Ratgeber Schneeketten:Gut gewickelt: guter Grip

Lesezeit: 3 min

Tiefschnee, Gebirgsstraßen, Matsch und Eis: Wer mit dem Auto in den Ski-Urlaub will, sollte lieber auf Schneeketten setzen.

Klaus Finkenburg

Anständige Winterreifen im Zusammenspiel mit ein paar elektronischen Helferlein wie ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm), ASR (Antischlupfregelung) und ABS (Antiblockiersystem der Bremsen), das reicht im Flachland-Winter vollends aus, um sicher ans Ziel zu kommen.

(Foto: Foto: autocert.de)

Im Skiurlaub, bei Gebirgsfahrten, Eisglätte oder Tiefschnee hilft aber nur noch handfeste Mechanik, damit die Räder des Autos genügend Grip entwickeln: altbewährte Schneeketten.

Einige europäische Länder ordnen im Winter auf bestimmten Streckenabschnitten die Benutzung von Schneeketten zwingend an. Hierzu gehören Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und die Schweiz.

Ohne Ketten zur Kasse

Die Alpenländer sind übrigens nicht zimperlich bei Nichtbeachtung des blauen runden Schneekettenschildes.

In Österreich kassiert der Gendarm 35 bis 150 Euro, der Schweizer Tarif beträgt umgerechnet rund 65 Euro. Auch in Deutschland steht es unter Strafe, die Beschilderung zu missachten oder gar den Verkehr mangels Ausrüstung zu behindern.

Allradfahrzeuge können von der Kettenpflicht befreit sein, darüber informiert im Zweifelsfall ein entsprechendes Zusatzschild.

Reisende sollten sich auf jeden Fall vor Fahrtantritt über die geltenden Bestimmungen und die Bedeutung der entsprechenden Verkehrsschilder schlau machen.

Informationen über den Straßenzustand von Alpenpässen und Bergstraßen können in den Geschäftsstellen des ADAC eingeholt werden.

Mieten oder kaufen?

Für Autofahrer, die in hügeligen Regionen wohnen oder regelmäßig in den Winterurlaub fahren, lohnt es sich, eigene Schneeketten anzuschaffen. Je nach Hersteller und Modell kostet ein Paar (für eine Fahrzeugachse) zwischen rund 100 und 400 Euro.

So genannte Winteranfahrhilfen oder Schleuderketten gibt es ab etwa 50 Euro. Ihr Vorteil: Sie sind leichter anzulegen, da sie nicht das ganze Rad umschließen, und beanspruchen weniger Stauraum. Als vollwertiger Schneekettenersatz taugen sie aber nicht.

Der deutsche Automobilclub ADAC bietet in seinen Geschäftsstellen einen Mietkauf-Service für Schneeketten an. Für eine Tagesgebühr von 3 € können Clubmitglieder hier einen Kettensatz ausleihen. Der Preis für Nichtmitglieder beträgt 5 €. Hinzu kommt eine Kaution in Höhe von 41 €.

Wurden die Ketten nachweislich nicht gebraucht, wird die Kaution zurückerstattet. Wenn sie benutzt wurden, gehen sie in den Besitz des Entleihers über, die Kaution verfällt dann. bzw. wird zum Kaufpreis. Einen ähnlichen Service bietet auch der österreichische Automobilclub ÖAMTC an.

Die Qual der Wahl

Gebräuchliche Kettensysteme sind so ausgelegt, dass sie sowohl zum Einsatz im Tiefschnee als auch auf Matsch und Eis taugen. Wichtig bei der Anschaffung ist zunächst, auf die richtige Größe zu achten. Nur so ist gewährleistet, dass die Kettenglieder sicher am Reifen anliegen.

Empfehlenswert ist es, dass die Ketten gebräuchliche Qualitätsnormen (TÜV-/GS-Zeichen) erfüllen. Österreichreisende sollten zudem darauf achten, dass die Ketten auch den Vorschriften des Nachbarlands entsprechen (ÖNORM V 5117 oder V 5119). Informationen über die Qualität von Schneeketten geben Tests in Auto-Fachzeitschriften oder der Stiftung Warentest.

Anlegen: gewusst, wie

Schneeketten gehören immer an den Reifen der angetriebenen Achse montiert, also bei Autos mit Frontantrieb vorn, bei Hecktrieblern an den Hinterrädern. Bei allradgetriebenen Fahrzeugen muss man in der Bedienungsanleitung nachschauen.

Eine Ausnahme gilt bei sehr glatten Abfahrten. Hier macht es Sinn, die Ketten auch bei heckgetriebenen Fahrzeugen vorn zu montieren, da die Vorderräder den größten Teil der Bremswirkung auf die Straße bringen.

Am sichersten ist es auf jeden Fall, alle vier Räder an die Kette zu legen. Wer mit dem Wohnwagen unterwegs ist, sollte auch für diesen Schneeketten mitnehmen. So bleibt der Anhänger besser in der Spur und besser bremsbar.

Mit Schneeketten sollte nicht schneller als 50 Stundenkilometer gefahren werden, im Zweifelsfall sind die Herstelleranweisungen zu befolgen.

Übung macht den Meister

Zum Anlegen der Ketten sollte man möglichst einen sicheren und ebenen Platz suchen und gegebenenfalls das Pannen-/Warndreieck aufstellen.

Achtung: Schneeketten rechtzeitig anlegen. Steckt das Auto erst einmal fest, kommt es zu unnötigen Behinderungen anderer Verkehrsteilnehmer. In der entstehenden Hektik sind Fehler beim Montieren programmiert.

Im Vorteil ist, wer das Anlegen vor Fahrtantritt am Reserverad geübt hat. So geht es im Zweifelsfall dann viel problemloser von der Hand.

Nützlich ist es, eine wasserfeste Unterlage zum Hinknien und ein Paar Arbeitshandschuhe dabeizuhaben. Bei einigen Kettentypen muss das Rad nach dem Anlegen ein Stückchen weitergedreht werden, damit die Verschlüsse zuschnappen können. Nach einigen Metern Fahrt sollte der Sitz der Ketten noch einmal überprüft werden; sie dürfen nicht schleifen oder an Bauteile des Autos anschlagen. Auf schneefreier Piste müssen die Schneeketten abgenommen werden, da sie dem Straßenbelag schaden.

Nach dem Gebrauch sollte man die Ketten mit lauwarmem Wasser gründlich reinigen (Streusalzrückstände entfernen!) oder in der Waschbox absprühen, danach umfassend trocknen und sie schließlich verstauen.

Quelle: autocert.de

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