Proton 418 LRS Coupé:Auf der Suche nach positiver Ladung

Mit dem Coupé und einer überarbeiteten Limousine wollen die Malaysier Sportlichkeit beweisen

(SZ vom 05.08.1998) Was ein Proton ist, wissen die meisten vermutlich noch aus der Schule: ein positiv geladenes, schweres Elementarteilchen, das den Wasserstoffatomkern bildet und mit dem Neutron zusammen Baustein aller Atomkerne ist. Es wird schon schwieriger, wenn man fragt, was ein Proton mit Autos zu tun hat. Obwohl der in Malaysia größte Automobilhersteller Proton seit Frühjahr 1995 auf dem deutschen Markt ist, wissen bei einer - völlig unrepräsentativen - Umfrage die wenigsten von dieser Automarke.

Das möchte Proton natürlich ändern, denn schließlich erhoffen sich die Malaysier auf einem starken Markt wie Deutschland gute Absatzergebnisse. Das beste Rezept dafür scheint immer noch eine umfangreiche Modellpalette zu sein, mit der man Nischenmärkte bedienen kann. Deshalb startet Proton in diesen Tagen auch den Verkauf eines neuen Coupés, das von der 400er-Baureihe abgeleitet ist und 418 LRS Coupé heißt.

Vorsichtige Pläne

Mit der Einführung des Coupés will Proton eine neue sportliche Modellvielfalt einläuten, die aus dem Erwerb der Lotus Group International Ltd. im Jahre 1996 resultiert. Im kommenden Jahr soll auch eine neue Mittelklasse bei der IAA vorgestellt werden. Davon erhoffen sich die Verantwortlichen sicherlich auch einen Aufschwung für Proton. Zumindest plant man für dieses Jahr vorsichtigerweise, nicht mehr Fahrzeuge zu verkaufen als im vergangenen Jahr - und das waren 3700 Exemplare in Deutschland.

Aber bis dahin muß sich erst einmal das Coupé bewähren. Allerdings freuen sich die Verkaufsstrategen jetzt schon, denn von den 200 Exemplaren, die heuer nach Deutschland kommen, waren vor dem Verkaufsstart 50 bereits verkauft. Was die Coupé-Besitzer erwartet, kann zusammengefaßt folgendermaßen umschrieben werden: unauffälliger Zweitürer mit Willen zur Modernität.

Den Wunsch, mit dem Coupé ein dem europäischen Markt angemessenes Auto zu präsentieren, verrät zunächst die Karosserie nicht. Sie zeigt sich als eindeutiger Vertreter asiatischer Provenienz, das heißt, von markanten Linien und extravaganten Design-Ideen ist nichts zu entdecken. Geglättete Formen, mandelformige Scheinwerfer und ein kompaktes Heck bestimmen dem Eindruck. Das muß aber kein Makel sein, denn schließlich verkaufen sich die japanischen und koreanischen Konkurrenz-Modelle seit Jahren nicht schlecht.

Der Innenraum des 4,22 Meter langen Viersitzers ist mit Recaro-Sportsitzen bestuhlt, die komfortabel sind und auch Großgewachsenen ausreichend Spielraum bieten. Erfreulich sind die hoch einstellbaren Kopfstützen an den Vordersitzen. Hinten wird es coupégemäß enger, doch bleibt noch Kopf- und Beinfreiheit auch für längere Strecken, wenn die Vordersitze nicht in der hintersten Position eingerastet sind. Allerdings bieten Stummelkopfstützen auf der Rückbank nicht genug Sicherheit.

Für den Vortrieb sorgt im 418 LRS ein Vierzylinder-Reihenmotor mit 1,8 Liter Hubraum. Die Leistung von 99 kW (135 PS) wird auf die Vorderräder übertragen. Mit dem Coupé kann eine Höchstgeschwindigkeit von 203 Stundenkilometern gefahren werden, und nach neun Sekunden erreicht die Tachonadel die 100-km/h-Marke. Den Kraftstoffverbrauch beziffert Proton auf 8,7 Liter Super auf 100 Kilometer. Das ist ein Wert, der sich in dieser Fahrzeugklasse durchaus sehen lassen kann.

Zu einem Preis von 32 900 Mark bietet Proton im Coupé alles, was die Malaysier bieten können. Nun gibt es auch ABS und eine Klimaanlage. Komfortelemente wie Zentralverriegelung, Wegfahrsperre, Servolenkung und elektrisch verstellbare Spiegel gehören schon dazu. Allerdings fehlt nach wie vor der Beifahrerairbag, den Proton aber auf jeden Fall im Herbst 1999 in der neuen Modellreihe aufnehmen will.

Dieses Sicherheitsmerkmal soll auch in den 416 GLSi einfließen, der jetzt einen neuen Motor mit 1,6 Liter Hubraum und 70 kW (95 PS) sowie eine umfangreichere Sicherheitsausstattung bekommen hat. Für 24 990 Mark ist die Limousine serienmäßig mit einem Fünfgang-Getriebe ausgerüstet, den Aufpreis von 2100 Mark für die Automatik sollte man besser sparen, denn mit Schaltgetriebe fährt sich der Viertürer wesentlich agiler.

Für Proton bleibt sicherlich noch einiges zu tun, um die Verkaufszahlen über die 4000-Stück-Marke zu heben - aber dann stehen die Chancen schon viel besser, daß viele beim Wort Proton nicht mehr zuerst an positiv geladenene Teilchen denken, sondern an den malaysischen Automobilhersteller.

Von Marion Zellner

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