Mitsubishi Pajero Pinin:Das Schaukeln abgewöhnt

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(SZ vom 27.01.2001) Beinahe hätte das Unternehmen den Anschluss verpasst. Mitsubishi, seit Jahrzehnten mit dem Pajero eine der führenden Größen im Offroad-Geschäft, hat die Bedeutung einer neuen Kategorie von Geländeautos spät erkannt. Es ist die der kleineren Fahrzeuge, zu denen auch der RAV4 von Toyota oder der Land Rover Freelander gehören. Ihre Erfolg basiert auf der Erkenntnis, dass es einen nicht unbedeutenden Markt für so genannte SUV (sports utility vehicles, frei übersetzt sportliche Autos für alle möglichen Gelegenheiten) unterhalb der klassischen Offroader gibt.

Vor einem Jahr stellte Mitsubishi seinen Pinin vor, der eigentlich Pipin heißen müsste, der Kurze. Doch da er bei Pininfarina in Italien entworfen wurde und gebaut wird, heißt er Pinin. Bis heute konnte er die Erwartungen aber nicht erfüllen. Daran soll laut Horst Wiltmann, Geschäftsführer von Mitsubishi Motors Deutschland, nicht allein das größere Kostenbewusstsein der Käufer Schuld sein. Denn erst nach der Einführung des Dreitürers wurde Mitsubishi klar, dass zwei Drittel der in diesem Segment gekauften Autos Fünftürer sind.

Den Pinin gibt es deshalb jetzt auch mit vier Türen und einer großen Heckklappe. Um 17 Zentimeter wurden Vorder- und Hinterräder weiter auseinander gerückt, der Radstand wuchs auf 2,45 Meter - das schafft Platz im Innenraum. Zudem liegt der Pinin deutlich ruhiger auf der Straße und gibt nicht mehr jeder Bodenwelle nach. Auch optisch ist dem Pinin das Längenwachstum gut bekommen, er wirkt besser proportioniert.

Obwohl die meisten Besitzer dieser Autos nie feste Straßen verlassen, ist das mit dem Pinin durchaus möglich. Anders als die Konkurrenten von Toyota und Suzuki Grand Vitara bietet Mitsubishi keine Billigversion mit nur zwei angetriebenen Rädern an. Jeder Pinin hat die aufwendige Allradtechnik des aktuellen Pajero. Bis Tempo 100 kann der Fahrer mit einem kurzen Hebel auf dem Mitteltunnel von Zweirad-(Hinterrad-)Antrieb auf Vierradantrieb umschalten. In diesem Modus werden 80 Prozent der Antriebskraft auf die Hinterräder geleitet. Sollten die jedoch nicht mehr greifen, leitet eine Visko-Kupplung bis zu 50 Prozent der Zugkraft nach vorn.

In der nächsten Stellung des Wahlschalters wird die Visko-Kupplung überbrückt, alle vier Räder werden mit der gleichen Vortriebskraft versorgt. Diese Stellung empfiehlt sich im Gelände. Wird es dort zu steil, steht eine Geländeuntersetzung zur Verfügung. Damit geht es langsam, aber sicher auch steile Böschungen hinauf. Und trotzdem ist der Pinin kein echter Offroader, dazu fehlen ihm Differenzialsperren in den Achsen.

Aber etwas anderes zeigt sich im Gelände: Die selbsttragende Karosserie des langen Pinin ist ausgesprochen steif geraten. Das ist abseits befestigter Wege grundsätzlich nicht erwünscht, weil alle Federwege begrenzt sind und damit die Verschränkung der Achsen nicht unendlich ist. Die Leiterrahmen klassischer Geländewagen sind flexibel, verwinden sich, wodurch alle Räder länger auf dem Boden bleiben und Vortrieb leisten können. Im normalen Straßenverkehr ist aber die selbsttragende Karosserie besser. Sie nützt der Straßenlage ebenso wie der inneren Sicherheit. Nur sie kann als steife Fahrgastzelle mit verformbaren Knautschzonen vorn und hinten gestaltet werden. Im Pinin werden die vorn Sitzenden zusätzlich von Frontairbags und Seitenairbags geschützt. Im Fond sind, wie leider noch oft üblich, nur zwei Dreipunktgurte eingebaut. Der Mittelpassagier ist mit einem einfachen Beckengurt alles andere als optimal geschützt.

Nach dem Motto "Ein neues Auto braucht einen neuen Motor" steckt unter der Haube des fünftürigen Pinin ein Benzin-Direkteinspritzer mit 2,0 Liter Hubraum. Der GDi 2. 0 leistet 95 kW (129 PS) und schafft maximal 190 Nm Durchzugskraft bei 3500/min. Für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h gibt Mitsubishi 10,8 Sekunden an, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 170 km/h - Werte, die den Pinin durchaus gegen die Konkurrenz bestehen lassen.

Dabei geht der Motor sehr kultiviert an die Arbeit. Er läuft auffallend vibrationsarm. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 9,4 Liter Super auf 100 Kilometer reicht der Inhalt des 53-Liter-Tanks etwa 550 Kilometer weit. Diese Werte gelten für Handschaltung. Mit Automatik sinkt die Höchstgeschwindigkeit auf 165 km/h, der Verbrauch steigt auf 9,8 Liter, der Preis um 2500 Mark. Der Vierstufen-Automat ist erst ab der Ausstattungslinie Comfort II (Preis 40 200 Mark) lieferbar. Bereits der einfachste Pajero Pinin 2. 0 GDI bietet ABS, Airbags, Servolenkung und eine Wegfahrsperre für 38 950 Mark.

Von Peter Behse

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