Praxistest: Audi A6 3.2 FSI quattro:Nicht immer Diesel

Lesezeit: 2 min

In der Oberklasse schaut alles nur noch auf die Dieselmodelle: drehmomentstark und damit sehr durchzugskräftig, verbrauchsarm und dank Filter mittlerweile auch sauber. Der Audi A6 3.2 quattro beweist indes: Es muss nicht immer Diesel sein.

Von Stefan Grundhoff

Kaum ein Wort wurde in den vergangenen Jahren über neue Benzinaggregate verloren. In der Prestigeklasse hielt allein BMW die Fahne noch hoch. Mittlerweile scheint der Dieselgipfel überschritten. Einige Hersteller besinnen sich wieder auf die Benzinvarianten.

Der 3,2-Liter-Benzin-Direkteinspritzer von Audi (Foto: Foto: pressinform)

Bestes Beispiel ist der Audi A6 mit seinem modernen 3,2-Liter-Aggregat. Das Thema Benzin-Direkteinspritzung hatte bislang keine Chance, die Popularität von T-(Turbo-)DI-Motoren zu erreichen. Die teure und aufwändige Technik scheint sich jedoch ein Stück vom Motorenkuchen abschneiden zu können.

Im Audi A6 ist nicht nur der Dreiliter-Diesel mit seinen 225 PS und 450 Nm eine Starbesetzung. Wer prächtige Fahrleistungen mit souveränem Vortrieb gepaart sehen möchte, kann auch beim 3,2-FSI-V6-Motor hängenbleiben.

Der Sound erinnert an die drehfreudigen Reihensechszylinder aus München. Auch der Ingolstädter quittiert hohe Drehzahlen mit einem satten Fauchen. 188 kW / 255 PS und 330 Nm bei 3250 U/min sollten reichen, um den 1,7 Tonnen schweren Audi bei Laune zu halten.

Antrieb im Quadrat wünschenswert

Der Fahrer wird nicht enttäuscht. Die Motor-Getriebe-Kombination mit der exzellent arbeitenden Sechsgang-Tiptronic könnte besser kaum sein. Vom Start weg steht der A6 satt in den Startlöchern, jederzeit bereit, willig loszusprinten. Zum Glück gibt es den Allradantrieb, der die kraftvolle Leistung überaus lässig auf den Asphalt bringt. Als Fronttriebler fährt sich der A6 3.2 FSI deutlich unharmonischer.

Federung und Dämpfung sind besonders mit der optionalen (1900 Euro) Luftfederung eine Klasse für sich.

Beschleunigungsorgien oder sanftes Dahingleiten, enge Kurven oder Autobahn-Reisetempo: Der Audi A6 scheint sich überall zu Hause zu fühlen. Das liegt nicht nur am überzeugenden Fahrwerk, der präzisen Lenkung und dem bereits erwähnten Getriebe. Es ist insbesondere der Motor, der den Fahrer nur ungern wieder hinter dem Steuer hervorklettern lässt.

Über die Schaltwippen am Steuer oder die Bedieneinheit am Mitteltunnel kann man - wenn man unbedingt will - auch manuell in die Gangwahl eingreifen. Durch das Herunterschalten wird die Drehzahl höher, der Klang noch satter. Doch es gibt kaum einen Grund, der sehr guten Tiptronic die Arbeit abzunehmen. Schließlich hat sie 2000 Euro Aufpreis gekostet. Die sollen auch abgearbeitet werden.

Geht gut

Die Fahrleistungen sind wie erwartet überzeugend. 0 auf 100 km/h in 7,1 Sekunden und eine abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h sind klassenüblich. Der versprochene Durchschnittsverbrauch von elf Litern Super auf 100 Kilometer lag im Praxistest jedoch in weiter Ferne; in der Realität sind es rund 12,5 Liter, die durch die Hightech-Einspritzdüsen gepumpt werden - für eine Leistung von rund 250 PS gerade noch im Rahmen. Aber von einem Benzin-Direkteinspritzer sollte man weniger Durst erwarten. Doch da hilft wohl wirklich nur der Griff zum Dieselmotor.

Im Innenraum setzt der Audi A6 wie seine erfolgreichen Brüder derzeit Maßstäbe. Sitzposition, Langstreckenkomfort und Bedienung - alles nahezu perfekt. Die Mittelkonsole neigt sich leicht zum Fahrer, die Instrumente und Bedienelemente sehen im Dunklen noch besser aus als am Tag. Den nötigen Seitenhalt für sportliche Fahrer bieten die Sportsitze.

Das Platzangebot vorne und hinten ist großzügig, auch wenn es im Fond am Hinterkopf für groß gewachsene Personen etwas eng wird. Der Grund (wie so oft): die abfallende Dachlinie. Hinter der weit aufschwingenden Kofferraumklappe steht ein sattes Volumen von 546 Litern zur Verfügung.

Jetzt aber!

Es gibt nur wenig zu monieren, wäre da nicht der Preis. Der Audi A6 3.2 FSI quattro kostet mit der empfehlenswerten Tiptronic mindestens 45.900 Euro. Dafür ist die Serienausstattung jedoch überaus karg. Xenonlicht mit Kurvenfunktion (1390 Euro), Sitzheizung (vorne und hinten 700 Euro), Multifunktionslenkrad (ab 220 Euro), Einparkhilfe (750 Euro) oder Navigationssystem (2950 Euro!) lassen sich die Ingolstädter sattsam bezahlen. Immerhin gibt es serienmäßig unter anderem Lederlenkrad, Servotronic, elektromechanische Parkbremse, Klimaautomatik, MMI-System, Nebellampen, Alufelgen und die vorbildliche Sicherheitsausstattung.

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