Mitsubishi Pajero / Hyundai Galopper:Die Koreaner nur nicht zu weit vorpreschen lassen

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Die Japaner setzen in diesem Jahr auf die Benzin-Direkteinspritz-Motoren und die Erweiterung der Space Line

(SZ vom 25.02.1998) In den 70er und 80er Jahren betätigten sich die japanischen Automobilhersteller in Deutschland mittels einer aggressiven Marketingpolitik und gut geschnürten Ausstattungspaketen so lange als "Waldbeißer", bis sie den etablierten Herstellern Marktanteile abgerungen hatten. Nun sind aus den Jägern die Gejagten geworden: Die koreanischen Hersteller wie Hyundai, Daewoo, Kia und Ssanyong versuchen, sich auch in Europa ein größeres Stück vom Kuchen abzuschneiden - und sie setzen, wie damals die Japaner, vor allem auf günstige Preise und gute Ausstattungen.

Als besonders ärgerlich müssen japanische Hersteller die neue Konkurrenz empfinden, weil sie ihr zum Teil selbst auf die Räder geholfen haben, indem sie ihnen Knowhow, Technologie und Lizenzen verkauft haben. Das jüngste Beispiel dafür trifft nun Mitsubishi: Im Frühjahr bringt das Unternehmen den Galopper auf den Markt, einen Geländewagen, der eigentlich ein Mitsubishi ist - und dann doch wieder nicht. Der Galopper wird bei Hyundai in Korea gefertigt und auf allen Märkten dieser Welt mit dem Hyundai-Logo verkauft - mit Ausnahme von Deutschland und der Schweiz. Hier kommt der Galopper als markenloses Gefährt zu den Offroad-Fans, das nur bei den Mitsubishi-Händlern gekauft werden kann. Das macht durchaus auch Sinn, denn unter dem Blechkleid des Galopper steckt im Grunde Mitsubishi-Technik, und zwar aus dem Pajero.

Allerdings stammt die Technik nicht aus dem aktuellen Modell, sondern aus der Vorgängerversion des Pajero, die von 1983 bis 1991 verkauft wurde. Hyundai hatte damals von Mitsubishi die Produktionsanlagen gekauft und das Modell selbst weiterentwickelt, da in der Modellpalette des koreanischen Herstellers ein Geländewagen fehlte. Und dieser Pajero sollte nun als Galopper auch auf dem deutschen Markt verkauft werden. Doch anders als im Fall des Kleinbusses Mitsubishi L 300, der - ebenfalls weiterentwickelt - von Hyundai als H 100 verkauft wird, sicherten sich die Japaner die Verkaufsrechte für den Galopper, da er sonst dem aktuellen Pajero gefährlich in die Quere kommen könnte. Der ist nämlich preislich in höhere Sphären abgedriftet: 45 000 Mark für die kurze Version und mehr als 60 000 Mark für den Station sind die Regel. Den Galopper bringt Mitsubishi nun für etwas mehr als 33 000 Mark zu den Händlern.

Schön sein war noch kein Kriterium

Er ist etwas kantiger als der Pajero, da er noch aus der Zeit stammt, als Geländewagen richtige Kerle waren und nicht auch noch schön sein mußten. Als einen Billig-Pajero will man den Galopper aber dennoch nicht bezeichnet wissen.

Neues wird sich heuer auch bei der Space Line tun, jener Fahrzeugfamilie, die sich Variabilität und ein großes Raumangebot auf das Panier geschrieben hat. Der Space Star wird auf dem Genfer Automobilsalon Premiere feiern und seinen Brüdern Space Runner, Space Wagon und Space Gear vermutlich die Schau stehlen. Der Space Star ist ein Auto, das in die Reichtung des Mégane Scenic von Renault geht und auf der Plattform einer Limousine soviele Variationsmöglichkeiten wie ein Minivan bieten soll. Er wird bei NedCar im niederländischen Borm gebaut, wo als Joint venture mit Volvo auch der Carisma gefertigt wird. Der Space Star ist aber ein Eigengewächs von Mitsubishi, das nicht in Kooperation mit den Schweden entstand und nicht von Volvo unter einem anderen Namen verkauft werden wird.

Die nächsten Generationen von Space Runner und Space Wagon folgen im September und Oktober dieses Jahres. Nicht so lange warten müssen die Fans von Space-Autos auf den überarbeiteten Space Gear, das größte Fahrzeug aus der Familie, das Mitsubishi als "Raumwunder" bezeichnet. Der neue Space Gear steht schon bei den Händlern. Erkennbar ist der Space Gear vor allem an der geänderten Optik der Frontpartie: Ein neuer Kühlergrill, modifizierte Scheinwerfer und überarbeitete Stoßfänger sollen ihn kompakter und sportlicher wirken lassen - bei einer ersten Begegnung sah der Space Gear aber immer noch so aus, wie ein großer Van eben aussieht: Er kann seine Abstammung von einem Kleinbus nicht verleugnen.

Bei einer kurzen Fahrt zeigte sich aber, daß der Space Gear immer noch mit den aktuellen Großraumlimousinen, die diesen Namen wirklich verdienen, mithalten kann: Der Innenraum kann in vielfältiger Weise umgebaut werden, so daß sogar zwei ebene Liegeflächen hinter den beiden Vordersitzen entstehen. Weitere Detailverbesserungen: Der Fahrersitz ist nun höhenverstellbar und ein zusätzliches Ablagefach im Armaturenbrett. Der bekannte 2,0-Liter-Motor ist kein Ausbund an Sportlichkeit, 83 kW (113 PS) reichen aber aus, um in jeder Verkehrssituation mitschwimmen zu können.

Benzindirekteinspritzer hat Zukunft

Stolz ist Mitsubishi darauf, im Carisma den ersten Benzinmotor mit Direkteinspritzung auf den Markt gebracht zu haben. Nächstes Jahr sollen weitere Varianten, darunter eine mit 2,4 Liter Hubraum, folgen. Helmut Bauer, Pressesprecher des Mitsubishi-Importeurs MCC, glaubt, daß künftig bis zu 50 Prozent aller verkauften Autos mit Ottomotoren mit Direkteinspritztechnik ausgestattet sein könnten, deren Vorteil im günstigeren Benzinverbrauch liegt.

Mit dem Geschäftsergebnis in Deutschland war man bei Mitsubishi zufrieden: 72 000 Einheiten konnten abgesetzt werden - zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Und die Ausweitung der Modellpalette soll das Geschäft auch heuer kräftig ankurbeln. Und auf die koreanische Konkurrenz will man zukünftig auch besser achten.

Von Otto Fritscher

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