Mercedes CL 500 4matic:Arjeplog und zurück

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Der neue Mercedes CL 500 4matic kommt erst im Juni zu den Händlern. sueddeutsche.de war bei den letzten Abnahmefahrten am Polarkreis dabei.

Stefan Grundhoff

Stefan Hache, Leiter der Entwicklung Gesamtfahrzeug für Mercedes S- und CL-Klasse sitzt hinter dem Steuer des schwarzen Coupés. Er blickt fröhlich auf die Instrumente, als er von der Landstraße 95 Richtung Arjeplog abbiegt. Über zwei Jahre haben die Entwicklungen an dem Allradantrieb für das Luxuscoupé gedauert.

Geplegter Drift: Im hohen Norden mussten die Regelsysteme des CL 500 4matic die letzten Prüfungen bestehen. (Foto: Foto: Pressinform)

Das Coupé als Statement

Hache ist zufrieden, der Mercedes-Vorstand ist es auch. Auf Eis und Schnee spielt der Allradantrieb des über zwei Tonnen schweren Viersitzers seine Qualitäten eindrucksvoll aus. "Mit dem neuen 4matic-Coupé der CL-Klasse kann man seine Skihütte auch einmal ohne den Geländewagen erreichen", erklärt Stefan Hache, Leiter der Entwicklung Gesamtfahrzeug für Mercedes S- und CL-Klasse, "gerade in den USA, der Schweiz und der gesamten Alpenregion hat dieses Fahrzeug für uns eine große Bedeutung."

Der Mercedes CL ist für die Kunden, denen eine Luxuslimousine wie die S-Klasse oder ein 7er BMW zu langweilig oder zu gewöhnlich sind. Mit einem Coupé setzt man ein anderes Statement. Mehr als alle anderen Coupés setzt der Mercedes CL auf Understatement. Nach einem CL dreht sich kaum jemand herum. Doch wer ihn sieht, weiß, dass hier die zeitlose Eleganz der Luxusklasse unterwegs ist - edel und teuer.

Coupés gibt es einige, doch beim Thema Allradantrieb ist die Konkurrenz überaus dünn. "Es gibt derzeit eigentlich nur den Bentley Continental GT", erzählt Hache, als er den schwäbischen Koloss sanft, aber kraftvoll auf Tempo 110 beschleunigen lässt, "der Bentley hat ein tolles Design, doch technisch setzen wir mit dem neuen CL 500 4matic Maßstäbe."

Die Tests zur Abstimmung der einzelnen Fahrwerkskomponenten sich aufwendig und fanden nach mehr als zwei Jahren nunmehr ihren Abschluss in dem diesmal alles andere als eiskalten nordschwedischen Winter - immerhin gab es südlich des Polarkreises genügend Schnee. Dort wo sich Wolf und Elch gute Nacht sagen und die Region von April bis November in einem Sommerschlaf fällt, mussten die Regelsysteme des CL 500 4matic die letzten Prüfungen bestehen.

Wenn das eigene Haus etwas abgelegener sein sollte, könnte der neue Mercedes CL 500 4matic für die Kunden in Grünwald, Malibu, Cortina und Davos genau die richtige Versuchung sein. (Foto: Foto: Pressinform)

Das Allradsystem arbeitet mechanisch

Auf den winterlichen Straßen zwischen Arvidsjaur und Arjeplog werden die Vorteile der 4matic in einem mehr als zwei Tonnen schweren Coupé schnell offensichtlich. "Wir setzen auch bei der 4matic in unserem CL auf eine feste Kraftverteilung von 45:55 Prozent zugunsten der Hinterachse", erklärt Chefentwickler Hache, "das Fahrverhalten ist auch bei rutschigem Untergrund jederzeit leicht für jedermann beherrschbar."

Anders als andere Hersteller wie BMW, Audi, Volvo oder Volkswagen setzen die Sindelfinger Entwickler auf ein mechanisches Allradsystem, das nahtlos in ABS, Schlupfregelung und Siebengang-Automatik greift. "Damit es bei rutschigem Untergrund vom Start weg zum gewünschten Vortrieb kommt, haben beide Achsen bis zu einem Drehmoment von 50 Nm einen starren Durchsatz", erklärt Dr. Andreas Faulhaber, bei Mercedes zuständig für die Regelsysteme der großen Baureihen.

Das hilft besonders beim Anfahren am Berg. Der Allradantrieb 4matic wurde an das um 20 Zentimeter verlängerte Gehäuse der Siebengang-Automatik gekoppelt. Vom Ende des Getriebegehäuses geht die Kardanwelle in einem Sieben-Grad-Winkel an die rechte Seite der Vorderachse. Die Schmierung der Ritzel geschieht nicht über ein eigenes System, sondern über den geschlossenen Hochdruckkreislauf der Automatik.

"Unser Allradsystem hat ein Mehrgewicht von gerade einmal 50 Kilogramm gegenüber dem Hecktriebler", berichtet Stefan Hache auf seiner letzten Abnahmefahrt nicht ohne Stolz, "zudem ist der Verbrauch genauso hoch wie beim normalen CL 500 - durchschnittlich 12,1 Liter auf 100 Kilometer. Das bietet kein anderer."

Es gibt größere Spritsparer in der Automobilwelt, doch knapp 2,1 Tonnen Leergewicht wollen nun einmal bewegt werden. Dass es dem CL 500 4matic nicht an Leistung mangelt, dafür sorgt der bekannte 5,5 Liter-V8 mit 285 kW / 388 PS und unspektakulär kraftvollen 530 Nm ab 2800 U/min. 0 auf 100 km/h in 5,4 Sekunden dürften weit weniger Kunden ausreizen als die auf 250 km/h begrenzte Höchstgeschwindigkeit. Der seidenweiche Langhuber hat Kraft in allen Lebenslagen und bringt sie dank 4x4 auch im Grenzbereich mit einer fast dekadenten Lässigkeit auf die Straße. Kein Regelsystem zuckt, die Bremseingriffe an den einzelnen Antriebsrädern sind feinfühlig abgestimmt.

Seidenweicher Langhuber, lässige Kraftentfaltung

Nach Jahren der Lethargie ist das Coupé-Segment zu neuem Leben erweckt. Die schönste Form automobilen Lebens findet gerade in den höheren Klassen zu alter Form zurück. Einst waren es Monteverdis, Maseratis und Lamborghinis, die die Schönen und Reichen stilecht zum Ort ihrer Wahl gebracht haben.

Wenn dieser Ort aber etwas abseits liegen sollte, könnte der neue Mercedes CL 500 4matic für die Kunden in Grünwald, Malibu, Cortina und Davos genau die richtige Versuchung sein. Wer sich für einen Mercedes CL 500 entscheidet, der kann es auch gleich für eine 4matic-Version tun. In einigen Ländern muss er das auch - weil Mercedes den CL 500 mit Heckantrieb zeitgleich entfallen lässt - zum Beispiel in Nordamerika, Italien und Nordeuropa.

Der Basispreis des CL 500 4matic liegt bei stattlichen 117.096 Euro. "Im Aufpreis von 4819 Euro zum heckgetriebenen CL 500 sind neben dem Allradantrieb aber auch Skisack, die Lederausstattung Passion, Multikontursitze und 18-Zoll-LM-Felgen enthalten", so Mercedes-Baureihensprecher Michael Allner. Die europäische Markteinführung des neuen Allradlers wird im Juni sein.

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