Mercedes Sportcoupé und C-Klasse T-Modell:Es lebe der Sport / Daten T-Modell

Lesezeit: 4 min

Mit einem extrovertierten Design wollen die Stuttgarter eine junge, dynamische Klientel anlocken

(SZ vom 27.01.2001) Mercedes-Benz nimmt mit Recht für sich in Anspruch das Automobil erfunden zu haben - und nun ist den Stuttgartern ein neuer Coup gelungen: Sie haben das erste Auto entwickelt, das "im Stehen fahren kann". Leider stammt diese Aussage nicht von einem Techniker, sondern ist einem Werbefilm entnommen, der die Vorzüge des neuen Coupés der C-Klasse preist. Und damit selbst der letzte Bewegungsmuffel merkt, wie dynamisch die Marke Mercedes geworden ist, war für den Zweitürer die Bezeichnung Coupé nicht markant genug. So heißt diese um 18 Zentimeter gekürzte Variante der C-Klasse nun Sportcoupé. Was aber nun nicht voraussetzt, dass Interessenten zur Markteinführung am 23. März gleich das Sportabzeichen in Gold mitbringen müssen - 47 212 Mark sind aber die Mindestvoraussetzung.

Das Design des C-Klasse Coupés ist für Mercedes-Verhältnisse durchaus extrovertiert geworden, ohne exaltiert zu wirken. Eine steil ansteigende Seitenlinie betont einen kräftigen Auftritt, große Scheinwerfer blinken aus einer massigen Frontpartie, nur der Heckspoiler wirkt aufgesetzt. Unter ihm zieht sich ein durchsichtige Scheibe zwischen den Heckleuchten hin, die einen besseren Rückblick beim Einparken erlaubt. "Ein auf der Straße lauerndes Auto mit Kraft und Biss" sehen die Marketing-Leute in dem Sportcoupé, ein Auto das immer "auf dem Sprung" ist. So schlimm benimmt sich das Coupé dann aber doch nicht, wie sich bei einer ersten kurzen Begegnung herausstellte.

Der Zweisitzer springt selbst auf schlechten Straßen nicht über Bodenwellen, auch wenn die Techniker Federung und Dämpfung straff - Mercedes würde natürlich sportlich sagen - abgestimmt haben. Das Fahrwerk legt gute Manieren an den Tag. Wer es noch härter haben möchte, kann sich entweder für das Topmodell C 230 Kompressor entscheiden, das - natürlich - ein Sport-Fahrwerk serienmäßig hat oder sich für knapp 3500 Mark das Sport-Paket Evolution gönnen. Dann wird die Karosserie vorne um 15 und hinten um fünf Millimeter tiefer gelegt, wodurch ein Sport-Fahrwerk entsteht, und als Zugaben gibt es noch einen Sport-Lederschalthebel und eine Sport-Pedalanlage sowie eine Sport-Auspuffanlage (nur C 230). Bei soviel Sport würde wohl selbst einem Diskuswerfer schwindlig.

Sportlichkeit muss natürlich auch der Innenraum ausstrahlen - und so haben die Designer allerlei Aluminium-Zierrat verbaut. Pedale mit Noppen und Sport-Sitze sollen das Gefühl, in einem Mercedes der altväterlichen Art zu sitzen, erst gar nicht aufkommen lassen. Leider sind die Sitze etwas zu schwammig, und es ist schwierig, auf Anhieb die richtige Sitzposition zu finden.

Eine wirklich pfiffige Idee ist das Panorama-Sonnendach, das sich beinahe über die gesamte Dachlänge hinzieht - allerdings sind dafür 2900 Mark extra fällig. Technisch ist das Coupé ganz auf der Höhe der Zeit: ESP, Front- und Seitenairbags plus Window-Bags sind serienmäßig. Die Zusatzausstattungsliste ist lang. Es sind Features verfügbar, die vor kurzem noch der S-Klasse vorbehalten waren wie die Linguatronic, mit der sich sogar das Autoradio bedienen lässt.

Alle Coupés werden serienmäßig mit einem Sechsgang-Getriebe ausgeliefert, das sich viel sanfter und nicht mehr so knochig wie die früheren Getriebe-Generationen von MB schalten lässt. Auf Wunsch ist auch die so genannte Sequentronic lieferbar, ein sequenzielles Sechs-Gang-Schaltgetriebe. Wahlweise ist eine konventionelle Fünf-Gang-Automatik erhältlich. Vier Motoren haben die Stuttgarter im Sortiment. Bei ersten Fahrten erwies sich der 2,0-Liter-Basismotor als ausreichend, aber er ist kein Ausbund an Spontaneität. Mit den beiden Kompressor-Aggregaten (2,0- und 2,3-Liter) geht es deutlich zügiger voran, allerdings untermalt von einem kernigen Sound. Hier die wichtigsten Daten für die einzelnen Modelle:

C 180 Sportcoupé: 2,0-Liter-Vierzylindermotor, 95 kW (125 PS), Vmax 210 km/h, Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 11,0 Sekunden, Durchschnittsverbrauch 9,4 Liter auf 100 Kilometer, Preis 47 212 Mark.

C 200 Kompressor: 2,0-Liter-Vierzylindermotor, 120 kW (163 PS), Vmax 230 km/h, Null auf 10 km/h in 9,3 Sekunden, Verbrauch 9,7 Liter Super, Preis 50 692 Mark.

C 230 Kompressor: 2,3-Liter-Vierzylindermotor, 145 kW (197 PS), Vmax 240 km/h, Null auf 100 km/h in 8,0 Sekunden, Verbrauch 10,2 Liter Super, Preis 56 144 Mark.

C 220 CDI: 2,2-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor mit Direkteinspritzung, 105 kW (143 PS), Vmax 220 km/h, Null auf 100 km/h in 10,3 Sekunden, Verbrauch 6,2 Liter Diesel, Preis 53 012 Mark.

Noch mehr Wahlfreiheit mit acht Motorvarianten bietet das neue T-Modell, das ebenfalls im März ausgeliefert wird (siehe Kasten). Es ist die dritte Variante der im Mai vergangenen Jahres vorgestellten neuen C-Klasse. Top-Modell ist der C 32 AMG, der noch nicht verfügbar ist, bei dem Mercedes allerdings den Preis mit 112 984 Mark schon mal auf die Spitze getrieben hat.

Der neue T kommt noch eleganter daher als sein schon gut aussehender Vorgänger, der seit 1996 242 000-mal verkauft worden ist. Dass das Heck nicht wie bei herkömmlichen Kombis steil abfällt, sondern sich sanft gerundet nach unten schwingt, beeinträchtigt zwar theoretisch die Laderaumkapazität, sieht aber sehr dynamisch aus. Der Stauraum ist mit einem Fassungsvermögen von 470 bis 1384 Liter für einen kleinen Kombi groß genug. Unter der ebenen Fläche wartet ein verborgenes Fach, das eine Klappbox fasst. Bisher musste man an der Ladekante eine Unebenheit überwinden, wenn man einen Koffer herausziehen wollte - das haben die Techniker glatt gebügelt. Sehr praktisch ist auch die Laderaumabdeckung, die auf einen Handgriff hin sanft zurückgleitet. Solche Annehmlichkeiten wissen C-Klasse- Käufer, die durchschnittlich 47 Jahre alt sind, zu schätzen. Auch wenn sie sportlich sind.

C 180: 2,0-Liter-Vierzylinder, 95 kW (129 PS), Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h, Null auf 100 km/h in 11,0 sec, Verbrauch 9,3 Liter Super-Benzin auf 100 Kilometer, Preis 54 223 Mark.

C 200 Kompressor: 2,0-Liter-Vierzylinder, 120 kW (163 PS), Vmax 230 km/h, Null auf 100 km/h in 9,3 sec, Verbrauch 9,5 Liter, Preis 57 626 Mark.

C 240: 2,6-Liter-Sechszylinder, 125 kW (170 PS), Vmax 235 km/h, 0 auf 100 km/h in 9,2 sec, Verbrauch 10,8 Liter, Preis 66 247 Mark.

C 320: 3,2-Liter-Sechszylinder, 160 kW (218 PS), Vmax 245 km/h, 0 auf 100 km/h in 7,6 sec, Verbrauch 10,5 Liter, Preis 77 818 Mark.

C 200 CDI: 2,2-Liter-Vierzylinder mit Turbolader, 85 kW (115 PS), Vmax 203 km/h, Null auf 100 km/h in 12,1 sec, Verbrauch 6,1 Liter Diesel, Preis 55 811 Mark.

C 220 CDI: 2,2-Liter-Vierzylinder mit Turbolader, 105 kW (143 PS), Vmax 220 km/h, Null auf 100 km/h in 10,3 sec, Verbrauch 6,2 Liter Diesel, Preis 60 122 Mark.

C 270 CDI: 2,7-Liter-Fünfzylinder mit Turbolader, 125 kW (170 PS), Vmax 230 km/h, Null auf 100 km/h in 8,9 sec, Verbrauch: 6,9 Liter Diesel, Preis 67 609 Mark.

Von Otto Fritscher

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: