Renault Safrane:Auf der Suche nach einem neuen Image

Das Spitzenmodell verfügt mit dem Modelljahr '97 über neue Motoren und eine geänderte Optik

(SZ vom 21.09.1996) Er gehöre zu den herausragenden Erscheinungen seiner Klasse, behauptet Renault und meint das hauseigene Oberklasenmodell Safrane. Für Frankreich mag diese Einschätzung zutreffen. Dort verkauft sich der Safrane gut, besser noch als Citroën XM und Peugeot 605. Auf den deutschen Markt bezogen kann sie aber zu krassen Mißverständnissen führen. Denn hierzulande konnte Renault 1995 gerade einmal 1500 Safrane verkaufen. Und die Tendenz für 1996: leicht fallend. Ist der Safrane also wirklich die herausragende Erscheinung inmitten der Erfolgsmodelle Audi A6, BMW 5er-Reihe und Mercedes-Benz E-Klasse?

Das Image stimmt noch nicht

Die mangelnde Akzeptanz des Safrane am deutschen Markt liegt im Image der Marke und dem Design des Safrane begründet: der französische Hersteller besitzt bei uns eine lange Tradition im Kleinwagen-Segment und brachte Ende der achtziger Jahre mit dem Espace die erste Großraumlimousine Europas. Heute sind der pfiffge Twingo und der preiswerte Clio die Renner, und auch der gräumige Mittelkläßler Laguna kommt gut an. Deren Verkaufszahlen adeln Renault zu Deutschlands Importmarke Nummer eins: Ein Oberklassemodell nehmen die Kunden der Marke Renault jedoch nicht so leicht ab. Die Gründe dürften hauptsächlich im Karosserie- und Interieurdesign liegen. Statt als herausragende Erscheinung für Aufmerksamkeit zu sorgen, dient die Außenhaut des Safrane bestenfalls als Tarnkappe - dem möchte Renault nun abhelfen.

Von Modelljahr 1997 an besitzt der Safrane weniger Modellvielfalt, dafür mehr Rundungen, ein neues "Gesicht" mit zwei Kühlervarianten, auf Wunsch Xenon-Licht und umgestaltete Heckleuchten. Zugegeben, anders sieht er nun aus. Aber ob er dadurch an Charakter gewinnt? Seine Gesamterscheinung bleibt bieder, einige Designmerkmale ähneln der japanischen Formensprache.

Die Stärken des frontgetriebenen Renault Safrane liegen in seiner Motoren- und Fahrwerkstechnik sowie im prall geschnürten Sicherheitspaket. Vom Vorgängermodell stammt der seidenweich laufende 3,0 l-V6-Alu-Motor. Als Zweiventiler leistet er 123 kW (167 PS) und harmoniert sehr gut mit der überarbeiteten Viergangautomatik. Diese als Initiale bezeichnete Version mit besonders üppiger Ausstattung ist in Deutschland erst von Januar 1997 an lieferbar. Ihr Preis ist noch nicht bekannt.

Neu im Safrane sind dagegen ein Vierzylinder- und ein Fünfzylindermotor, den Renault bei Volvo einkauft. Wie der V6 sind auch sie aus Aluminium gefertigt. Der 2. 0 16V leistet 100 kW (135 PS), und der 2. 5 20V stellt 121 kW (165 PS) bereit. Die beiden Versionen kosten 49 900, beziehungsweise 56 700 Mark, bieten hohe Laufkultur und gutes Durchzugsvermögen. Neu im Safrane ist der aus dem Renault Laguna bekannte 2,2 l-Vierzylinder-Turbodieselmotor. Er leistet mit 12V-Zylinderkopf 83 kW (113 PS). Durch optimierte Ansaugkanäle und ein überarbeitetetes Aufpuffsystem läuft er sanfter als im Laguna. Vom Safrane 2. 2 dT sollte man kein überschäumendes Temperament erwarten, wohl aber Wirtschaftlichkeit. Er verbraucht im Schnitt 7,3 Liter Dieselkraftstoff und kostet 52 800 Mark.

Mit Zusatzfunktion "Sonne"

Große Anerkennung verdient die Ausstattung des Safrane. Alle Modelle kommen serienmäßig mit ABS nach Deutschland, verfügen über zwei Airbags, Gurtstraffer vorn und deren Programmiertes Rückhaltesystem (PRS). Im Falle eines Fahrzeug-Crash gibt die hauseigene Konstruktion bei zu starker Krafteinwirkung des Gurtes auf den Brustkorb ein wenig nach und senkt dadurch das Risiko schwerer Oberkörperverletzungen um 50 Prozent, wie Renault verspricht. Zusätzlich zum Seitenaufprallschutz in den Türen können ab 1997 Vordersitze mit integrierten Seitenairbags geordert werden. Auch sie stammen vonVolvo, kosten aber extra.

Alle Safrane glänzen künftig mit serienmäßiger Klimaautomatik. Sie verfügen über eine stufenlose Regulierung sowie die Zusatzfunktion Sonne, die an besonders heißen Tagen nach den ersten Minuten Fahrzeit eine Temperaturanpassung vornimmt. Damit wird einer ungesunden, zu tiefen Abkühlung vorgebeugt. RDS-Radios gehören ebenfalls zum Standard. Optional ist die Luxusvariante Radiosat HiFI, die die Lautstärke nicht nur gechwindigkeitsabhängig reguliert, sondern das Klangbild sogar der Sitzbelegung durch Mitfahrende anpaßt. Daß der Safrane eine komfortable Reiselimousine ist, wird durch den 455 Liter großen Kofferraum unterstrichen, der sich durch umklappen der asymetrisch geteilten Rückenlehnen hinten noch vergrößern läßt.

Der neue Renault Safrane ist ein gut ausgestatteter, sicherer Familien-Pkw zum vernünftigen Preis. Niemand wird das bestreiten. Doch wo ist das avantgardistische Design früher französischer Oberklassen-Pkw geblieben? Mit der Optik des 97er Safrane müssen wir bis übers Jahr 2000 hinaus leben - wenn wir ihn nicht eh' übersehen.

Von Jürgen Zöllter

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