Opel Vectra:Erwartungen eines Millionensellers

Mit verbessertem Fahrwerk und einer neu konstruierten Pedalerie für mehr Sicherheit

In einer schnellebigen Zeit wie der unseren, in der auch die Autos bald jährlich ihr Blechkleid wechseln, grenzt es schon beinahe an ein Wunder, wenn ein Automobilhersteller erst nach sieben Jahren einem seiner Verkaufsschlager ein neues Aussehen verpaßt. Seit 1988 verkaufte Opel 2,5 Millionen Stück seines Vectra in Europa. Von 21. Oktober an steht nun der Nachfolger entweder als viertüriges Stufenheck oder als fünftüriges Schrägheck bei den Händlern; von ihnen erhofft sich Opel, daß sie noch bis Ende 1995 rund 25 000 Vectra unter die Leute bringen.

Mit modernerer Karosserie

Einige Argumente glaubt der Hersteller seinen 2500 Vertragshändlern mitgeben zu können. Rein äußerlich zeigt sich der Mittelklasse-Wagen zwar nach wie vor nicht als Trendsetter, doch gibt es auch keinen handfesten Grund dafür, warum ein erfolgreiches Modell plötzlich völlig anders aussehen müßte. Moderner ist wohl der richtige Begriff für die veränderte Karosserie, und dieses Attribut steht dem Vectra gut: Gerade die Linie, die von der Motorhaube zu den Außenspiegeln läuft - sie scheinen aus der Haube herauszuwachsen - ist gelungen.

Die Außenmaße des neuen Vectra unterscheiden sich nun unwesentlich von denen seines Vorläufers. Der 4,74 Meter lange Wagen verfügt als Stufenheck über ein Kofferraumvolumen von 500 Litern, als Schrägheck über 480 Liter. Da bei beiden Modellen die Rückbank asymmetrisch geteilt werden kann, präsentieren sich die 1170 Kilogramm schwere Stufenheckvariante und die rund 20 Kilogramm schwerere Schrägheckversion als Familienautos mit Urlaubstauglichkeit.

Angetrieben wird der Vectra von einer zwar bekannten, aber leicht überarbeiteten Motorenpalette: Es stehen zur Zeit fünf Benzin- und ein Turbodieselaggregat zur Auswahl. Die Basismotorisierung des 1,6 Liter-Beziners mit einer Leistung von 55 kW (75 PS) überraschte bei der ersten Begegnung durch seine solide Arbeit. Nicht nur, daß die Basisversion eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h erreichen und in 15,5 Sekunden von Null auf 100 km/h beschleunigen kann. Als günstig ist auch der Kraftstoffverbrauch von 6,7 Liter Super bleifrei im Drittelmix auf 100 Kilometer zu bezeichnen.

Die Motorenpalette reicht nun noch über eine 1,6 Liter-Version mit 74 kW (100 PS), die einen eher schlaffen Eindruck hinterlassen hat. Es scheint kein Argument dafür zu sprechen, sich für die rund 1700 Mark teurere 100-PS-Version zu entscheiden. Wesentlich besser bleiben die Modelle mit 1,8 Litern Hubraum, einer Leistung von 85 kW (115 PS) und 2,0 Liter Hubraum mit 100 kW (136 PS) in Erinnerung. Beide laufen drehfeudiger und agiler und liegen dennoch mit Drittelmixwerten von 7,1 beziehungsweise 7,4 Liter auf 100 Kilometer auf der Sonnenseite des Geldbeutels. Der Vectra-Fahrer, der trotz braver Karosserieformen sportliche Ambitionen hat, könnte sich für das stärkste Aggregat, den 2.5 V6, entscheiden. Die Statistiker können in ihre Liste folgende Werte eintragen: 230 km/h Vmax, Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 8,5 Sekunden.

Wer mit dem Vectra am sparsamsten fahren will, sollte sich für die Turbodieselvariante mit 1,7 Litern Hubraum und einer Leistung von 60 kW (82 PS) entscheiden. Mit erfreulichen 5,9 Litern Dieselkraftstoff kommt man im Durchschnitt mit dem Turbodiesel 100 Kilometer weit. Allerdings läßt die Fahrkultur des TD etwas zu wünschen übrig. Die Geräuschabdämmung ist nicht so gut, daß man das traditionelle Nageln nicht hören würde. Was aber alle sechs Modelle, egal ob Schrägheck oder Stufenheck gut können, haben sie dem verbesserten Fahrwerk zu verdanken. Spurtreue, keine Ambitionen zum Ausbrechen und leichtes Handling zeichnen sie aus.

Komplette Sicherheitsausstattung

In punkto Sicherheit hat sich Opel etwas Neues einfallen lassen. Um das Verletzungsrisiko im Fußraum zu reduzieren wurde eine neue Pedalaufhängung konstruiert, die sich bei einem schweren Frontalcrash aus der Verankerung ausklingt und nach unten wegtaucht. Zur Serie gehören noch: zwei Full-Size-Airbags, Gurtstraffer, ABS, Servolenkung und Zentralverriegelung. Das Optionsangebot reicht von einer Viergang-Automatik, Schiebedach und Klimaanlage bis zu vielen elektrischen Helfern. Als Besonderheit kann man für den Vectra einen Konsolenumbau für D-Netz-Handies bestellen. Im Paket sind die notwendige Dachantenne und die Verkabelung der Boxen, über die die Freisprechanlage läuft, im Preis von 250 Mark enthalten.

Aber nicht nur deshalb kann man den Vectra als gelungenes Mittelklassefahrzeug einstufen. Bei einer Preisskala, die von 30 950 Mark für die viertürige Basisversion bis zu 44 510 Mark für den fünftürigen V6 reicht, werden die Konkurrenten von Audi oder BMW den Neuankömmling mit einigem Argwohn beobachten müssen.

Von Marion Zellner

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: