Preiskampf unter Kfz-Versicherern:Fahren und sparen

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Wer seine Kfz-Versicherung wechseln will, sollte dies bis Ende November tun. Dann endet üblicherweise die Kündigungsfrist für das kommende Jahr. Die Anbieter wetteifern derzeit mit Billig-Offerten - die Beiträge können um mehrere hundert Euro auseinanderliegen. Allerdings sollten Kunden neben der Prämie auch auf den Leistungsumfang der Policen achten.

Von Martin Reim

Eben mal 4000 Euro sparen? Bei der Kfz-Versicherung ist das möglich. Für einen 18-Jährigen kann die jährliche Haftpflicht-Prämie je nach Anbieter zwischen 2374 und 6571 Euro liegen.

Autos vom Typ Trabant sind bei Dieben sehr beliebt - das erhöht die Kasko-Prämie. (Foto: Foto: AP)

Das ist sicherlich ein Extremfall, denn viele Gesellschaften versichern junge Menschen, vor allem Männer unter 23 Jahren, nicht gerne und verlangen deshalb exorbitant hohe Preise.

Doch können auch Durchschnittsbürger ihre Ausgaben rasch um einige hundert Euro drücken (Tabelle). Nach Ansicht von Experten sind in kaum einer anderen Versicherung die Einsparpotenziale ähnlich hoch.

Spartarife und Beitragssenkungen

Grund ist die Preisschlacht, die seit Jahren in der Kfz-Sparte tobt. Auto-Policen gelten als Türöffner für weitere Angebote - da kalkulieren viele Unternehmen ein bisschen schärfer.

Speziell in den Wochen vor dem 30. November unterbieten sich die Gesellschaften wechselseitig mit Beitragssenkungen und neu aufgelegten Spartarifen.

Dieses Datum ist so wichtig, weil Kfz-Policen - dazu gehören Haftpflicht, Teil-, Vollkasko und Schutzbriefe - in der Regel für ein Jahr abgeschlossen sind.

Sie verlängern sich automatisch, wenn der Kunde nicht spätestens einen Monat vor Vertragsablauf kündigt. Und weil das Versicherungsjahr meistens am 31. Dezember endet, muss die Kündigung üblicherweise bis Ende November auf dem Tisch des Anbieters liegen.

Von dem Preisrutsch profitiert allerdings nur, wer sich selbst auf die Suche macht - auch bei seinem angestammten Versicherer. Denn vorhandene Tarife verbilligen die Gesellschaften üblicherweise nicht.

Nachfragen kann sich aber lohnen: Wer auf Billigangebote verweist, kommt manchmal auch als Altkunde in den Genuss dieser günstigeren Offerten. Der Königsweg zum Sparen ist allerdings ein Vergleich der Gesellschaften untereinander.

Vorsicht bei Gratis-Vergleichern

Dafür gibt es im Internet einige Anlaufstellen. Aber Achtung: Bei kostenlosen Vergleichsmaschinen muss man zumeist Namen und Adresse eingeben, so dass der Betreiber die Daten weitergeben kann. Dann droht eine Flut unerwünschter Reklame.

Ein weiteres Problem ist, dass in manchen Internet-Kalkulatoren manche Versicherungen nur dann enthalten sind, wenn die Unternehmen dafür zahlen. Das kann zu einem schiefen Bild bei den Ergebnissen führen.

Anonym und ohne solche Auswahlkriterien kann man sich beispielsweise unter www.fss-online.de einen Tarif ausrechnen lassen. Karl-Heinz Reimer, Geschäftsführer der FSS Online AG, garantiert nach eigenen Worten, dass die aufgeführten Versicherer 95 Prozent des Marktes abdecken: "Es kann lediglich sein, dass der eine oder andere regionale Anbieter nicht mit aufgenommen ist."

Wer unabhängig informiert werden will, kann dies beispielsweise auch für 16 Euro bei der Stiftung Warentest bekommen. Hier gibt es individuell die zehn günstigsten Offerten.

Das günstigeTrio

Wer auf eigene Faust seinen gegenwärtigen Versicherer mit der Konkurrenz vergleichen will, sollte nach Ansicht der Stiftung vor allem bei drei Versicherern nachsehen: bei Huk24, Asstel und WGV-Schwäbische Allgemeine.

Bei einem breit angelegten Vergleichstest hatte es das Trio besonders oft in die Listen der besten Anbieter geschafft. Huk24, eine Tochtergesellschaft der Huk-Coburg, ist ein reiner Internet-Anbieter. Asstel, die zur Gothaer gehört, hat auch Außendienstmitarbeiter, die WGV ist ein konventioneller Versicherer.

Doch auch wer umsteigt, zahlt in absoluten Beträgen möglicherweise mehr. Zum Jahreswechsel klettert die Versicherungssteuer - das ist quasi die Mehrwertsteuer für Policen - von 16 auf 19 Prozent.

Diesen Anstieg könne man nicht umgehen, sagt eine Sprecherin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Begründung: Die Steuer wird für den Zeitraum fällig, in der die Versicherung gilt. "Eine früherer Vertragsabschluss oder eine vorgezogene Zahlung helfen da nichts."

Generell gilt: Wechselwillige sollten nicht nur auf die Prämien, sondern auch auf den Leistungsumfang der Policen achten. Denn hier gibt es immer größere Unterschiede.

Extravagante Rabatte

So gaben früher fast alle Unternehmen in der Kasko-Versicherung kein Geld, wenn sich der Kunde grob fahrlässig verhalten hatte - beispielsweise, wenn ein Raucher einen Auffahrunfall verursacht, weil er sich wegen einer heruntergefallenen Kippe in den Fußraum beugt.

Inzwischen springen manche Gesellschaften auch in einem solchen Fall ein. Weiteres Beispiel: Nicht alle Firmen bieten einen günstigen Einstieg für Fahranfänger, deren Eltern bereits eine Police bei der selben Gesellschaft haben.

Daneben gibt auch eine ganze Reihe extravaganter Rabatte. So fährt bei der DEVK billiger, wer eine Bahncard hat. Wer sich spezielle Tag-Scheinwerfer einbauen lässt, bekommt bei der Axa einen Rabatt.

Wer keine Punkte in Flensburg hat, ist bei der Basler gern gesehen. Generell sind bei den Versicherern solche Kundengruppen am beliebtesten, die als besonders vorsichtig gelten: beispielsweise Frauen, Eltern von kleinen Kindern und die Besitzer von Einfamilienhäusern.

Klau in der Stadt, Unfälle auf dem Land

Wichtig für den Tarif ist auch der Wohnort des Fahrzeughalters. In Großstädten wird besonders oft geklaut, weshalb auf dem flachen Land die Kasko-Prämie oft niedriger liegt. Umgekehrt gelten manche ländliche Regionen als besonders unfallgefährdet, beispielsweise Niederbayern, so dass hier die Haftpflicht teuer ist

Leichter als der Wohnort lässt sich das Automodell wechseln. Und hier geht es ebenfalls oft billiger. Beispielsweise werden Fahrzeuge des spanischen Herstellers Seat nur selten gestohlen, was die Kasko-Prämie niedrig ausfallen lässt.

Besonders teuer wird es für Porsche-Käufer, weil Autos dieser Marke auf Platz eins der Diebstahlsstatistik stehen. Doch sind auch weniger spektakuläre Autos gefährdet: Trabants rangieren gleich an zweiter Stelle.

© SZ vom 2.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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