Neuvorstellung: Audi S8 quattro:Verkappter Renner

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Vor drei Jahren führte Audi den aktuellen A8 als Topmodell im Markt ein - höchste Zeit also für die Sportversion. Die wurde jetzt auf der Motorshow in Tokio vorgestellt und soll als S8 von Mitte 2006 an zu kaufen sein.

Von Jürgen Wolff

Als Motor dient dem Audi S8 ein neuer V-10-Zylinder, der das Know-how des Lamborghini Gallardo nutzt, aber in der Leistung reduziert wurde. Das 10-Zylinder-Aggregat mit FSI-Direkteinspritzung schöpft aus 5,2 Litern Hubraum 450 PS Leistung und 540 Nm Drehmoment. Die stehen schon bei 3500 1/min bereit, 90 Prozent des Drehmoments liegen bereits bei 2300 1/min an.

S wie scharf gemacht (Foto: Foto: Audi)

Den Spurt von 0 auf 100 km/h legt der Luxus-Sportler in 5,1 Sekunden hin, der Vortrieb endet bei 250 km/h - im elektronischen Begrenzer.

Aggregatszustände

Auf dem Aggregat im Lamborghini Gallardo basierend, wurde der Audi-Motor in einigen Bereichen neu entwickelt. In der Bohrung hat man ihn von 82,5 auf 84,5 mm vergrößert, der Hub beträgt 92,8 mm, der Hubraum 5204 cm³.

Mit seinem Hubzapfenversatz von 18 Grad zündet der V-10 im Abstand von 72 Grad Kurbelwinkel. Eine im V gelegene Ausgleichswelle eliminiert die freien Massenmomente erster Ordnung und trägt zu einer hohen Laufkultur bei.

Alle vier Nockenwellen lassen sich je nach Last und Drehzahl kontinuierlich um 42 Grad Kurbelwinkel verstellen, um die Füllung der Brennräume zu optimieren und damit die Leistung zu verbessern. Sie werden von wartungsfreien Ketten angetrieben und beaufschlagen die insgesamt 40 Ventile über Rollenschlepphebel.

Die FSI-Benzindirekteinspritzung macht ein hohes Verdichtungsverhältnis von 12,5 : 1 und eine entsprechend effektivere Verbrennung nach dem Lambda-eins-Verfahren möglich. Die Common-Rail-Einspritzanlage fördert den Kraftstoff mit bis zu 100 bar Druck direkt in die Brennräume.

Im zweistufigen, aus Magnesium bestehenden Schaltsaugrohr sind elektronisch gesteuerte Tumble-Klappen integriert, die die angesaugte Luft in eine Drallbewegung versetzen. Beim V-10 des S8 übernehmen vier nahe am Motor sitzende Hauptkatalysatoren die Abgasreinigung.

Der Motor gibt sich laut Audi mit 13,9 Litern Kraftstoff je 100 Kilometer zufrieden - angeblich nicht zuletzt wegen des Leichtbaukonzepts der A8-Baureihe. Der V-10 selbst bringt lediglich 220 Kilogramm auf die Waage. Mit seiner Aluminiumkarosserie, dem Audi Space Frame ASF, wiegt der S8 gerade einmal 1940 Kilogramm - inklusive des quattro-Antriebs. Beim S8 muss somit jedes PS nur 4,31 Kilogramm bewegen - das entspricht dem Leistungsgewicht eines Supersportwagens. Der Porsche Cayman S etwa kommt auf ein Leistungsgewicht von 4,56 Kilogramm.

Wie's weitergeht

Kraftübertragung und Fahrwerk des S8 wurden dem starken Motor angepasst. Ein quattro-Antrieb der neuesten Generation mit asymmetrisch-dynamischer Momentenverteilung leitet die Kräfte über ein zentrales, längs im Antriebsstrang eingebautes Mittendifferenzial an alle vier Räder.

Im Normalfall fließen 40 Prozent nach vorn und 60 Prozent nach hinten. Wenn sich die Straßenverhältnisse ändern, können bis zu 85 Prozent der Kräfte auf die hintere und maximal 65 Prozent auf die vordere Achse geleitet werden.

Serienmäßig hat der neue S8 eine sechsstufige tiptronic an Bord. Dem Charakter der Limousine entsprechend, ist die Endübersetzung der Automatik kürzer als beim A8 gewählt und auf dynamischere Gangwechsel optimiert. Über den Wählhebel kann der Fahrer den Sportmodus des Getriebes anwählen - dann wird bei noch höheren Drehzahlen hochgeschaltet.

Zudem lassen sich die Gänge auch hier manuell mit den Schaltwippen wechseln, die hinter dem Lenkradkranz sitzen.

Der Kontakt zur Erde

Eine straffere Abstimmung der Luftfederung "adaptive air suspension sport" und Anpassungen der Lenkung sollen dafür sorgen, dass Kraft und Dynamik des Antriebs auch auf der Straße ankommen. Von sieben speziellen Sensoren und einer Reihe weiterer Parameter informiert, passt sich die Dämpfung adaptiv in Sekundenbruchteilen den aktuellen Erfordernissen an.

In ihrer Steuerung sind vier Fahrmodi - automatic, comfort, dynamic und lift - abgelegt. Der Fahrer kann sie über das Terminal des Bediensystems MMI anwählen.

Die Trimmlage der Karosserie entspricht jener der "adaptive air suspension sport", die den Aufbau bereits a priori 20 Millimeter (mm) tiefer legt. Beim S8 variiert die Bodenfreiheit in drei Stufen zwischen 125 mm im comfort-Modus und 95 mm bei konstant zügiger Autobahnfahrt.

Die Lenkung mit ihrer variablen Übersetzung wurde gegenüber dem A8 um etwa zehn Prozent direkter übersetzt.

Ab Werk rollt der Audi S8 auf 20-Zoll Aluminium-Gussfelgen im S-Design. Die Breitreifen haben das Format 265/35. Für die Verzögerung sorgt eine 18-Zoll-Bremsanlage. Ihre vier Scheiben sind innenbelüftet und groß dimensioniert: An der Vorderachse weisen sie 385 Millimeter Durchmesser auf, an der Hinterachse sind es 335 mm. Die Bremssättel werden schwarz lackiert. Die vorderen tragen eine titaniumgraue S8-Plakette.

Eine weitere Option für den S8 sind die gegen Aufpreis erhältlichen Keramikbremsen.

Der Anzug und das darin

Auch optisch gibt sich der sportliche Bruder des A8 als Athlet. Die auffälligsten Änderungen finden sich am Bug. Der Singleframe-Grill, der den S8-Schriftzug trägt, ist in Platinumgrau gehalten, seine vertikalen Streben sind verchromt.

Unter dem Grill sind drei niedrige Lufteinlässe in die Frontschürze eingeschnitten. Die beiden großen Lufteinlässe unter den Scheinwerfern tragen Waben-Gitter. An den Flanken weisen neben den 20 Zoll großen Rädern und den speziellen Bremsen drei Details auf die Existenz des V-10-Motors hin: Embleme auf den Kotflügeln, Türgriffe mit Alu-Leiste und Außenspiegelgehäuse in Aluminium-Optik.

Am Heck runden ein in den Kofferraumdeckel integrierter Spoiler, eine dezente Lichtkante in der Schürze und eine Auspuffanlage mit vier elliptischen Endrohren die optischen Modifikationen ab.

Gezielte Akzente setzt der S8 auch beim Interieur. Erstmalig kommen serienmäßig Bi-Color-Sitze mit zusätzlich farbig abgesetzten Nähten zum Einsatz: Die Farbtöne für die Sitz-Mittelbahnen unterscheiden sich von denen der Wangen und der Kopfstützen.

Billig ist das sportliche Vergnügen naturgemäß nicht gerade: Wenn der S8 Mitte 2006 auf den Markt kommt, soll sein Basispreis 97.600 Euro betragen.

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