noch haben sich Franzosen und Spanier nicht getroffen, der Tunnel-Durchstich, bei dem sich König Juan Carlos und Staatspräsident Jacques Chirac die Hand schütteln sollen, ist für die nächsten Wochen geplant. Also, kein König in Sicht, dafür irgendwo im Halbdunkel das derzeitige Ende des Tunnels. Und dann blitzen auf einmal zwei Scheinwerfer auf, der Motor dröhnt in der Felsenröhre und mit einem leidlich eleganten Schlenker im Schlamm rutscht ein ziemlich schmutziger Seat Cordoba Vario ins Licht der mittlerweile aufgeflammten rosafarbennen Spots.

Bemerkenswerte Erscheinung

Ein wahrhaft bemerkenswerter Auftritt, einzigartig sozusagen. Und deshalb war der Ort der Präsentation auch ganz gut gewählt: Schließlich ist der Cordoba Vario der erste Kombi der spanischen Automobilbauer und gleichzeitig auch der derzeit einzige Kombi seiner Klasse. Der schlammige Auftritt im Untergrund endete schließlich mit einer Pressekonferenz im Túnel de Somport bei der auch der frisch polierte Vario noch einmal einen großen Auftritt hatte. Mit dem Cordoba Vario will Seat zum einen auf die steigende Nachfrage nach Kombis der Mittelklasse reagieren und zum anderen seinen derzeitigen Markterfolg weiter ausbauen. Immerhin konnten die Spanier im vergangenen Jahr 344 000 Einheiten verkaufen, das entspricht einem Umsatzplus von sechs Prozent. Für 1997 haben sie sich noch mehr vorgenommen: 400 000 verkaufte Fahrzeuge werden erwartet, das wäre ein Umsatzplus von 16 Prozent und gleichzeitig das beste Ergebnis in der Geschichte von Seat.

Schnell waren die Entwickler überdies. Innerhalb von nur 24 Monaten stellten sie dem Cordoba und dem Cordoba SX noch den Vario zur Seite. Er wird in Deutschland allerdings erst Ende Juli oder Anfang August bei den Händlern stehen. Zur Wahl stehen dann drei Benzin- sowie zwei Dieselmotoren:

- 1,4-Liter, 44kW (60 PS), Verbrauch (jeweils nach DIN) 6,8 Liter auf 100 km

- 1,6 MPI, 55kW (75 PS), Verbrauch 7,2 Liter auf 100 km

- 1,6 MPI, 74 kW (100 PS), Verbrauch 7,9 Liter auf 100 km

- 1,9 SDi Saugmotor, 47 kW (64 PS), Verbrauch 5,1 Liter auf 100 km (im Herbst)

- 1,9 TDi mit Turbolader, 66 kW (90 PS), Verbrauch 5,0 Liter (im Herbst).

Die Entscheidung über die Preise der einzelnen Modelle ist noch nicht gefallen, fest steht bisher nur, daß das 60-PS-Basismodell 24 450 Mark kosten wird. Doch auch die teuerste Variante (TDi) soll etwa 32 800 Mark kosten.

Bei diesen recht moderaten Preisen stellt sich die Frage, was der Seat Cordoba Vario eigentlich zu bieten hat. Eine ganze Menge: Es wird zwei Ausstattungsvarianten geben, SE und SXE. Serienmäßig sind bei beiden unter anderem Wegfahrsperre, Servolenkung, ABS, zwei Airbags, getönte Scheiben, Dachgepäckträger und die Kofferraumabdeckung enthalten. Beim SXE (nur mit 75 oder 100 PS und als TDi) gibt es zusätzlich Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, von innen verstellbare Außenspiegel und eine Alarmanlage.

Mit seiner Länge von nur 4,14 Metern erwies sich der Cordoba Vario bei ersten Fahrten als ein agiles und sehr gutmütiges Gefährt, das sich auch in Sachen Fahrkomfort nicht zu verstecken braucht. Gerade auf schmalen, kurvigen Landstraßen und im Stadtverkehr sind auch die weniger PS-starken Motoren durchaus ausreichend. Damit ist der Vario ein Lastesel und ein preiswertes Familienfahrzeug, das für weitere Urlaubsreisen mit viel Gepäck geeignet ist. Auch die Golftasche paßt natürlich in den auf bis zu 1250 Liter erweiterbaren Gepäckraum. Nur die Ladekante ist ein bißchen zu hoch geraten.

Dafür hat der Cordoba Vario, dessen Karosserie eine sportlich-elegante Keilform hat, zusätzlich einen Dachgepäckträger als Serienausstattung: Zwei Querstreben sitzen auf Führungsschienen und können beliebig verstellt werden. Auf dem Dach selbst wurden Gummistreifen angebracht, so daß Lasten bis zu 50 Kilogramm einfach direkt auf das Dach gestellt und mit Gurten an den beiden Streben befestigt werden können - eine ebenso einfache wie praktische Lösung. Bei der Volkswagen-Tochter Seat setzt man große Hoffnungen auf den Kombi - tief unter der Erde wurde er vorgestellt, tief unten sollen die Preise bleiben, eigentlich keine schlechte Kombination.

Von Petra Payer

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