Profil gefragt:Kein Winter ohne Winterreifen

Lesezeit: 2 min

Wer die Preise richtig vergleicht, kann eigentlich nichts mehr falsch machen.

Von Klaus Justen

Die Zahl ist erschreckend. Nicht einmal jeder zweite deutsche Autofahrer steigt auf Winterreifen um, die Umrüstquote liegt bei nur knapp 48 Prozent. Und die Argumente gegen Winterreifen sind immer wieder die gleichen: hoher Preis, begrenzte Geschwindigkeit - und überhaupt: Die Winter seien ja gar nicht so schlimm.

Allerdings: Nicht nur bei Schnee und Matsch sind Winterreifen die bessere Wahl. Denn die Sommerreifen bauen bei Temperaturen unter sieben Grad massiv ab, weil die Gummimischung an Geschmeidigkeit einbüßt.

Auf schlichten Felgen

Natürlich belastet die Anschaffung von vier Winterreifen das Budget. Je nach Reifengröße, Marke und zugelassener Höchstgeschwindigkeit geht die Kostenschere von gut 150 bis über 600 Euro. Dafür aber halten die Sommerreifen länger, weil sie im Winterhalbjahr Pause haben. Am besten kauft man die Winterreifen auf schlichten und preiswerten Stahlfelgen, so dass die Räder zum Saisonwechsel entweder komplett montiert oder eingelagert werden können.

Wer erst jetzt Winterreifen kaufen will, ist natürlich spät dran. Die Zeit der Sonderangebote ist vorbei, und wird ein bestimmter Markenreifen gesucht, kann es bei manchem Händler heißen: ¸¸Ausverkauft". Es lohnt aber auch allein des Preisvergleiches wegen, bei mehreren Händlern nachzufragen - sonst verschenkt man viel Geld: Bis zu 200 Euro Unterschied für einen Reifensatz sind an der Tagesordnung.

Professionelle Montage

Die Alternative zum Branchenbuch heißt Internet. Hier finden sich Anbieter wie zum Beispiel www.reifendirekt.de, die zu Großabnehmerpreisen einkaufen und den Vorteil weitergeben. Geliefert werden die Pneus per Kurier, montiert werden sie von Betrieben, die mit den Internethändlern zusammenarbeiten; etwa 15 Euro pro Reifen kostet die Montage.

Mehrwertsteuer beachten

Wichtig beim Preisvergleich ist es, nach dem Angebot ¸¸Reifen fertig montiert" zu fragen. Dazu gehören neben dem Reifenpreis die Kosten für Montage, Wuchten, Ventile und Entsorgung der Altreifen. Und natürlich die Mehrwertsteuer. Denn gern nennen Händler Netto-Preise, die nur auf den ersten Blick günstig sind. Nach der Montage müssen Winterreifen erst eingefahren werden; die glatte Oberfläche muss aufgeraut werden. Wichtig: die Radmuttern nach spätestens 100 Kilometer Strecke kontrollieren und nachziehen.

Wichtig: die km/h-Kategorien

Weiteres Sparpotenzial bieten Reifen einer niedrigeren Geschwindigkeitskategorie. Autos, die schneller als 190 km/h fahren können, brauchen Reifen der Kategorie H; diese sind bis 210 km/h zugelassen.

Im Gegensatz zur Sommerbereifung ist es bei Winterpneus erlaubt, etwa T-Reifen (bis 190 km/h) zu montieren, wenn im Sichtbereich des Fahrers ein warnender Aufkleber platziert wird. Sparfaktor je nach Geschwindigkeitsklasse: bis zu 50 Euro pro Reifen.

Wer Reifen einer niedrigen Tempoklasse montiert, sollte sich an das Limit halten - auch wenn das an vielen sonnigen und trockenen Wintertagen schwer fällt. Denn kommt es durch einen Reifenschaden nach Dauertempo zu einem Unfall, droht massiver Ärger mit der Versicherung. ¸¸Das ist so, als wenn ein Fahrzeug frisiert wird", sagt Verkehrsrechtler Hans-Jürgen Gebhardt.

Mögliche Folge dieser so genannten Gefahrerhöhung: In der Haftpflicht holt sich die Versicherung 5000 Euro Regress, in der Vollkasko zahlt sie überhaupt nicht. Dagegen schlägt das Überschreiten der auf dem Aufkleber angegebenen Geschwindigkeit bei Polizeikontrollen eher moderat zu Buche: 25 Euro Verwarnungsgeld.

1,6 Millimeter ist viel zu wenig

Zwar erlaubt der Gesetzgeber, das Profil bis auf 1,6 Millimeter abzufahren. Das aber ist zu wenig - unter vier Millimeter steigt das Aquaplaning-Risiko enorm, der notwendige Grip auf Schnee lässt deutlich nach. Wichtig für Österreich-Urlauber: Dort gelten vier Millimeter als Minimum, will man Strecken befahren, für die ausdrücklich Winterausrüstung vorgeschrieben ist. Hat der Winterreifen weniger zu bieten, gilt er nicht mehr als M&S-tauglich.

© Süddeutsche Zeitung vom 17. November 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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