Neue Innenraumkonzepte:Jedes Gramm zählt

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Sieht so das Fahrzeuginterieur von morgen aus? Die Innenraumstudie Performance 2.0. (Foto: WGO)

Keinen Teil seines Pkw sieht der Fahrer so häufig wie den Innenraum. Doch in den Autos von morgen muss Fahrzeuginterieur mehr sein als praktisch und hübsch. Neue Materialien und Baukonzepte sollen vor allem Gewicht einsparen.

Von Wolfgang Gomoll

Um die C02-Ziele der EU zu erreichen, zählt jedes Gramm Fahrzeuggewicht. Die Karosserie hat daran großen Anteil, verliert dank neuer Materialien und Bautechniken an Masse und Volumen. Doch das stößt irgendwann an seine Grenzen. Also wird die Fahrzeug-Diät auch auf den Innenraum ausgeweitet. Der fränkische Zulieferer Brose baut beispielsweise einen neuen Vordersitz, der um 25 Prozent leichter ist als ein herkömmliches Exemplar.

Anm. der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde behauptet, dass dieser Sitz im BMW i3 Anwendung findet. Dies ist jedoch falsch. Der Autor bittet vielmals um Entschuldigung.

Bei den Leichtbau-Vordersitzstrukturen kommt neuartiger Stahl zum Einsatz. (Foto: WGO)

Die prinzipielle Vorgehensweise ist dabei nicht anders als bei der Gewichtsreduktion an anderen Autoteilen. Es geht um eine Kombination aus verschiedenen Leichtbau-Materialien - also hoch- und höchstfeste Stähle, Verbundstoffe und neue effiziente, leichtere Motoren, die zur Sitzverstellung verwendet werden. So sind bei dem neuen Gestühl die Elemente der elektrischen Sitzlehnenverstellung nicht mehr aus Metall sondern aus Kunststoff. Das Resultat ist ein Gewicht von nur mehr 300 Gramm - das ist die Hälfte dessen, was die Bauteile bei einem herkömmlichen Sitz wiegen. Die Kosten sind außerdem um ein Fünftel geringer.

Die Wandstärke des Seitenteils der Sitzstruktur ist nur noch 1,3 Millimeter dick und damit 0,9 Millimeter dünner als zuvor. Das Bauteil wiegt nur noch 15 Kilogramm. Das sind rund 30 Kilogramm weniger als zuvor. Die Technik des Sitzes ist so flexibel, dass verschiedene Varianten bei unterschiedlichen Fahrzeugmodellen eingesetzt werden können. Die Basisversion ist ein Sitz mit teil-elektrischer Verstellung, bei dem nur der Abstand zu den Pedalen per Hand justiert werden muss. Den Ingenieuren bescherte die Tüftelei 20 Patente.

Um die Verstellungstechnik von Autositzen kümmert sich auch Faurecia. Aktuell hat der französische Zulieferer eine elektronische Pumpe entwickelt, die für die Verstellung von Höhe und Sitzposition zuständig ist. Sie wiegt etwa 25 Prozent weniger als der traditionelle Hubantrieb. Auch die Sitzschienen sind um etwa ein Kilogramm leichter als bisher. Verstellbare Wangen sind ebenfalls im Angebot wie eine Massagefunktion. Die optimale Sitzposition ermittelt ein Sensor oder eine Smartphone-Kamera. Beim Audi A8 beispielsweise findet dann die Feinjustierung per MMI-Menü und Drehknopf statt.

Niedrigere Kosten, geringeres Gewicht

Im Innenraum der Zukunft wird auf Ligneos-Holzverbundstoff gesetzt (Foto: WGO)

Den Ansatz der Gewichtsreduktion weiten die Franzosen auch auf den gesamten Innenraum aus und stellen dies in einer Interieur-Studie namens Performance 2.0 vor. Statt das Trägermaterial wie üblich mit Stoff zu beziehen, wird aus beiden Komponenten ein Bauteil. Das sorgt für geringere Kosten und eine Gewichtsreduktion.

Die Stoffe im Inneren der Tür fühlen sich gut an. Ein Unterschied zu der herkömmlichen Bauweise ist nicht zu ertasten. Die Optik erhält durch eine Hintergrundbeleuchtung noch eine kleine zusätzliche Aufwertung. Ein weiterer Fortschritt ist die flache Instrumententafel mit zwei beweglichen Bildschirmen. Natur-Materialien spielen hier eine große Rolle: Neben Ligneos (einem Holz-Verbundstoff) kommt auch Kork zum bei der Auskleidung des Handschuhfachs zum Einsatz.

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