Rover 420 Si Lux:Das Ende einer Ehe

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Die 400er-Baureihe ist das letzte Produkt aus der Honda-Ära

(SZ vom 27.09.1997) Die britische Traditionsmarke Rover hatte es nicht immer leicht, ihren Produkten jenen Hauch britischer Eleganz einzupflanzen, der als das wichtigste Verkaufsargument für die Fahrzeuge der Baureihen 200, 400, 600 und 800 galt. Denn zuerst kooperierten die Briten mit dem japanischen Hersteller Honda, bis sie schließlich von BMW aufgekauft wurden. Zwar richtete sich die Zusammenarbeit mit Honda vor allem auf den technischen Bereich, und das Styling sollte allein in englischer Hand bleiben - aber die Gefahr, die Markenidentität zu verlieren, war und ist bei solchen Zusammenhängen trotzdem latent vorhanden.

Nun sitzen die Bayern in der Chefetage von Rover, aber in den Verkaufsräumen der deutschen Rover-Händler stehen noch immer Produkte, die aus der Honda-Ära herrühren. Daß diese Autos immer noch very british wirken, ist wohl einer der Gründe für die zunehmende Beliebtheit von Rover-Fahrzeugen in Deutschland. Wir haben uns näher mit dem letzten Produkt befaßt, das auf einer gemeinsamen Plattform mit Honda entstand: der 400er-Baureihe, deren Chassis, Achsen und Karosseriestruktur Parallelen zum Honda Civic aufweist.

Laute Geräuschkulisse

Der 420 Si Lux stellt das Top-Modell der Baureihe dar. Seit etwa eineinhalb Jahren ist zusätzlich zur vor zwei Jahren eingeführten Fließheck-Variante eine Stufenheck-Version erhältlich. Als Antriebsquellen sind zwei Benzin- und zwei Dieselmotoren verfügbar. Im 420 Si nimmt nach dem Drehen des Zündschlüssels ein 2,0-Liter-Vierzylinder deutlich hörbar seine Arbeit auf. Das ist auch gleich einer der wenigen wirklichen Kritikpunkte an diesem Fahrzeug: Die Geräuschdämmung des Triebwerks und die Windgeräusche an der Karosseriestruktur können bei höheren Geschwindigkeiten ein Geräuschniveau erreichen, das subjektiv nicht mehr als angenehm empfunden wird.

Ansonsten ist der 2,0-Liter-Motor mit seinen 100 kW (136 PS) ein angenehmer Begleiter in allen Lebens- und Straßenlagen. Seine Kraft stellt er bei höheren Drehzahlen besonders bereitwillig zur Verfügung, was allerdings - wie schon erwähnt - deutlich zu hören ist. Für Zahlenfreunde hier die wichtigsten Daten: Spurt von Null auf 100 km in 9,5 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 200 km/h, Verbrauch auf 100 Kilometer nach der neuen EU-Norm durchschnittlich 8,6 Liter. In der Praxis waren wir mit etwa zehn Litern unterwegs, kein sensationeller, aber noch akzeptabler Wert.

Alternative für Individualisten

Am Komfort der Lux-Variante gibt es nichts auszusetzen: Das Fahrverhalten ist gut, das Fahrwerk gutmütig; und es ist alles an Bord, was man zum automobilen Wohlfühlen braucht: Servolenkung, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel und eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung machen die Bedienung dieses 400er leicht. ABS und zwei Airbags beruhigen die Sicherheitsorientierten und die für Rover typischen Holzeinlagen aus Walnußfurnier im Armaturenbrett betonen den britischen Akzent.

Die fünftürige Fließheckvariante kostet 37 600 Mark, wer die klassischere Stufenheck-Limousine vorzieht, muß 1000 Mark mehr investieren. Auf jeden Fall setzt sich der 420 vom manchmal etwas gesichtslosen Mainstream der Mittelklasse deutlich ab - eine Alternative für Individualisten.

Von Otto Fritscher

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