Ratgeber: Die Öko-Fahrschule:Benzinsparen will gelernt sein

Lesezeit: 3 min

Es ist keine normale Fahrstunde. Die erwachsenen Schüler haben die Mobilitätslizenz bereits seit Jahren. Fahrlehrerin Christiane Jordan zeigt ihnen weder rechts vor links, noch das korrekte Einparken. Es geht allein ums liebe Geld. Spritsparschulen haben mehr Zulauf denn je.

Von Stefan Grundhoff

Die Benzinpreise steigen seit Monaten in unerwartete Höhen. Für einen Liter Super kann man an der Tankstelle locker 1,30 Euro ausgeben. Auch Diesel ist mit mehr als 1,10 Euro längst kein Schnäppchen mehr. Da kommen einem die Tipps von Christiane Jordan gerade recht. Sogar Autohersteller wie Ford buchen die ausgewiesene Ökö-Expertin.

Lehrer und Schüler beim Spritspar-Training (Foto: Foto: pressinform/ADAC)

Sie weiß, wie man mit wenig Geld besonders effizient unterwegs sein kann. "Mit der richtigen Fahrweise kann man gut und gerne 20 bis 25 Prozent Kraftstoff sparen", behauptet sie. Und 25 Prozent weniger Kraftstoff sind auch 25 Prozent weniger Kosten.

Die überflüssigen Pfunde...

Es geht bereits vor dem Start los. Zuerst ein Blick in den Kofferraum des Ford Focus, ob überflüssiges Gewicht durch die Gegend kutschiert wird. Der Kofferraum ist nahezu leer. Glück gehabt. Doch viele denken sofort reumütig an das eigene Gepäckabteil. Werkzeug, Reifen oder ein Kasten Wasser sind allzu oft durstige Begleiter. Es versteht sich zudem von selbst, dass Gepäckträger nur dann auf das Auto gehören, wenn auch wirklich etwas transportiert wird.

In der eigenen Einfahrt oder an der Tankstelle empfiehlt sich ein kritischer Blick auf den Reifendruck. Christiane Jordan: "Mit 0,2 bar mehr Druck auf den Reifen rollt es sich leichter. Das spart ebenfalls wertvollen Kraftstoff."

Erst bequem machen, dann starten!

So, jetzt aber: Gestartet wird der Motor erst dann, wenn es auch los geht. Anschnallen, Sitz justieren und Spiegel einstellen geht auch ohne Motor. Nach dem Start ein kurzer Blick auf Instrumente und Schalter. Sind Verbraucher wie Klimaanlage oder die heizbare Heckscheibe überflüssigerweise eingeschaltet? Welches neue Auto verfügt heute nicht über elektrisch verstellbare Spiegel oder beheizbare Sitze? Alles sinnvoll - aber einschalten sollte man es nur dann, wenn es wirklich nötig ist.

Fahrlehrerin Jordan legt am Steuer vor. Direkt nach dem Start geht es fast sportlich zur Sache. Der Ford Focus 1.6 TDCi mit seinen 109 PS wird in den unteren Gängen kraftvoll beschleunigt. Die Gänge eins, zwei und drei rutschen in Sekundenschnelle nur so durch. "Spätestens bei 2500 U/min sollte geschaltet werden, am besten früher." Christiane Jordan weiß, wovon sie spricht. Sie ist nicht nur Fahrlehrerin, sondern seit Jahren auch geschulte Fahrtrainerin für Ökotrainings.

Den Ball ganz flach halten

Die Öko-Fahrschüler sind überrascht. Bei Tempo 40 wird bereits der vierte Gang eingelegt, bei knapp 60 der fünfte. Die Drehzahl pendelt ruhig zwischen 1200 und 1800 U/min. Der Motor läuft im Hintergrund und der Bordcomputer zeigt an, dass sich der Focus mit dem modernen Commonrail-Diesel aktuell 3,2 Liter auf 100 Kilometer gönnt - hochgerechnet, wohlgemerkt.

Christiane Jordan lässt den Focus rollen: "Die Motoren von heute muss man längst nicht mehr im mittleren Drehzahlbereich fahren. Untertourig verbrauchen sie besonders wenig Benzin oder Diesel." Zugegeben, sportlich ist die Fahrweise nicht gerade - aber sparsam.

Nach ein paar Kilometern hat keiner mehr Zweifel daran, dass man mit dem eigenen Auto kräftig sparen kann. Es muss nicht immer ein hochmoderner Commonrail-Diesel oder gar ein Hybridaggregat sein. Besonders in der Innenstadt lässt sich der Verbrauch generell kräftig drosseln. Ein hoher Gang ist des Rätsels Lösung. Mitschwimmen nicht im zweiten oder dritten, sondern zumindest im vierten oder gar fünften Gang. Der Tankwart wird sich ärgern.

Bei längeren Stopps sollte man den Motor ausmachen - aber nur, wenn das Aggregat warm ist - ein Kaltstart verbraucht richtig Kraftstoff. Auf der Landstraße oder Autobahn lässt sich dem Vernehmen nach deutlich weniger einsparen als in der Stadt.

Nicht auf Kosten der Sicherheit

Bei Überlandfahrten empfiehlt es sich ebenfalls, möglichst schnell hochzuschalten und dann niedertourig fahren. Geht es in eine Ortschaft, rollen lassen und so die elektronische Schubabschaltung des Motors nutzen. Das geht auch mit einem Automatikgetriebe.

Auf der Autobahn hilft dagegen nur eiserne Disziplin. Christiane Jordan: "Ab Tempo 120 wird es teuer, dessen muss man sich immer bewusst sein." Übrigens: Sicherheit geht in jedem Falle vor Benzinersparnis. Daher sollte man auch tagsüber mit Licht fahren. Die 0,2 bis 0,4 Liter Mehrverbrauch holt man mit den Spritspartipps locker raus.

© sueddeutsche.de/Pressinform - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: