Nissan Navigationssystem:Aus der Vogelperspektive

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Für zirka 4000 Mark gibt es Birdview für Primera und Maxima QX

(SZ vom 07.04.1999) Wer einen schlechten Orientierungssinn hat, oder seine Ablagefächer im Auto nicht mit einem Stapel an Landkarten und Stadtplänen füllen möchte, weiß, wie hilfreich und bequem ein Navigationssystem in einem Auto ist. Vor Jahren noch der automobilen Oberklasse vorbehalten, werden nun auch für Mittelklasseautos und sogar für Kleinwagen, wie etwa den Toyota Yaris, diese elektronischen Landkarten angeboten. Nun macht sich auch der japanische Hersteller Nissan - gerade mit Renault fusioniert - daran, die höher positionierten Modell-Reihen Primera und Maxima QX mit dem eigenen Navigationssystem, Birdview genannt, auszurüsten.

Der Name soll beim Nissan-System auch Programm sein, denn die Darstellung auf dem rechts neben dem Lenkrad montierten Display simuliert eine dreidimensionale Welt - so wie sie Vögel aus der Luft sehen. Einzustellen ist das Navigationssystem über eine kleine Fernbedienung, die auch aus der Halterung genommen werden kann. Sehr praktisch ist das, wenn der Passagier auf der rechten Seite als Service-Beifahrer fungiert und die Programmierung der Strecke übernimmt. Wer auch immer diese Infrarot-Fernbedienung nutzt, sollte so ein ruhiges Händchen haben, wie man es beim Mikado-Spielen braucht. Denn der Einstellknopf ist sensibel und reagiert auf jede Berührung recht eigenwillig.

Sind alle Daten eingegeben, erscheint eine Landkarte, die die gewünschte Strecke anzeigt. Der Bildschirm teilt sich schließlich in zwei Hälften, links wird die gesamte Route angezeigt, rechts der aktuelle Abschnitt. Dabei sind Kreuzungen oder Abzweigungen mittels eines farbigen Pfeils gut zu erkennen. Auch bei Birdview weist eine Sprachausgabe auf bevorstehende Streckenänderungen hin. In der Praxis zeigte sich das etwa 4000 Mark teure Birdview allerdings in kniffligen Situationen als etwas unflexibel. Den völlig unkundigen Fahrer gemimt, bog man zunächst einmal in die falsche Richtung ab, da Birdview beim Start nichts sagte. Auch weiterhin blieb die Computerstimme stumm. Per Knopfdruck (Guide) folgte sinngemäß die Auskunft, daß man sich nicht auf der richtigen Strecke befände - einen Vorschlag, was zu unternehmen sei, unterließ die elektronische Dame.

Nun mußte also doch die dargestellte Karte helfen. Nachdem das Auto gewendet war, klinkte sich die Sprachausgabe wieder ein, und wies nun den Weg zunächst einwandfrei. Allerdings scheiterte die ungehinderte Fahrt daran, daß bei einer etwas komplizierten Straßensituation die Aussage nicht eindeutig war, und prompt die falsche Richtung eingeschlagen wurde. Nun meldete sich das Navigationssystem spontan - nach einer kurzen Rechenzeit - mit einer Korrektur der Route. Daß ein elektronischer Routenführer nur so gut sein kann wie seine Software, bewies der kleine Zwischenfall, als die Stimme den Fahrer aufforderte: "rechts halten". Das ist natürlich reine Interpretationssache, was nun zu tun ist: rechts fahren oder rechts anhalten. Allerdings gilt - egal welches System den Weg zeigen soll: Auch wenn Navigationssysteme eine wirklich große Hilfe in fremder Umgebung sind, so sollte doch niemand dabei sein Gehirn ausschalten und der Technik vollends vertrauen.

Außer mit Birdview will Nissan die Kunden mit Sondermodellen zu einem Kauf eines Micra oder Almera verführen. Salsa heißt die Variante, die beim Micra für eine zusätzliche Klimaanlage, Kopf-Seitenairbags und eine Zentralverriegelung sorgt. Gegenüber dem Basis-Micra finden sich in dem seit Februar im Handel befindlichen Salsa (1,0-Liter-Benziner, 40 kW/55 PS) auch noch optische Veränderungen, wie in Wagenfarbe lackierte Außenspiegel, eine Aluoptik an der Mittelkonsole und besondere Polsterstoffe - die allerdings reine Geschmackssache sind. Der Micra ist auch als Salsa als Drei- und Fünftürer zu bekommen.

Den Almera Salsa, seit wenigen Tagen auf dem Markt, gibt es als 1,4-Liter-Benziner (55 kW/75 PS) und bietet zur Competence-Ausstattung (ABS, vier Airbags, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber) eine Klimaanlage, Sportsitze, Leichtmetallfelgen und auch andere Stoffe. Das kompakte Sondermodell ist in allen Karosserievarianten erhältlich. Der Preisvorteil der Salsa-Versionen liegt gegenüber den Basismodellen für den Micra bei zirka 2700 Mark. Für den Almera beträgt er noch einmal 1000 Mark mehr.

Welche Auswirkungen die Renault-Beteiligung für die Nissan-Modelle haben wird, wird die Zukunft zeigen. Allerdings will Nissan die Eigenentwicklung von Diesel-Common-Rail-Motoren so bald wie möglich auf den Markt bringen. Renault brauche man dafür nicht, war zu hören.

Von Marion Zellner

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